In der Opposition kann Abtauchen ebenfalls ein Erfolgsrezept sein. Das gilt nicht für „Neue“ wie Andreas Babler, der gerade seine „Pflöcke“ einschlägt und als Nicht-Regierungspartei alles fordert, was gut und teuer ist. Bis zum Regierungseintritt interessiert eh niemanden mehr das Geschwätz von gestern. Herbert Kickl hingegen kann sich Passivität leisten – und auch den Auftritt im „Puls 24-Bürgerforum“ absagen. Je seltener er Interviews in klassischen Medien gibt, desto besser für die Partei (wenn auch nicht für seine persönlichen Beliebtheitswerte). Die FPÖ hat ja schon früh ihre eigenen „alternativen“ Kanäle (inklusive neuem "FPÖ-TV") für ihre Botschaften aufgebaut. Trump ist Vorbild.
➤ Mehr lesen: Nehammer legt zu, Kickl verliert
Am allerbeliebtesten sind Politiker natürlich erst nach ihrem Abgang. Ist zum Beispiel Angela Merkel eine Ikone? Jein. Ihre Nachfolger kämpfen mit manchem ihrer Fehler und, ja, auch mit ihrer Passivität, etwa, was nötige Investitionen in Infrastruktur und Arbeitsmarkt betraf. Sie selbst lebte jahrelang von den harten Sozialreformen ihres Vorgängers Gerhard Schröder von der SPD recht gut.
Wie es ja überhaupt ein Phänomen ist, dass Korrekturen des Sozialsystems leichter von Sozialdemokraten umgesetzt werden können. Sie müssen laute Gewerkschaftsproteste kaum fürchten (solidarisieren sich aber in der Opposition – siehe Babler – gern komplett mit den Arbeitnehmervertretern). So konnte die konkursreife Verstaatlichte seinerzeit nur von einem SPÖ-Kanzler privatisiert und gerettet werden, und auch die Vermögenssteuer hat ein SPÖ-Finanzminister abgeschafft. Aber „Blumentopf“ gewinnt man dafür eher keinen. Schröder wurde seinerzeit abgewählt. Wolfgang Schüssel auch.
Das war warnendes Beispiel genug für Sebastian Kurz, um einer Pensionsreform aus dem Weg zu gehen. Sein Nachfolger Karl Nehammer hat Wirtschaftsminister Martin Kocher mit überfälligen Arbeitsmarktreformen scheitern gesehen. Der Professor wird sich genau ein Jahr vor der Nationalratswahl nicht mehr die Finger verbrennen (dürfen), was seine Beliebtheit aktuell gerade steigen lässt. Das Notwendige zu unterlassen, wird leider allzu oft belohnt.
Kommentare