Geschmückter Baum am Dorfplatz: Traditionen rund um den Maibaum
Rund um den Maibaum ranken sich in Österreich mehrere Traditionen: Ob Aufstellen, Stehlen oder Kraxeln – der 1. Mai ist in Österreich mit sämtlichen Traditionen verbunden. Zeit, sich einen Überblick zu verschaffen.
Historisches
Schon im 13. Jahrhundert – genauer gesagt im Jahre 1230 – wird der erste Maibaum in Österreich beschrieben. Allerdings nicht, wie man vermuten möchte, in einer ländlichen Gegend, sondern am in der Bundeshauptstadt Wien, am Babenbergerhof in der Innenstadt, in dem Areal, wo heute „Am Hof“ ist.
Heute ist die Tradition des Maibaumaufstellens in allen Bundesländern gegenwärtig. Im niederösterreichischen Pöggstall gab es zum Beispiel im Coronajahr 2020 80 Bäume in unterschiedlichen Ortsteilen, da es keinen großen Maibaum am Dorfplatz geben durfte. Den größten Maibaum Österreichs soll es übrigens 2015 in Jochberg im Tiroler Bezirk Kitzbühel gegeben haben – er war mit 44 Metern weit höher als der Kirchturm.
Warum werden Maibäume überhaupt aufgestellt?
Lassen Sie uns einen kurzen Abstecher ins 17. Jahrhundert unternehmen. Die Zeit der Hexenverfolgungen war der Nährboden für den Wunsch nach der Vertreibung von bösen Geistern. Und so entwickelte sich die Tradition, in der Walpurgisnacht, die vom 30. April auf den 1. Mai stattfindet, einen geschmückten Baum aufzustellen, der Fruchtbarkeit und Lebensfreude verbreiten sollte. Dieser Brauch wird heute noch fortgeführt und immer wiederbelebt.
Oberhalb des geschälten und entasteten Stammes ist ein grüner Wipfel angebracht, der in Oberösterreich auch „Kratz'n“, „Gressing“, „Grotz“ genannt wird. Zwei oder drei Kränze aus Reisig sind an der Spitze angebracht, diese werden mit bunten Bändern geschmückt.
Früher galt die Birke als traditioneller Maibaum, da sie als erster Baum aus der Winterstarre erwacht und somit auch für Fruchtbarkeit steht. Heutzutage wird vor allem die Fichte als Maibaum auserkoren.
Das Maibaumfällen
Der Baum wird traditionell in der Walpurgisnacht, sprich in der Nacht vom 30. April auf den ersten Mai, gefällt. Er muss allerdings so fallen, dass die Spitze unbeschädigt bleibt. Unmittelbar nach dem Fällen wird der Baum geschäpst (entastet und entrindet) und glatt gehobelt, damit sich die Maibaumkraxler nicht verletzen.
Das Maibaum-Stehlen
Ist der Baum einmal gefällt, so muss er in der Nacht zum 1. Mai streng bewacht werden, schließlich ist der Brauch des Maibaumstehlens allgegenwärtig. Meist versuchen Gruppen benachbarter Gemeinden, den Baum des jeweils anderen Ortes zu stehlen. Der Tradition nach wird der gestohlene Maibaum mit ein paar Kisten Bier ausgelöst.
Aber Achtung – auch hier gibt es Gesetzte, die man hier nachlesen kann.
Das Maibaum-Aufstellen
Gelingt es den Baum dann erfolgreich über Nacht zu bewachen, so kann am 1. Mai das Aufstellen, meist auf dem Dorfplatz, beginnen. Ein ungeschriebenes Gesetz schreibt vor, dass das Aufstellen allein mit Muskelkraft und mithilfe von Stangen zu geschehen hat.
Vielerorts wird diese Zeremonie auch mit Musik begleitet, für die Dorf- und Jugendmusikkapellen bedeutet das Maifest eine der wichtigsten Auftritte im Jahr. Im Rahmen dieser Feierlichkeiten können sich beim Maibaum-Kraxeln die Jugendlichen in Kletterwettkämpfen messen.
Nach dem Fest zum 1. Mai, wird der Baum in manchen Orten versteigert, die Tradition besagt jedoch, dass der Baum bis zum Erntedankfest stehen bleiben muss.
Tag der Arbeit am 1. Mai: Maikundgebung im Prater
Seit 1890 ist der erste Maitag dienstfrei und ein Weltfeiertag der Arbeiterbewegung. Im Jahre 1890 fand nämlich eine der bis dato größten Kundgebungen im Wiener Prater statt, 100.000 Menschen nahmen hier teil. Das Maifest im Wiener Prater hat bis heute Tradition.
Obwohl er anfangs ein Streiktag war, gilt der 1. Mai seit 1919 als Staatsfeiertag und ist in Österreich ein gesetzlicher Feiertag. Eigentlich wird die Ausrufung der österreichischen Verfassung an diesem Tag gefeiert. Trotzdem finden nach wie vor viele sozialdemokratische Kundgebungen und Feiern an diesem Tag statt.
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