Rekord bei Anträgen: Immer mehr türkische Ärzte wollen auswandern
Seit längerer Zeit verzeichnet die Türkei einen sogenannten "Brain Drain" – also dass vor allem gut ausgebildete Fachkräfte das Land verlassen. Neueste Daten zeigen nun erneut eine dramatische Entwicklung bei Ärzten und Ärztinnen auf.
Die Türkische Ärztekammer (TBB) gab kürzlich die Zahl der Ärzte und Ärztinnen bekannt, die sich für das Führungszeugnis beworben haben. Das wird in der Türkei von jenen, die ins Ausland gehen und dort ihren Beruf weiterhin ausüben wollen, verlangt.
Laut den veröffentlichen Daten des TBB fragten allein im März 235 Ärzte und Ärztinnen für solch ein Führungszeugnis an. Über 700 sollen es im ersten Quartal des Jahres 2023 gewesen sein. Das ist mehr als im ganzen vergangenen Jahr - 2022 wurden noch 567 Anträge verzeichnet.
"Den schweren, unsicheren und prekäre Arbeitsbedingungen, die an den Kräften all unserer Kollegen zehren, insbesondere denjenigen, die in Erdbebengebiet tätig sind, muss endlich ein Ende gesetzt werden", heißt es in der Stellungnahme der Ärztekammer.
Der Ausgang dieser Entwicklung, so beschreibt es der stellvertretende Vorstandvorsitzende der TBB, Ali İhsan Ökten, werde nicht gut sein. "Wenn die Zahlen so weitergehen, haben in drei Jahren insgesamt 10.000 Ärzte die Türkei verlassen. Wer soll dann Patienten behandeln und Operationen durchführen?", wird er in der Tageszeitung BirGün zitiert.
Der Wunsch vieler türkischer Ärzte und Ärztinnen auszuwandern, dürften neben den schlechten Arbeitsbedingungen auch von der allgemeinen Wirtschaftslage des Landes getrieben sein. Die Türkei kämpft mit einer schweren Wirtschaftskrise und Rekordinflation. Auch wenn letztere laut offiziellen Angaben in den letzten Monaten zurückgegangen ist, bleibt die Lage schwierig. Gut ausgebildete Menschen erhoffen sich im Ausland, vor allem in Ländern wie Kanada oder Deutschland, bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen.
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