Hannovermarkt: Wo man Wien mit all seinen Facetten erlebt

Hannovermarkt: Wo man Wien mit all seinen Facetten erlebt
Auf dem Markt mit seinen 55 Ständen bekommt man Yufka und Tandoori-Brot neben regionalen Bauernprodukten.

Am Hannovermarkt  kann man etwas kaufen, das sonst nirgends in Wien erhältlich ist. Etwas, das man für einen Snack braucht, der mittlerweile wohl in der ganzen Stadt ein Begriff ist. 

Die Rede ist von Yufka.  Das sind traditionelle türkische Teigblätter. Kaufen kann man sie beim Stand Acıktım Yufka. „Ich habe den Laden 2005 nach türkischem Vorbild aufgemacht, weil man Yufka hier nicht bekommen hat“, sagt Betreiberin Nezaket. „Ich bin in Wien die Einzige, die das macht.“ 

Hannovermarkt: Wo man Wien mit all seinen Facetten erlebt

Eine Geschäftsidee, die ankommt – und das nicht nur bei Muttersprachlern, die die Teigspezialität seit Kindheitstagen kennen. Auch österreichische Familien und hipp gekleidete Studenten stehen – vor allem an Samstagen, wenn am Hannovermarkt besonders viel los ist – bei Nezaket Schlange. Und nicht nur dort.  

Der Yufka-Teig wird aus Mehl, Wasser und Salz zubereitet. Nezaket produziert die Blätter in Stammersdorf (Floridsdorf).  Bei ihrem Stand  kann man sich inspirieren lassen, wie man  Yufka verarbeitet.  So bietet sie etwa „Gözleme“ an. Dafür wird der Teig  (zum Beispiel mit Schafkäse und Petersilie) belegt, zusammengefaltet und in der Pfanne angebraten. 
Das wohl bekannteste Endprodukt aus Yufka ist aber Börek. Die Teigblätter werden hierfür mit Käse oder Faschierten gefüllt und – je nach Zubereitungsart – gerollt oder geschichtet, mitunter mit einer Butter-Ei-Mischung übergossen und gebacken. 

Hannovermarkt: Wo man Wien mit all seinen Facetten erlebt

Regional bis orientalisch

Ein paar Meter weiter, bei Baghari Markt, stellen sich die Marktbesucher ebenfalls für ein besonderes Gebäck an: für Fladenbrote aus dem  Tandoor. Das ist ein spezieller Ofen, in dem die Brote gebacken werden. Auf diese wartet man gut und gerne eine Viertelstunde. 

Stände wie Acıktım Yufka und Baghari Markt existieren am Hannovermarkt neben alt-eingesessenen Wiener Lokalen wie Zum Waldviertler.  Es gibt viele Halal-Fleischereien, dazwischen den Stand Bosna Grill (der Burek, quasi das bosnische Pendant zu Börek, verkauft) und einen persischen Supermarkt. Der Feinkostladen „Vanek“, wo Gäste ein Achterl nach dem anderen trinken, hat einen Stand  mit arabischen und afghanischen Spezialitäten zum Nachbarn. 

Hannovermarkt: Wo man Wien mit all seinen Facetten erlebt

Am Samstag kommt ein Bauernmarkt dazu. Bauern aus der Region präsentieren dann ihre Waren – von heurigen Erdäpfeln für 1,50 Euro pro  Kilo, bis hin zu Salatköpfen, Freilandeiern und selbst gemachten Marillensäften. Dazu vernimmt man den Ruf:  „Aktion, Aktion. Wassermelone ein Euro.“ Frisch geschnittene, mindestens fünf Kilo schwere Exemplare suchen Käufer. 

Ein Bezirk im Umbruch

Seit 1930 gibt es den Hannovermark  – davor hieß er noch Brigittamarkt.  Heute beherbergt er auf rund 700 Quadratmetern 55 fixe Stände. 

Die Besucher sind mindestens so divers wie der Markt selbst. Er ist damit ein Spiegelbild des Bezirks, in dem er sich befindet.  Die Brigittenau galt lange als Arbeiterbezirk, mit einem hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Doch in den vergangenen Jahren scheint er sich von dem Image immer mehr zu lösen. Der Arbeiterbezirk, der zur hippen Wohngegend mit Szenelokalen wurde – das kennt man bereits vom Nachbezirk, der Leopoldstadt. 

Die gute Anbindung, die Nähe zum Donaukanal und zum Augarten sowie die (noch) recht günstigen Mietpreise locken auch Menschen aus anderen Bevölkerungsschichten in die Brigittenau. Zeuge davon wird man am Hannovermarkt – und im speziellen bei Nezaket und ihrem Yufka-Stand. 

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