Kehrtwende bei "Zinsfeind" Erdoğan: "Strikte Geldpolitik" soll Inflation drücken

Recep Tayyip Erdoğan hält eine Rede, im Hintergrund ist eine Türkei-Fahne zu sehen
Der türkische Präsident will die enorm hohe Inflation in seinem Land auf "einstellige Werte" drücken.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan signalisiert angesichts der wieder steigenden Inflation eine Abkehr von seiner bisherigen Haltung zur Zinspolitik der Zentralbank. Diese werde die Teuerungsrate mit Hilfe einer "strikten Geldpolitik" wieder auf "einstellige Werte" drücken, sagte Erdoğan am Mittwoch. Bisher hat er sich offen als "Zinsfeind" zu erkennen gegeben und sich gegen höhere Zinsen gestemmt, da er mit billigem Geld lieber die Konjunktur anschieben wollte.

Nach seiner Wiederwahl im Mai ernannte Erdogan allerdings mit Hafize Gaye Erkan eine neue Notenbankchefin, die seither den Leitzins von 8,5 auf aktuell 25,0 Prozent heraufgesetzt hat. Die Regierung schraubte zugleich ihre Inflationsprognosen deutlich nach oben. Demnach dürften die Verbraucherpreise am Jahresende um 65 Prozent höher liegen als Ende 2022. Bisher war eine Teuerungsrate von 24,9 Prozent erwartet worden. Für 2024 wird ein weiterer Anstieg von 33 Prozent angenommen, nach bisher 13,8 Prozent.

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Verbraucherpreise stiegen um durchschnittlich 58,94 Prozent

Steuererhöhungen und die Abwertung der Landeswährung Lira haben die Inflation im August wieder in die Höhe getrieben. Die Verbraucherpreise stiegen um durchschnittlich 58,94 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt ermittelte. Der Abbau der Inflation werde einige Zeit dauern, räumte Finanzminister Mehmet Şimşek ein. "Wir sind geduldig." Die Regierung in Ankara hat die Inflation mit angeheizt: So hob sie beispielsweise die Mehrwertsteuer von 18 auf 20 Prozent an. Auch Unternehmenssteuern wurden heraufgesetzt, ebenso die auf Benzin und Diesel. Mit den erhofften Mehreinnahmen soll der Wiederaufbau nach dem verheerenden Erdbeben im Februar finanziert werden.

Daneben hat die Talfahrt der Lira die Inflation befeuert, Importe werden dadurch teurer. Der Kurs ist in den vergangenen zwei Jahren zum Dollar um rund 70 Prozent eingebrochen. Die striktere Geldpolitik soll die Währung wieder attraktiver machen für Anleger und den Kursverfall stoppen.

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