Brustkrebs-Tumor nach elf Tagen geschrumpft

Brustkrebs: ein Drittel aller Tumore bei Frauen
Hoffnung für Brustkrebs-Patienten: Pillen-Kombi zeigt Erfolge.

"Medikamentenkombination kann Brustkrebstumoren in elf Tagen verschwinden lassen" – diese und ähnliche Schlagzeilen in britischen und US-Medien klingen unglaublich. Anlass dafür waren erste Studiendaten, die vergangene Woche auf einem Brustkrebskongress in Amsterdam präsentiert wurden. Doch viele Mediziner warnen vor verfrühter Euphorie. "Diese Daten erregen Aufsehen, aber sie widersprechen unserer bisherigen klinischen Erfahrung. Deswegen ist es noch zu früh für eine endgültige Einschätzung", so der Gynäkologe und Brustkrebsexperte Univ.-Prof. Christian Singer (MedUni Wien/AKH Wien), der selbst in Amsterdam dabei war.

Wachstumssignale

Bei rund 15 Prozent der Brustkrebstumore befinden sich an der Oberfläche der Krebszellen viele spezielle Eiweißmoleküle (HER-2-positiv). Sie sind eine Art Antennen (Rezeptoren), die Wachstumssignale von außen an das Zellinnere weiterleiten – die Zellen teilen sich häufiger, der Tumor wächst schneller (HER2-positiver Brustkrebs).

257 Patientinnen mit diesem aggressiven Brustkrebs erhielten in einer britischen Studie nach der Diagnose entweder das Krebsmedikament Trastuzumab (bekannter unter dem Handelsnamen Herceptin) oder Lapatinib – bis zur Operation wollte man sehen, wie sich das auf die Zellteilung auswirkt. 66 Frauen bekamen in der zweiten Studienhalbzeit beide Präparate. Bei rund einem Viertel von ihnen war der Tumor dann nach elf Tagen ganz verschwunden oder zumindest stark geschrumpft – und das ohne begleitende Chemotherapie.

Gute Prognose

"Für mich sind die Ergebnisse sehr überraschend", sagt Singer: "Einerseits hat sich die eine Substanz, Lapatinib, in anderen Studien als vergleichsweise weniger wirksam gezeigt. Gleichzeitig wird bei dieser Brustkrebsform derzeit üblicherweise auch eine Chemotherapie eingesetzt." Und das schon bisher mit Erfolg: Werden vor der OP Chemo, Herceptin und ein weiterer Antikörper kombiniert, sind nach mehreren Monaten bei bis zu 60 Prozent der Frauen keine Tumorzellen mehr nachweisbar. "Diese Patientinnen haben eine sehr gute Prognose."

Natürlich wäre eine zielgerichtete Therapie ganz ohne Chemotherapie ein großer Fortschritt, so Singer: "Aber das ist bei dieser Brustkrebsart noch in weiter Ferne. Diese ersten Daten müssen erst bestätigt werden. Und der Umstand, dass einige der Tumore nach elf Tagen weg waren, heißt noch nicht unbedingt, dass die Patientinnen auch langfristig tumorfrei bleiben."

Schon heute benötigt die Mehrzahl der Brustkrebspatientinnen – jene mit hormonabhängigen Tumoren – ohnehin keine Chemotherapie mehr: Wird das Tumorwachstum durch weibliche Sexualhormone (Östrogene) stimuliert, erhalten sie eine "antihormonelle Therapie" – sie stoppt Östrogenproduktion und Tumorwachstum.

Krebs in Zahlen:

  • 5521 Frauen und 73 Männer erkrankten 2012 in Österreich an Brustkrebs (Statistik Austria).
  • 12- mal so viele Frauen, 67.256, und 570 Männer lebten Ende 2012 mit Brustkrebs.
  • 30 % So hoch ist der Brustkrebs-Anteil an allen Krebserkrankungen von Frauen (Männer: 1 % Anteil).
  • 5 Jahre nach der Diagnose leben heute mehr als 80 Prozent der Frauen.
  • 90 Prozent der Fälle werden bei Früherkennung geheilt.

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