Türkei: Inflation steigt auf fast 80 Prozent

Türkei: Inflation steigt auf fast 80 Prozent
Schwache Lira, Lieferkettenprobleme und gestiegene Preise von Energie und Rohstoffen treiben Teuerungen an.

In der Türkei zieht die Inflation auf sehr hohem Niveau weiter an. Im Juli stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 79,6 Prozent, wie das nationale Statistikamt am Mittwoch in Ankara mitteilte. Analysten hatten mit einer noch höheren Inflationsrate von im Schnitt 80,2 Prozent gerechnet. Im Vormonat hatte die Inflationsrate 78,6 Prozent betragen. Auf Monatssicht stiegen die Verbraucherpreise im Juli um fast 2,4 Prozent.

Erzeugerpreise haben sich verdoppelt

Wie erheblich der Preisdruck auf vorgelagerten Wirtschaftsstufen ist, zeigen die Produzentenpreise. Sie stiegen im Juli um gut 144 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, nach rund 138 Prozent im Monat zuvor. Die Erzeugerpreise liegen also mehr als doppelt so hoch wie vor einem Jahr. Die Herstellerpreise beeinflussen die Lebenshaltungskosten der Verbraucher in der Regel mittelbar und mit Zeitverzug.

Türkei: Inflation steigt auf fast 80 Prozent

Die Inflation in der Türkei wird durch mehrere Faktoren getrieben. Seit längerem sorgt die schwache Landeswährung Lira für Preisauftrieb, da sie in die Türkei importierte Güter wechselkursbedingt verteuert. Hinzu kommen Probleme in den internationalen Lieferketten, die Vorprodukte teurer machen. Daneben steigen die Preise von Energie und Rohstoffen, vor allem wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine. Anders als viele andere Zentralbanken stemmt sich die türkische Notenbank gegen die Entwicklung nicht mit Zinsanhebungen. Fachleute nennen als Grund politischen Druck.

Tatsächliche Inflation noch höher?

Regierungsunabhängige Stimmen gehen sogar von einer noch höheren Infaltion aus. Die Untersuchungsgruppe ENAG, ein Zusammenschluss von Experten, kommt etwa auf eine Inflation von 176,07 Prozent. Der Index der Gruppe wird mehrmals am Tag berechnet. Der Untersuchungskorb ähnelt dabei dem des TÜIK, exkludiert aber Waren wie Alkohol oder Bereiche des Bildungs- und Gesundheitswesen, wo die Regierung die Preise kontrollieren kann. 

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