Bei der Pflege geht’s nicht nur ums Geld

Die Finanzierungsfrage ist bei dem Reformthema eine wichtige – aber längst nicht die wichtigste.
Christian Böhmer

Christian Böhmer

Wer soll das bezahlen? Die Frage drängt sich nachgerade auf – insbesondere dann, wenn man einen Blick auf die nun von Hilfswerk und WIFO publizierten Prognosen wirft: Allein bis 2030 sollen die Netto-Kosten der Pflege von 2,09 Milliarden auf 3,78 Milliarden Euro im Jahr ansteigen. Da soll, da muss man doch schleunigst übers Geld reden, oder? Ja, muss man.

Allerdings sollte man vorher ganz dringend und sehr ernsthaft über einige andere Aspekte nachdenken.

Zum Beispiel darüber, ob wir uns genug Gedanken über die Bedürfnisse der Betroffenen machen.

Nehmen wir die zu Pflegenden: Die Mehrheit will möglichst lange möglichst zu Hause versorgt werden. Dennoch ist es eine Frage der Postleitzahl, ob demenzkranke Patienten zu Hause ein paar Stunden betreut werden oder ob ein mobiler Hospizdienst vorbeischaut.

Nehmen wir die Pfleger: Schon jetzt fehlen Hunderte. Überbordende Bürokratie und schlechte Arbeitsbedingungen vertreiben das Personal schneller als nötig. Im Gegenzug wird es Spätberufenen und qualifizierten Ausländern schwer gemacht mit dem Einstieg in die Ausbildung oder der Anerkennung der Diplome. Und da reden wir noch nicht davon, dass in der öffentlichen Debatte vorzugsweise die negativen Seiten des Jobs und zu selten die positiven wie die Sinnfrage Erwähnung finden.

Wie werden Arbeits- und Ausbildungsbedingungen im Pflegesektor attraktiver? Wie können regional bedingte Ungerechtigkeiten in der Versorgung verringert werden? Und wie kann das System nicht nur für eine Legislaturperiode, sondern auf Dauer finanziert werden? Diese Fragen muss die Regierung beantworten. Das ist viel verlangt. Aber immerhin geht’s ja um einen „Masterplan“.

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