Aberglauben am Balkan: Wo Kaffee verschütten zu Reichtum führt

Aberglauben am Balkan: Wo Kaffee verschütten zu Reichtum führt
Manche Sachen, die uns Großmütter im Kindesalter mit auf den Weg gaben, werden unsere Gewohnheiten wohl bis zum Lebensende bestimmen.

Auch 15 Jahre nach ihrem Tod läuten bei diesem einen falschen Schritt im Alltagsleben noch die Alarmglocken. "Immer den rechten vor dem linken Schuh anziehen, mein Sohn", pflegte meine Oma zu sagen. Als sie es zum ersten Mal tat, richtete ich meinen Blick verlegen lächelnd zu ihr, doch sie verzog ihre Mundwinkel nicht ein bisschen. Damals checkte ich es: Sie meint es tatsächlich ernst. 

Einige Jahrzehnte später, nachdem ich diese Rechts-vor-links-Angewohnheit längst verinnerlicht hatte, sollte ich herausfinden, dass diese Bevorzugung dem Koran entstammt. Der islamische Religionsstifter Mohammed höchstpersönlich habe stets die rechte Seite bevorzugt, beim Anziehen, Beten, ja gar beim Kämmen. Dieser "Rechtshang" dürfte sich am Balkan nicht nur unter den Moslems verfestigt haben.    

Ja nicht die Tasche am Boden lassen!

Die andere Oma, die rein gar nichts mit dem Islam zu tun hatte, stupste mich hingegen immer an, wenn wir einem Schornsteinfeger begegneten. "Schnell, drück einen Knopf und wünsch dir schnell was", flüsterte sie zu. Der Wunsch würde nur in dann in Erfüllung gehen, wenn man dies tut, solange der Mann in Schwarz in Sichtweite sei. Ohne Knopf auf seinem Gewand war man chancenlos, das Wunsch-Dir-Was funktioniert nur mit dem runden Teil. 

Beinahe panisch wurden beide Omas, wenn der (weibliche) Gast die (Hand)Tasche auf dem Boden liegen ließ. Das würde Armut nach sich ziehen. Arm waren für mich eher die dem Aberglaube fernen Damen, die sich mit verzogener Miene nach ihren Täschchen bücken und diese auf etwa einer Schuhkommode ablegen mussten. 

Sein Reichtum wiedererlangen könnte man, wenn man seinen Kaffee verschüttet - selbstverständlich unabsichtlich. Kaffeeverschütten bedeute nämlich Geldgewinn. Dasselbe gilt dann, wenn die linke Handfläche juckt. Pech hat man hingegen, wenn die rechte Handfläche juckt. Dann müsse man in naher Zukunft Geld ausgeben, heißt es. Jucken sollte die Nase gefälligst auch nicht - das könnte bald Prügel (womöglich auf die Nase drauf) nach sich ziehen. 

Nach dem Sonnenuntergang sollte man einige Tätigkeiten meiden, denn vermeintliches Unglück bringen bei Dunkelheit sowohl die Müllentsorgung, Wäscheaufhängung, aber auch das Fingernägelschneiden. Als absolute No-Gos gelten das Ausklappen eines Regenschirmes im fremden Heim, das Verschenken einer leeren Brieftasche oder das Töten einer Biene bzw. einer Spinne. 

Fällt dir beim Essen ein Bissen aus dem Mund, bedeute das, dass jemand in der Familie hungert oder aber, dass du unerwartete Besucher bekommst. Fällt dir aber eine Zigarette aus der Hand, könnte dies ein unverhofftes Date nach sich ziehen.  

Übrigens, ledige Damen lässt man am Balkan nie an der Tischecke sitzen. Diejenigen, die dort sitzen, werden für immer ledig bleiben. Niemand hat sich jemals getraut zu fragen, ob das auch Unglück bedeute ...

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