Geocaching in Österreich: Mit GPS auf Schatzsuche
Als am 2. Mai 2000 die US-Regierung die absichtliche Ungenauigkeit des GPS-Signals im nicht-militärischen Einsatz abschaltete, war das die Geburtsstunde einer Freizeitbeschäftigung, der heute, mehr als 20 Jahre später, mehr als 3 Millionen Menschen regelmäßig nachgehen, Tendenz steigend: Geocaching. Doch was ist Geocaching genau? Wo betreibt man Geocaching in Österreich am besten? Und was muss man über die Schnitzeljagd per GPS wissen?
Moderne Schatzsuche
Man muss kein Kind und auch kein Pirat sein, um Freude an einer Schatzsuche zu haben. Mehr als 3 Millionen aktive Geocacher auf der ganzen Welt beweisen das. Und jeder, der sich selbst einmal auf die Suche gemacht hat, wird schnell entdecken, dass dank Geocaching aus jedem Spaziergang ein kleines Abenteuer werden kann. Das Spielprinzip ist dabei denkbar einfach. Sogenannte Cache Owner verstecken an öffentlich zugänglichen Orten wasserfeste Behälter. In ihnen befindet sich zumindest ein Logbuch aus Papier, oft sind aber auch kleine Tauschgegenstände darin zu findet. Von diesen Behältern, den „Caches“, leitet sich auch der Begriff des Geocachings ab. Das Wort heißt übersetzt so viel wie „Zwischenlager“ und wird wie „Cash“, also Bargeld, ausgesprochen - hat damit aber nichts zu tun. Die Koordinaten des versteckten Behälters und einige Hinweise dazu, etwa zur Größe oder Erreichbarkeit des Caches, veröffentlicht er schließlich auf einer Geocaching Plattform. Die beliebteste und offizielle ist geocaching.com. Sowohl die App als auch die Plattform sind kostenlos. Registriert man sich allerdings als Premium-Member (ca. 36 Euro/Jahr) sieht man mehr Caches und kann mehr Funktionen nutzen.
Die Spieler machen sich mit ihrem GPS-Gerät auf, um die Verstecke aufzustöbern. Heutzutage braucht man dafür nicht mehr ein spezielles Gerät; das Handy mit der entsprechenden Geocaching App erfüllt diesen Zweck ebenso gut. Hat man den Cache gefunden, trägt man sich im Logbuch ein und vermerkt den Fund zusätzlich auf der Geocaching-Plattform. Der Behälter muss anschließend wieder so versteckt werden, wie er gefunden wurde. Klingt simpel? Ist es in der Praxis aber nicht immer. Denn Caches gibt es in vielen verschiedenen Formen und Größen. Sie reichen von magnetischen Nanos, die nicht mehr als einen Zentimeter groß sind bis zu Munitionskisten aus Stahl. Einige sind leicht zu entdecken und zu öffnen, für andere braucht es Geschick, Tüftelei oder manchmal auch spezielle Werkzeuge. Selbst als täuschend echte Plastik-Vögel oder Fake-Stromkästen kommen sie daher.
Kleines Geocaching Lexikon
Ein Geocache, den wohl die meisten Suchenden als „DNF“ („Did not Find“) vermerken müssen, ist gleichzeitig auch der berühmteste. Er liegt außerhalb der Erde, auf der internationalen Raumstation ISS. Neben „normalen“ Caches, die man auch „Tradis“ nennt, gibt es noch solche, die man erst nach dem Lösen von Rätseln („Mystery Caches“) oder nach Beendigung verschiedener Aufgaben („Multis“) loggen kann. Jetzt klingt die Sache schon wieder komplizierter? Keine Sorge, wenn man erst einmal die wichtigsten Begriffe draufhat und ein bisschen ein Gefühl für die Geocaching Welt entwickelt hat, ist es easy. Wer zum allerersten Mal auf eine Geocaching Tour geht, sollte am besten mit jemandem unterwegs sein, der sich auskennt, einem zeigt, wie man sich im Logbuch verewigt und einem die wichtigsten Kniffe zeigt.
- DNF („Did not Find“): Vermerk im App-Logbuch, wenn man einen Cache nicht finden konnte
- TFTC („Thanks for the Cache“): Beliebte Abkürzung im App-Logbuch, mit der man sich beim Cache Owner fürs Verstecken bedankt; gehört zur Etikette
- Multi: Cache, der aus mehreren Einzelstationen besteht
- Tradi: Herkömmlicher ("traditioneller") Cache
- Nano: Winzige Cache-Behälter; eine besonders unbeliebte, weil schwierig zu findende Variante
- Muggel: Mensch, der kein Geocaching-Eingeweihter ist; von ihnen sollte man sich nicht zuschauen lassen, damit die Caches nicht entfernt („gemuggelt“) werden
- TravelBug (TB): Gegenstand mit eigener Trackingnummer; ihn kann man mitnehmen und später in einem anderen Cache wieder ablegen
- TBH: Travelbug Hotel; Caches mit diesem Vermerk sind groß genug, um darin TBs ablegen zu können
Die Ursprünge des Geocachings
Schnitzeljagden gibt es wohl schon, seit es Spaziergänge oder zu beschäftigende Kinder gibt. Als dokumentierter Vorläufer der Schatzsuche per GPS gilt allerdings das „Letterboxing“, das man im südenglischen Dartmoor seit 1854 praktiziert. Zum Suchen und Finden benutzt man allerdings Hinweise und den Kompass statt dem Handy. Die GPS-Suche wurde erst am 20. Mai 2000 möglich. Das war der Tag, an dem die US-Regierung die absichtliche Ungenauigkeit des GPS-Signals für nicht-militärische Zwecke abschaltete. Zuvor war es Privatpersonen nur möglich, damit Koordinaten mit einer Abweichung von bis zu 100 Metern zu finden.
Heute kann man sich einer Koordinate mit einer Genauigkeit von 10 Metern nähern. Am 3. Mai 2000 versteckt der Amerikaner Dave Ulmver in Portland/Oregon die erste Plastikbox und veröffentlicht ihre Koordinaten in einer Newsgroup online. Einen Tag später fand sie Mike Teague, der Finder dokumentiert dies ebenfalls online. Geocaching war geboren. Übrigens ist an den ersten Cache Koordinaten (45° 17' 27,6'' N, 122° 24' 48'' W) bis heute ein Cache zu finden.
Geocaching in Österreich
Während der letzten Monate erfreute sich das mittlerweile 20 Jahre alte Spiel wieder zunehmender Beliebtheit. Kein Wunder, lässt sich so doch jeder Spaziergang zu einem Abenteuer machen. Caches gibt es nämlich fast überall, man muss nur die Augen offen und die App bereithalten. Allein in Wien warten mehr als 2.500 Caches auf Finder. Fürs Geocaching in Österreich gibt es hierzulande mehr als 48.000 versteckte Dosen. Dabei ist es unerheblich, ob man am Land oder in der Stadt unterwegs ist - findige Owner verstecken diese in Denkmälern und alten Telefonzellen ebenso wie im Wald. Findige Touristiker nutzen Geocaching, um Touristen an die schönsten Orte in ihrer Region zu locken.
Kommentare