Mit dem Fahrrad pendeln. Eine Win-win-Option

Mit dem Fahrrad pendeln. Eine Win-win-Option
Das Rad ist zum Lifestyleobjekt avanciert. Immer mehr Menschen radeln auch ins Büro. Diese „Kurzstrecken“ sind mehr als gesund.

Radfahren boomt – es gibt immer mehr Anzugträger, die sich – bewaffnet mit Rucksack, Helm und Hosenbinder – vorbei an morgendlichen Staus auf der Überholspur befinden. Doch der Eindruck trügt. In Wien hat sich der Anteil bei etwa sieben Prozent eingependelt und die ehemalige „Radlerhochburg“ Graz kommt auch nicht mehr so recht in die Gänge. Dort ist 2017 die Anzahl der Radfahrer am Gesamtverkehr in den vergangenen Jahren deutlich – von 16,1 auf 14, 5 Prozent – gesunken. Die Bundesregierung verfolgt in ihrer Klimastrategie das Ziel, den Anteil des Radverkehrs an allen Wegen in Österreich bis zum Jahr 2025 zu verdoppeln und in den Ausbau von Radwegnetzen zu investieren.

Mit dem Rad in die Arbeit zu fahren, entlastet jedoch nicht nur die Abgaswerte und schont das Geldbörsel, sondern ist auch eine gesunde Sache für den Körper, geht es nach Sportmediziner Robert Fritz.

Es muss nicht immer die ganz sportliche Herausforderung sein. In unseren Köpfen ist drinnen, dass wir eine gewisse Leistung bringen müssen. Wissenschaftliche Studien belegen, auch fünf bis zehn Minuten pro Tag reichen aus, um die positiven Effekte auf die Gesundheit zu nützen. Zudem ist das Alltagsradfahren immunstärkend.

Flüssiger Ablauf.

Auch psychisch kann es nützlich sein. Wer sich nach einem anstrengenden Arbeitstag auf den Sattel schwingt, kann sich manche Stresssituation gleich wieder von der Seele strampeln. Außerdem ist es ein fabelhafter Ausgleich zum stundenlangen Sitzen auf dem Bürostuhl. Denn während hier die Rückenmuskulatur verkümmert, wird sie beim Radfahren trainiert. Um Gleichgewicht und Position auf dem Sattel zu halten, muss der gesamte Körper – also viele Muskelgruppen – ständig arbeiten.

Es macht allerdings einen Unterschied, ob man am Feldweg dahin radelt oder sich durch den Großstadtdschungel kämpft. Wichtig ist es, möglichst viele Stop & Go-Situationen zu vermeiden und dafür lieber ein paar Umwege in Kauf nehmen, um ein gut ausgebautes Radnetz zu befahren. Vorteilhaft ist das in erster Linie für einen kontinuierlichen Bewegungsablauf.

Ziel sollte eine möglichst niedrigintensive Fahrweise mit möglichst wenigen Zwischenstopps und wenig Druck am Pedal sein. „Eine kontinuierliche Tretbewegung ist wichtig, damit der Muskel immer wieder angesprochen wird“, so Fritz. Also möglichst schön gleichmäßig seine Runden drehen, dann haben sowohl Muskulatur als auch Herz-Kreislauf-System den größten Nutzen.

Mit dem Fahrrad pendeln. Eine Win-win-Option

Das gilt besonders auch für Steigungen mit anschließender Abfahrt. Zuerst fest reintreten und dann alles laufen lassen, ist genau das Falsche. „Harte Wege“ sollte man lieber mit einem niedrigen Gang fahren, sodass dadurch eine hohe Trittfrequenz mit flüssigen Bewegungen entsteht und auch beim Bergabfahren ist es besser, in die Pedale zu treten als es einfach laufen zu lassen. Denn das Um und Auf ist die Kontinuität bei etwa 80 Umdrehungen.

Bei hohen Trittfrequenzen sind die Phasen der Anspannung kürzer, sodass der Blutfluss innerhalb eines Muskels nur kurz gestört ist. Während einer Kontraktion werden die Blutgefäße komprimiert und die Zirkulation des Blutes behindert. Diese ist aber für den Sauerstoff- und Nährstofftransport wichtig. „Durch eine gute Durchblutung werden Stoffwechselzwischenprodukte wie etwa das Lactat besser abtransportiert“, erklärt der Experte.

Auch wenn Radfahren die Gelenke entlastet, klagen Patienten, die in die Praxis des Sportmediziners kommen, über Knieschmerzen und Verspannungen im Schulter und Nackenbereich.

Eine falsche Position des Sattels kann etwa Knieprobleme verursachen. Deshalb sollte sich das Kniegelenk oberhalb der Pedalachse befinden. Wichtig ist auch, dass die Hüfte beim Fahren nicht hin und her kippt, sonst bekommt man Rückenprobleme.

Wer sich garantiert richtig auf den Sattel schwingen möchte, sollte ein Radfachgeschäft mit Bikeanalyse aufsuchen. Hier werden Körper und Rad vermessen – damit alles richtig ins Rollen kommt.

  1. Helm: Er schützt nur, wenn er gut sitzt und stets geschlossen ist. Der Helm sollte leicht und durch breite Schlitze gut belüftet sein. DAs ist vor allem im Sommer wichtig. Der Kopf solte von der Stirn bis zum Hinterkopf geschützt und das Gesichtsfeld nicht eingeschränkt sein.
  2. Ausstattung: Musts sind zwei von einander unabhängige Bremsen, zwei nutzsichere Pedale mit gelben Rückstrahlern, Klingel oder Hupe, dazu ein hell leuchtender, mit dem Fahrrad verbundener Schweinwerfer (für Dämmerung und Nacht) ebenso ein rotes Rücklicht. Ein roter Rückstrahler, zwei gelbe Speichenreflektoren oder Reifen, deren Seitenwände weiß oder gelb rückstrahlend sind, runden die Liste ab.
  3. Sicherheitsabstand: Zu geparkten Autos ist immer ein Sicherheitsabstand einzuhalten - für den Fall, dass jemand die Tür öffnet.
  4. Rücksicht: Umsichtig und vorausschauend fahren. Immer auf andere Radfahrer, Autos und Fußgänger achten.

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