Beim Klimaschutz ist Scheitern verboten

Die Europäische Union hält also am Ziel fest, die Treibhausgas-Emissionen bis 2030 mehr als zu halbieren (im Vergleich zu 1990). Bis 2050, so das große Ziel, soll die Europäische Union klimaneutral sein, also nicht mehr Treibhausgase wie CO2 emittieren, als die Böden und Wälder speichern können. Wir sind da nicht alleine: Auch die USA haben sich als Ziel gesetzt, jedenfalls bis 2050 klimaneutral zu sein, so wie alle anderen westlichen Industriestaaten auch. Chinas Präsident will sein Riesenreich bis 2060 klimaneutral machen.
China hatte sich ausverhandelt, dass seine Emissionen erst am Ende dieses Jahrzehnts sinken müssen, obwohl das Land inzwischen für 27 Prozent der jährlichen globalen Emissionen verantwortlich ist (die gesamte EU für nur mehr neun Prozent). Möglich war das mit dem Argument, dass für die Treibhausgase aus Kohle, Öl und Gas, die seit 1750 in die Atmosphäre geblasen wurden, China nur für einen Anteil von 12,7 Prozent verantwortlich ist, die Europäer (samt Russland, Türkei und Ukraine) aber für 33 Prozent, und Nordamerika für 29 Prozent. Bei den Klimagipfeln wurde also dem Westen eine „historische Schuld“ angerechnet, und erlaubt, dass Schwellenländer einen Aufholbedarf haben dürfen, um Wohlstand zu generieren. Ob das klug war, ist eine andere Frage.
Aus wissenschaftlicher Sicht sind all diese Ziele viel zu gering. Denn die Welt hat nur mehr eine bestimmte Menge Treibhausgasen als „Budget“ zur Verfügung, damit die Pariser Klimaziele („deutlich unter 2°C Erwärmung bleiben, möglichst bei 1,5°C“) eingehalten werden können. Dieses Budget kann man auch nicht verhandeln. Jedes Land müsste jährlich acht Prozent seiner Emissionen im Vergleich zum Vorjahr kappen, damit das 1,5°C-Klimaziel noch erfüllt werden kann. Derzeit sind wir am Weg jenseits von 3°C Erwärmung bis Ende des Jahrhunderts, mit fürchterlichen Auswirkungen auf die Flora und Fauna, in der unsere Kinder und Enkelkinder aufwachsen werden.
Immerhin gibt es keine Diskussionen mehr, ob es den von Menschen gemachten Klimawandel gibt, über den wissenschaftlichen Konsens sind sich inzwischen alle einig. Wir müssen alle fossilen Brennstoffe im Boden lassen, und das möglichst sofort. Wer hat darüber schon einmal beim Tanken nachgedacht, oder wenn die Gastherme zündet? Bill Gates schreibt über das, was jetzt alles nötig ist: „Das klingt schwierig, denn es wird schwierig sein. Die Menschheit hat noch nie etwas so Großes unternommen“.
Aber haben Sie das Gefühl, dass die Dringlichkeit und Notwendigkeit der Herausforderung verstanden wurde? Unternehmen Regierungen wirklich das, was jetzt notwendig ist? Nein? Blöd nur, dass der Sand, in den man seinen Kopf da gerne stecken würde, schon viel zu heiß ist.
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