Alleskönnerinnen
Dass wir jetzt darüber reden, dass Frauen alles können, haben wir den Fußballerinnen zu verdanken.
Frauenfußball ist wie Pferderennen, nur mit Eseln. Das haben manche Männer bisher über Frauenfußball gesagt. Seit sich Österreichs Damen-Fußballnationalteam bei der Europameisterschaft in den Niederlanden so erfolgreich schlägt, ist das anders.
Die Fußballerinnen werden gefeiert: Sie spielen richtig guten Fußball, hört man. Sie sudern so wenig auf dem Spielfeld, liest man. Manche spielen Champions League! Sogar bei Bayern München!
Seit man dem Damen-Nationalteam in der öffentlichen Debatte zugesteht, nicht völlig talentfrei zu sein, ist auch die Gleichbehandlung der Geschlechter plötzlich wieder ein Thema. Es wird berichtet, dass Frauen in Österreich noch immer 21,7 Prozent weniger Lohn als Männer bekommen, obwohl sie gleiche Arbeit leisten und dass Frauen im Durchschnitt 40 Prozent weniger Pension bekommen wie Männer.
In der ZiB2 hat sich die Frauenministerin mit dem Nationalteam gefreut und erklärt, dass sie sich um bessere Entlohnung für Profi-Fußballerinnen kümmern werde. Und sie wurde nicht müde zu betonen, dass die Fußballerinnen Vorbilder seien, denn: "Frauen und Mädchen können alles", sagte sie. Das ist löblich, obwohl es erstaunlich ist, dass sie darauf noch immer hinweisen muss. Denn ja, Frauen können alles, was klischeehafterweise eher den Männer zugeschrieben wird. Frauen können auch Fliesenlegerin und Maurerin sein. Frauen können erfolgreich Unternehmen führen. Gerüchtweise soll es auch Frauen geben, die Reifen wechseln und einen Nagel zum Bildaufhängen gerade in die Wand einschlagen können. Sogar einparken können sie.
Dass wir jetzt darüber reden, dass Frauen alles können, haben wir den Fußballerinnen zu verdanken. Das ist großartig. Traurig ist, dass das anders wäre, wenn das Nationalteam nicht so fulminant in die Euro gestartet wäre. Hätten die Frauen nur ein kleines bisschen schwächer gespielt, würde wohl nur wieder jemand sagen: Frauenfußball ist wie Pferderennen, nur mit Eseln.
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