"Ustascha-Staat mit einem Komplex"
Im Rahmen der Pressekonferenz mit seinem österreichischen Amtskollegen und dem ungarischen Außenminister konnte sich Vulin, der für seine kontroversen Statements berüchtigt ist, noch beherrschen. Seinem Frust ließ er aber in einer Presseaussendung freien Lauf. Darin äußerte er harsche Kritik an der EU - und vor allem dem benachbarten Kroatien. Die EU sei demnach einzig darin konsequent, "sich an freien Völkern zu rächen". Kroatien nannte er einen "Ustascha-Staat mit einem Komplex".
Die Schuld dafür, dass sein Land die Russland-Sanktionen mittragen müsse, schob er den Nachbarn zu. "Den Ustascha (kroatische Faschistenbewegung im Zweiten Weltkrieg, Anm.) und ihren Verbündeten ist es nicht wichtig, ob etwas Sinn macht, sondern ob es Serbien schadet. Durch den von der Europäischen Union angenommenen Ustascha-Antrag ist Serbien gezwungen, teureres irakisches Öl zu kaufen und damit Hunderte Millionen Euro zu verlieren, die sinnvoller hätten verwendet werden können", hieß es in der Aussendung. Schlussendlich stellte Vulin darin fest, die EU habe nicht das achte Sanktionspaket gegen Russland, sondern das erste gegen Serbien beschlossen.
"Offen feindlicher Akt Kroatiens gegen Serbien"
In dieselbe Kerbe schlug auch die serbische Ministerpräsidentin Ana Brnabić. Die kroatische Staatsführung mache keinen Hehl daraus, dass sie diese Entscheidung, die alle Serben schwer treffen wird, mitgetragen hat. Vielmehr würde Kroatien damit angeben. "Dies ist ein offen feindlicher Akt Kroatiens gegen Serbien", erklärte sie in einem Interview mit dem staatsnahen TV-Sender Happy.
Diplomatischer zeigte sich ihr Boss Aleksandar Vučić. Zagreb werde Serbien nicht dazu bewegen, Sanktionen gegen Moskau zu verhängen, sagte der serbische Präsident am Rande des Gipfels in Prag. "Kroatien macht nicht unsere Außenpolitik", erklärte Vučić.
"Was sind wir, die helfenden Trotteln?"
Der kroatische Konter ließ nicht lange auf sich warten. Die Entscheidung über das Ölverbot sei nicht von Kroatien getroffen worden, lieferte der ebenfalls in Prag weilende kroatische Premierminister Andrej Plenković die Antwort auf die Anschuldigungen aus Serbien. "Es ist nicht unsere Position, es ist die Position der EU. Jedes Land, dessen Staatsoberhäupter hierhergekommen sind, sollte zuallererst das Sanktionsregime gegen Russland respektieren und sich mit der Ukraine solidarisch zeigen".
Serbien könne "nach wie vor jederzeit Öl aus jedem Land außer Russland importieren, es zu unserem Hafen auf Krk (Dort befindet sich das LNG-Terminal, Anm.) transportieren lassen und durch unsere Pipeline nach Serbien leiten, ohne dass es irgendwelche Probleme gibt". Einen Seitenhieb konnte sich Plenković allerdings nicht ersparen: "Serbien kann nicht auf zwei Stühlen sitzen und Fortschritte auf seinem europäischen Weg erwarten, während es die Sanktionen gegen Russland missachtet".
Plenković wies daraufhin, dass es unrealistisch von Serbien wäre, zu erwarten, dass sie mit einem günstigen Gas-Deal mit Putin einfach so davonkommen. "Welche Rolle spielen wir dabei: die der helfenden Trotteln?", fragte sich der Kroate vor Medienleuten. Die Rhetorik, die aus Serbien kommt, sei außer Sinnen. "Aus Serbien, von Vučić, Brnabić bzw. Bauchrednern oder Boulevardzeitungen kommt ständig eine abnorme Rhetorik. Ich habe dieses Jahr zum ersten Mal gelesen und gehört, dass ich der Häuptling der Ustascha in Kroatien bin, dass diese Regierung die 'ustaschoidste' sei. Das ist eine Rhetorik, die jeden Rahmen sprengt".
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