Erdoğan spricht nach Minenunglück in der Türkei von "Schicksal"

Erdoğan spricht nach Minenunglück in der Türkei von "Schicksal"
Teile der Bevölkerung bezeichnen den Tod von 41 Kohlewerksarbeitern allerdings als Mord und fordern eine lückenlose Aufklärung.

„Der Brand ist weitestgehend unter Kontrolle und die Evaluierungsarbeiten sind auch beendet worden“, gab der türkische Energieminister Fatih Dönmez die aktuelle Lage in Amasya in der Provinz Bartin bekannt. Freitagabend war es dort zu einem Minenunglück in einem Kohlenbergwerk gekommen. Mit Stand heute, 17. Oktober, sind dabei 41 Menschen ums Leben gekommen, neun Verletzte werden derzeit in Krankenhäusern behandelt.

Erdoğan spricht nach Minenunglück in der Türkei von "Schicksal"

Der Schock in der Türkei sitzt tief. Landesweit trauert die Bevölkerung um die Verstorbenen und wirft aber auch die Frage in den Raum: Hätte das ganze verhindert werden können? War hier Fahrlässigkeit im Spiel?

Tatsächlich gibt es einige Ungereimtheiten um das Kohlebergwerk, das eines von insgesamt fünf staatlich geführten Kohlegruben der Türkei ist. So wird seit dem Unglück ein Bericht des türkischen Rechnungshofes aus dem Jahr 2019 zitiert, in dem vor der Gefahr einer Grubengasexplosion durch hohe Methangas-Werte in der Mine gewarnt wird.

Erdoğan spricht nach Minenunglück in der Türkei von "Schicksal"

Eine Verwandte am Sarg des Verunglückten Ridwan Acet.

Der Unfall ereignete sich mutmaßlich durch eine Grubengasexplosion, so Energieminister Fatih Dönmez. Die genauen Hintergründe sollen noch geklärt werden. Andererseits kritisierte die Kammer der Bergbauingenieure, dass ihnen Daten über gewisse Werte, und ob die Sicherheitssysteme Alarm geschlagen hätten, nicht weitergegeben wurden. Dies sei verboten, heißt es. 

Mehrere schwere Unglücke in den letzten Jahren

In den vergangenen Jahren gab es in der Türkei mehrere schwere Minenunglücke, teils wegen mangelhafter Sicherheitsvorschriften. 2014 starben bei einer Explosion in einer Kohlenmine in Soma, in der Provinz Manisa in der Ägäis-Region insgesamt 301 Menschen. Daraufhin gab es mehrere Klagen wegen fahrlässiger Tötung. Drei Verantwortliche, darunter der Werksdirektor und Geschäftsführer, wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Doch bis heute wird kritisiert, dass die wahren Verantwortlichen des Unfalls, nicht zur Rechenschaft gezogen wurden.

"Die Frage, wie Bartin enden wird, kann man mit Soma beantworten", schreibt etwa Journalist Barış Terkoğlu in seinem Artikel "Ich kann jetzt schon sagen, wie das enden wird", erschienen in der Zeitung Cumhuriyet.

Zahlreiche Proteste forden eine lückenlose Aufarbeitung des Unglücks und bessere Arbeitsbedingungen für Bergwerkmitarbeiter. "Ist kein Schicksal, sondern Mord", trendet schon das ganze Wochenende in sozialen Medien.

Bezug wird damit auf eine Erklärung Präsident Recep Tayyip Erdoğans genommen. Der Präsident hatte am Samstag bei seinem Besuch in Bartin über das Unglück unter anderem folgendes gesagt: "Wir glauben an Schicksal (...). Solche Unfälle werden immer passieren, egal, was man tut."

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