Aufstand gegen die neuen Machthaber

Seit Jahrhunderten wehren sich Menschen gegen Überwachung. Im Netz lassen sie alles zu.
Gert Korentschnig

Gert Korentschnig

Das Handy hat uns in der Hand, nicht umgekehrt.

von Gert Korentschnig

über die totale Überwachung

Jetzt fehlt nur noch, dass, wer am Häusl sitzt, auf sein Handy Klopapier-Werbung geschickt bekommt. Weit sind wir nicht mehr davon entfernt.

Facebook und Google wissen mittlerweile alles über uns. Wann wir schlafen, was und wo wir essen, was wir im Einkaufs-Netz haben, mit wem wir befreundet sind (falls man das noch so nennen kann), wen wir dissen (im Fall von Hasspostern), was wir lesen, welche Musik wir hören. Solche Firmen sind die neuen Machthaber, die Herrscher über die Welt – mit Budgets, von denen viele nationale Regierungen nur träumen können.

So weit, so schlecht: All das hat Werner Boote auch in seinem fabelhaften Film "Alles unter Kontrolle" aufgezeigt. Nun setzt Facebook jedoch eine neue Überwachungsmethode ein und versucht, Werbekunden dafür zu begeistern: User werden über Ortungsdienste am Smartphone auch im klassischen Geschäft, das zum Glück immer noch offline ist, kontrolliert. Wenn jemand in den Supermarkt geht, was manche Menschen angeblich immer noch tun, wird von Facebook gecheckt, ob denn die Werbung gefruchtet hat und er das richtige Produkt kauft. Google macht Ähnliches schon seit Langem.

Natürlich kann man diese Tools abschalten, aber das machen vermutlich die wenigsten. Also nehmen sie in Kauf, wogegen ihre Väter, Großväter und sämtliche Vorfahren gekämpft haben: die totale Überwachung. Gegen die elektronische Gesundheitsakte Elga gibt es ebenso Proteste wie etwa gegen die Vorratsdatenspeicherung, für eine coole, fesche App opfern wir aber jede Privatsphäre. Metternich, schau oba.

Das Handy hat uns in der Hand, nicht umgekehrt. Schade, dass es noch kein Brainy gibt, denn nur mit Verstand und Vorsicht können wir uns dagegen wehren. Bis dahin wäre ein Handy-Führschein kein Fehler.

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