Klima, politischer Islam und Flüchtlinge bereiten Österreichern Sorgen
Es gibt einen Spitzenreiter, wenn es um die größten Sorgenthemen der Österreicher geht. Auf Platz eins hat das Thema "Klimaerwärmung und Umweltfragen" die Corona-Krise abgelöst. Das geht aus dem nun veröffentlichten Integrationsbarometer hervor. Damit befragt Meinungsforscher Peter Hajek im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds seit 2015 zwei Mal im Jahr 1.000 österreichische Staatsbürger und Staatsbürgerinnen ab dem 16. Lebensjahr zu ihrer Wahrnehmung des Zusammenlebens hierzulande.
Die im August telefonisch und online durchgeführte Umfragewelle ergab, dass Integrationsthemen wieder als wichtiger wahrgenommen werden. Abgesehen von Spitzenreiter Klima bereiten die Themen "Verbreitung des politischen Islam" (30 Prozent "sehr oft"-Nennungen) und "Integration von Flüchtlingen und Zuwander/innen" (29 Prozent „sehr oft“-Nennungen) den Österreichern Sorgen. In diesem Ranking liegen diese Themen aktuell auf den Plätzen 2 und 3 - im Februar 2021 lagen sie noch auf den Plätzen 3 und 4. Auch die Sorge vor einer neuen Flüchtlingskrise wie im Jahr 2015 ist bei den Befragten seit der letzten Umfrage (Februar 2021) gestiegen. Genau die Hälfte der Befragten und damit sieben Prozent mehr als im Februar gab an, sich sehr oft bzw. öfters sich diesbezüglich Sorgen zu machen.
Raab will "patriarchale Rollenbilder aufbrechen"
Die Bewertung des Zusammenlebens von Österreichern und Österreicherinnen mit verschiedenen Migrantengruppen, worunter der ÖIF Zuwanderer/innen, Muslim/innen und Flüchtlinge versteht, sei im Vergleich zu früheren Umfragewellen stabil und wird insgesamt mehrheitlich als eher schlecht wahrgenommen. Besonders auffallend sei bei den Herausforderungen im Zusammenleben die Einstellung gegenüber Frauen, die für die meisten Befragten (55% / vgl. August 2020: 43%) als größtes Problem beim Zusammenleben wahrgenommen. Es folgen kulturelle und sprachliche Unterschiede (53%) sowie Gewaltbereitschaft und Kriminalität (52%).
"Wir sehen, dass nach der Corona-Krise die Integrations-Themen wieder stark an Bedeutung gewonnen haben. Auffallend ist, dass die Einstellung gegenüber Frauen als größtes Problem beim Zusammenleben mit Zuwander/innen gesehen wird. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir konsequent diese Problematik angehen, patriarchale Rollenbilder aufbrechen und Frauen im Integrationsbereich stärken - beides sind zentrale Punkte meiner Integrations- und Frauenpolitik", wird Integrationsministerin Susanne Raab in der ÖIF-Aussendung zitiert.
Besorgniserregend ist die Tatsache, dass die Zustimmung der Umfrageteilnehmer, es gäbe Parallelgesellschaften in Österreich, nach wie sehr hoch ist. Demnach stimmen 72 Prozent dieser Aussage zu, was im Vergleich mit früheren Umfragewellen stabil ist (August 2020: 66%, Februar 2021: 73%, August 2021: 72%).
Wer ist "gut integriert"?
Laut dem Integrationsbarometer seien zentrale Merkmale einer guten Integration ("sehr wichtig" und "eher wichtig"): Kenntnis und Anerkennung der Gesetze (89%), einer Arbeit nachgehen und selbsterhaltungsfähig sein (88%), österreichische Alltagsregeln und Werte kennen und akzeptieren (87%) sowie deutsche Sprache gut sprechen zu können (89%).
Auch nach ihren Vorschlägen im Bereich Migration und Integration wurden die Teilnehmer befragt. Die stärkste Zustimmung ("stimme sehr zu") haben demnach folgende Vorschläge: Ausbildung und Kontrolle islamischer Religionslehrer/innen durch den österreichischen Staat (45%, vgl. Februar 2021: 47%), Integrationsfördernde Inhalte des islamischen Religionsunterrichts (42%, vgl. Februar 2021: 48%) sowie der Ausbau berufsspezifischer Sprachkurse (41%, vgl. Februar 2021: 49%).
Die zuletzt in den Fokus geratene Debatte um die Vergabe der Staatsbürgerschaft floss auch in das "Integrationsbarometer" ein. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (57%) sehen die Vergabe der Staatsbürgerschaft als Ergebnis einer gelungenen Integration, während eine Mehrheit von 61 Prozent der grundsätzlichen Zulassung von Doppelstaatsbürgerschaften ablehnend gegenübersteht. Zudem lehnen 64 Prozent die Möglichkeit, die Staatsbürgerschaft schon nach sechs Jahren rechtmäßigen Aufenthalts zu vergeben, ab.
Kommentare