Warum das serbische Neujahrsfest am 14. Jänner weltweit einzigartig ist

SERBIA-RELIGION-ORTHODOX-NEW-YEAR
Trotz. Selten kann jemand diese menschliche Eigenschaft verstehen, die sehr charakteristisch für die Mentalität des serbischen Volkes ist. So begann man auch das serbische Neujahr zu feiern.

Die Serben sind ein Volk, das gerne feiert. Bei gutem Essen und Trinken wird nach ein paar Gläschen Wein gerne gesungen und sogar getanzt.

Sie feiern ihre Schutzpatronen, große religiöse Feiertage wie Ostern und Weihnachten und das neue Jahr. Sie unterscheiden sich aber auch in einigen Punkten. Jeden 13. Jänner feiern die Serben ihr serbisches Neujahr und sind damit weltweit einzigartig.

Das serbische Neujahr kann auch orthodox genannt werden, weil es von Russen, georgischen Mönchen auf dem Heiligen Berg und sogar orthodoxen Japanern gefeiert wird.

Doch was ist eigentlich "serbisch" an diesem Neujahrsfest, das nach dem julianischen Kalender am 13. Jänner erwartet wird und warum ist das serbische Neujahrsfest weltweit einzigartig?

Der Trotz. Selten kann jemand "von Außen" diese menschliche Eigenschaft verstehen, die sehr charakteristisch für die Mentalität des serbischen Volkes ist. Etwas aus Trotz tun. Eine häufige Erscheinung in der serbischen Gesellschaft. So, aus Trotz, begann man auch das serbische Neujahr zu feiern.

Der Druck

Nachdem das Königreich SHS (Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen) einen neuen gregorianischen Kalender für außerkirchliche Zwecke eingeführt hatte, reichte die Handels- und Handwerkskammer aus Zagreb 1923 eine Petition an das Ministerium für Sozialpolitik ein, in der es um die Notwendigkeit einer Angleichung des Kalenders ging. Das Feiern der Feiertage nach beiden Kalendern würde der Wirtschaft schaden, nachdem die Geschäfte "doppelt" zublieben. 

Die Kammer war zudem der Ansicht, dass die Angleichung des Kalenders auch die religiösen Unterschiede im Land verringern würde. Zudem forderten die neureichen Serben, sprich Kriegsprofiteure, den Kalender zusätzlich so anzupassen, dass sowohl Weihnachten als auch Ostern immer an Wochenenden fallen. Dadurch würden an Feiertagen keine Verluste entstehen.

Dieser Druck irritierte die Serben so sehr, dass sie 1923 anfingen, das Neujahr nach altem Kalender öffentlich und trotzig, in Restaurants und auf der Straße, als "oppositionelles Neujahr" zu feiern, obwohl es kein Nationalfeiertag war. So entstand das serbische Neujahr.

Die erste Neujahrsfeier wurde vom ersten Belgrader Event-Raum (Kasina) auf Terazije im Zentrum der Stadt organisiert. In den folgenden Jahren schlossen sich alle Cafés, Kinos, Heime für Kriegsversehrte etc. an.

Mit der Ankunft des Kommunismus in Serbien wurde die Feier des serbischen Neujahrs jedoch verboten. Unter dem Druck der staatlichen Propaganda hätten die Bürger weniger Serben und mehr Jugoslawen sein sollen. Diese Propaganda unterdrückte das serbische Neujahr, das unter Serben immer zeitig gefeiert wurde - am 1. Jänner nach dem julianischen bzw. dem 14. Jänner nach dem gregorianischen Kalender.

Heimliche Feiern

Trotz strenger Verbote, dass alle Cafés am 13. Jänner bis spätestens 22 Uhr geschlossen werden müssen, feierten die Serben weiterhin heimlich das serbische Neujahr und riskierten damit nicht nur, im Gefängnis zu landen, sondern stellten auch ihren Ruf und ihre Position aufs Spiel. Das serbische Neujahr hat jedoch bis heute alle Zwänge und Verbote erfolgreich überwunden.

Wie alle Feiertage bei Serben wird das serbische Neujahr nach Tradition und Bräuchen gefeiert. Die Serben sind ein Volk mit einer reichen Tradition, die aufgrund verschiedener historischer Umstände großen Versuchungen ausgesetzt war. Doch, gerade Tradition und Bräuche halfen Serben, ihre Identität zu wahren - trotz "riesigen Appetits" der europäischen und osmanischen Eroberer.

Obwohl viele Bräuche der Serben über einen langen Zeitraum verloren gegangen sind oder unterdrückt wurden, gibt es heute eine wachsende Tendenz, die meisten Bräuche wiederherzustellen und sie in den Kontext des modernen Lebens einzubetten. Serbische Volksbräuche werden oft von verschiedenen mysteriösen und mystischen Handlungen begleitet, die Menschen zu verschiedenen Anlässen und aus verschiedenen Gründen tun, in der Überzeugung, dass sie ihnen irgendwie nützen oder aber Glück bringen wird.

Damit die Familie, die diesen Feiertag im neuen Jahr feiert, glücklich ist, sollte ein gebratener Schweinskopf auf dem Tisch stehen. Am nächsten Tag, 14. Jänner, müssen einige kleine Arbeiten erledigt werden - ob körperlich oder geistig - um sicherzustellen, dass es im nächsten Jahr genug zu tun geben wird. Man sollte auch versuchen, im Haus nichts kaputtzumachen und wegzuwerfen, denn solche Dinge gelten als schlechtes Omen.

Abgesehen vom Familienkreis wird das Neujajrsfest traditionell in ganz Serbien auf Plätzen oder vor Tempeln und Kirchen gefeiert, mit Musik, Glühwein und großem Feuerwerk.

Zwar gab es Ankündigungen, dass in diesem Jahr über das ganze neue Jahr auf Plätzen gefeiert wird, blieb eine solche Feier corona-bedingt aus.

Diesen Artikel können Sie auch in Bosnisch/Kroatisch/Serbisch lesen: 

Kommentare