Bunki, Legwa und Bahö: ein Streifzug durch die österreichische Dialektlandschaft
Einen stark ausgeprägten regionalen Dialekt zu sprechen, kann Fluch und Segen zugleich sein. Ein Dialekt ist auf der einer Seite jenes Merkmal, das uns am meisten mit der Heimat verbindet. Die Kehrseite der Medaille kann aber natürlich sein, dass man innerhalb Österreichs eben aufgrund seines Dialekts belustigende Reaktionen erntet. Ein Phänomen, das zweifelsohne damit zusammenhängt, dass regionale Dialekte nicht verstanden werden – und schon hat man das Gefühl, eine hochexotische Sprache zu verwenden. Um ein wenig Licht ins Dunkel der österreichischen Dialektlandschaft zu bringen, haben wir die sprachlichen Besonderheiten der einzelnen Dialekte zusammengefasst und die wichtigsten regional verwendeten Begriffe herausgesucht.
Bände der beliebten Asterix-Comics wurden bislang in vier österreichische Dialekte übersetzt, nämlich Wienerisch, Tirolerisch, Kärntnerisch und Steirisch.
Oberösterreich: Der Dialekt der Mostschädeln
Die Oberösterreicher bezeichnen sich selbst (vielleicht auch scherzhaft) als Mostschädeln. In diesen österreichweit bekannten Ausdruck fließt auch eine Art von sturköpfigem Verhalten mit ein, das sich darin äußert, dass sie dazu tendieren, ihre Mundart-Ausdrücke mit einer Selbstverständlichkeit in Konversationen einfließen zu lassen, auch wenn das Gegenüber diese nicht versteht. Die stark bäuerlich geprägten Dialekte sind regional wieder oft unterschiedlich, doch genau dies macht die Würze der Mundart der Mostschädeln aus.
- Bunki: Kuchen
- arschlings: rückwärts
- Gizi: Zorn, Wut
- biezln: toben, nörgeln
- Bletschn: Fieberblase
- schern: essen
Niederösterreich: das charakteristische rollende „R“
Der Dialekt des flächenmäßig größten Bundeslandes, lässt sich durch eine sprachliche Besonderheit festmachen: das rollende „R“, welches in Niederösterreich gang und gäbe ist, in den restlichen Bundesländern allerdings zu Irritationen führen kann. In Wien versteht man die Niederösterreicher gut. Die traditionellen Bauerndialekte des Waldviertels sind allerdings wieder ein Fall für sich.
- Juchee: Bergspitze
- entas: auf der anderen Seite
- rahr: angenehm
- einiwendi: innen
Burgenland: eine gesungene Mundart
Burgenland, das jüngste Bundesland Österreichs, wartet ebenso mit einem charakteristischen Dialekt auf. Er ist dem Oststeirischen sehr ähnlich und zeichnet sich dadurch aus, dass viele Worte „gesungen“ werden, also Wert auf eine langgezogene Betonung gelegt wird.
- Legwa: Marmelade
- Aompa: Kübel, Kanne
- Weunba: Weintraube
- gmui: genug
- grewetzan: rülpsen
Steiermark: ein Bellen und ein Bergdialekt
Die Steirer haben österreichweit den Ruf zu „bellen“ – wobei das vor allem auf die Einwohner der Südsteiermark zutrifft. In der westlichen Steiermark hingegen, wird ein verzwackter Bergdialekt gesprochen, der die restlichen Österreicher an ihre Grenzen stoßen lässt. Ein wenig ähnelt der steirische Dialekt der burgenländischen Mundart, trotzdem ist er ein Unikat und in ganz Österreich beliebt. Auch, wenn er nicht immer verstanden wird und etwas urig klingt.
- znaxt: letztens, unlängst
- eppa: wahrscheinlich
- Herest: Herbst
- Schochn: Wald
Salzburg: eine vielseitige Dialektlandschaft
Den Salzburger Dialekt von den benachbarten Bundesländern abzugrenzen, ist ein schwieriges Unterfangen. Während man im Flachgau ungefähr dieselben seltsamen Wörter verwendet wie in Oberösterreich oder Bayern, ähnelt der Pinzgauer-Dialekt jenem in Tirol. Ein besonderes Phänomen in Salzburg ist, dass sich in den letzten Jahren in der Jugendsprache ein ganz eigener Dialekt herauskristallisiert hat. Die Einwohner der Stadt Salzburg werden übrigens Stodinger genannt.
- gwandt: großartig, super
- naschen: gehen
- schmallern: reden
- Lobe: Geld
Kärnten: eine Verbindung zu Slowenien
Dass Kärnten an Slowenien grenzt, hört man auch beim Sprechen. Denn der „Karntner“ Dialekt weist durchaus Spuren der slowenischen Aussprache auf. Was den Kärntner-Dialekt besonders liebenswert macht, sind die Endungen der Mundart-Worte, die eine Verniedlichung darstellen.
- Gfret: Unannehmlichkeit
- Gstaudach: Gebüsch
- Reibn: Moped
- Strankalan: Fisolen
- Tschreapm: Pfanne
Tirol: eine lebendige Mundart
Der Tiroler Dialekt ist insofern spannend, als dass er sich ständig weiterentwickelt und somit lebendig bleibt. Weiters interessant ist, dass man in Tirol bemüht ist, räumliche Umgebungen mit viel Akribie zu erfassen. Als „Kar“ wird zum Beispiel eine Mulde zwischen zwei Berggipfeln bezeichnet. Vor einigen Jahrhunderten meinte man mit „Kar“ aber eine Schüssel.
- briaschn: schreien
- zulln, brilln: weinen
- dutschn: schlafen
- Psiech: Spiegelkasten
- Bichl: Hügel
Vorarlberg: die Pflege alemannischer Dialekte
Während die restlichen österreichischen Bundesländer dem bayrisch-österreichischen Sprachraum angehören, pflegen die Vorarlberger die alemannischen Dialekte. Das ist der Grund dafür, warum die Mundart sich so sehr von allen anderen Dialekten abgrenzt. Das westlichste Bundesland hat seine eigene Sprache, die man in Rest-Österreichs gar nicht versteht, weshalb gerade Vorarlberger bemüht sind, Hochdeutsch zu sprechen – was manchmal den Effekt hat, dass es wie Schwäbisch klingt.
- blägö: weinen
- reasö: reden
- Tschuppar: Polizist
- Giggölar: Hahn
Wienerisch: die Mundart der Mundln
Wien war bekanntlich über Jahrhunderte lang ein Schmelztiegel unterschiedlicher Sprachen, insbesondere des Jiddischen und des Tschechischen, durch den Bezug nach Böhmen. Heutzutage gleicht der gesprochene Wiener Dialekt immer mehr der deutschen Umgangssprache, allerdings mit nasaler Aussprache. Wenn man genauer hinsieht und beispielsweise auf den Fußballplatz geht, findet man den Original Wiener Dialekt, wie ihn Edmund „Mundl“ Sackbauer pflegt, dann doch noch.
- Bahö: Aufsehen
- hockenstad: arbeitslos
- Köch, Wickel: Streit
- Hawara: Freund, Kumpel
- Bim: Straßenbahn
Wer sich noch näher mit österreichischem Dialekt beschäftigen möchte, dem sei das Dialekt-Wörterbuch Ostarrichi ans Herz gelegt. Dort wird Wesentliches zu österreichischer Mundart zusammengetragen und für Interessierte zur Verfügung gestellt.
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