"Sind ein sehr ehrgeiziges Land": Kroatiens Rolle bei EU-Erweiterung gewürdigt

"Sind ein sehr ehrgeiziges Land": Kroatiens Rolle bei EU-Erweiterung gewürdigt
Kroatien habe das Ziel des EU-Beitritts über alle Parteigrenzen verfolgt, wurde bei einer Diskussion im Haus der Europäischen Union festgestellt.

Kroatiens Rolle als Vorreiter der EU-Erweiterung und der europäischen Integration ist am Montagabend bei einer Diskussion im Haus der Europäischen Union gewürdigt worden. "Wir sind ein sehr ehrgeiziges Land", sagte die kroatische Spitzendiplomatin, Dubravka Kobaš Lučić, anlässlich der Präsentation des Buchs "Kroatiens Heimkehr nach Europa" des langjährigen Europa-Journalisten Otmar Lahodynsky. Als einer von 16 Staaten gehöre Kroatien zu EU, NATO, Euro- und Schengenraum.

Der ehemalige EU-Agrarkommissar und spätere Berater der kroatischen Regierung, Franz Fischler, attestierte der kroatischen Diplomatie, über "ausgezeichnete Verhandler" für den EU-Beitritt verfügt zu haben. Er hätte sich dies auch für Polen gewünscht, "dann wäre es schneller gegangen", sagte Fischler. Dabei habe Kroatien vor dem EU-Beitritt eine der höchsten Subventionsraten in Europa gehabt.

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Kroatische Politiker waren alle auf einem permanenten Lobbying-Kurs für den EU-Beitritt

Der ehemalige Kroatien-Berichterstatter des Europaparlaments, Hannes Swoboda (SPÖ), sagte, Kroatien habe das Ziel des EU-Beitritts über alle Parteigrenzen verfolgt, alle Kräfte des Landes hätten an einem Strang gezogen. Dies sei in anderen Staaten am Balkan nicht der Fall, "deshalb geht auch nicht viel weiter".

Das Tempo der EU-Erweiterung und hänge auch von der politischen Konstellation und von Personen ab, sagte der Leiter der EU-Kommissionsvertretung Martin Selmayr. Im Falle Kroatiens seien alle Politiker auf einem permanenten Lobbying-Kurs für den EU-Beitritt gewesen. Als Quintessenz zeige sich, dass die Vergangenheit bewältigt werden müsse, etwa in Hinblick auf Kriegsverbrechen, und Territorialkonflikte wie zwischen Kroatien und Slowenien gelöst werden müssten. Reformen müssten irreversibel sein.

Ex-Außenminister Granić warnte vor dem Einfluss Russlands auf dem Balkan

Edith Mock, die Witwe des verstorbenen Ex-Außenministers Alois Mock (ÖVP) stellte aus dem Publikum klar, dass ihr Mann keinen Alleingang Österreichs bei der Anerkennung Kroatiens angestrebt habe. "Einen Alleingang wollte er keinen", bestätigte auch der damalige Landwirtschaftsminister Fischler. Von der Zielsetzung habe es in dieser Frage keine gravierenden Unterschiede zwischen Mock und dem damaligen Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) gegeben, die Hauptauseinandersetzung habe bezüglich der Geschwindigkeit der Anerkennung bestanden.

Der kroatische Ex-Außenminister Mate Granić warnte vor dem Einfluss Russlands auf dem Balkan. Außerdem würden die Kreml-freundliche Politik Ungarns und die illegale Migration die Situation in Südosteuropa enorm destabilisieren, sagte er. Kroatien trat 2013 als damals 28. Mitgliedstaat der EU bei, seit 2009 ist das Land Mitglied in der NATO. Im Vorjahr erfolgte Kroatiens Beitritt zur Schengen- und Eurozone.

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