Längerer Schlaf, weniger Erkältungen
Schlaf dich gesund – dieser Ausspruch aus der Volksmedizin bekommt angesichts aktueller Forschungen mehr Gewicht. Eine neue Studie zeigt: Wenig Schlaf macht Menschen deutlich anfälliger für Erkältungen. In einer Studie der University of California mit 164 Teilnehmern steigerte ein Schlafdefizit das Risiko für Schnupfen deutlich.
Wer weniger als sechs Stunden pro Nacht schlief, war 4,2 Mal so anfällig für eine Erkältung wie jemand mit mindestens sieben Stunden Schlaf. Wer weniger als fünf Stunden schlief, war sogar 4,5 Mal stärker gefährdet. Insgesamt hatte der Schlaf viel größeren Einfluss als Alter, Ernährung, Stress oder Rauchen, wie die Forscher im Fachblatt Sleep berichten.
Stress für den Körper
Wissenschaftler wissen schon länger, dass es im Schlaf um mehr geht als "nur" um Regenerationsprozesse. Während des Schlafs ist auch das Immunsystem hochaktiv und die Zahl der natürlichen Abwehrzellen steigt. Das Immunsystem schüttet besonders viele immunaktive Substanzen und Botenstoffe aus. Somit stehen auch die Abwehrkräfte in Verbindung mit Dauer und Qualität des Schlafes.
"Jede Schlafstörung ist Stress für den Körper", erklärt Schlafmediziner Univ.-Prof. Bernd Saletu. Bei Stress werde Cortisol ausgeschüttet. "Je schlechter wir schlafen, desto mehr reduziert das die Abwehrkraft des Körpers, das Immunsystem wird gefordert." Cortisol ist eigentlich ein Wachhormon, das am Vormittag seine höchste Konzentration erreicht.
Forscher der Uni Tübingen fanden vor zwei Jahren heraus, dass vor allem der Schlaf in der ersten Nachthälfte am Aufbau der Erinnerung unseres Immunsystems beteiligt ist. Sie injizierten Teilnehmer einer Studie einen Impfstoff und ließen sie dann unterschiedlich lang schlafen. Wer ausreichend geschlafen hatte, hatte einen deutlich höheren Impfschutz gegenüber den Kurzschläfern.
Günstiger Mittagsschlaf
Doch auch der Wert des Schlafes tagsüber wird immer höher. Griechische Forscher konnten nun zeigen, dass ein Mittagsschlaf langfristig positiv auf die Blutdruckwerte wirkt. Die aktuelle Studie wurde jetzt beim europäischen Kardiologenkongress in London präsentiert. Das Team hatte bei 386 Bluthochdruck-Patienten untersucht, wie sich eine unterschiedliche Mittagsschlafdauer auswirkte.
Jene Teilnehmer, die sich eine Siesta gönnten, hatten einen um fünf Prozent niedrigeren 24-Stunden-Blutdruckwert als die Kontrollgruppe. Auch der durchschnittliche systolische Wert (oberer Messwert beim Blutdruckmessen) sank tagsüber um vier Prozent, nachts sogar um sechs Prozent. "Das ist angesichts der Tatsache beträchtlich, als bereits eine geringe Senkung des systolischen Werts das Risiko eines kardiovaskulären Ereignisses um zehn Prozent reduzieren kann", sagt Studienautor Manolis Kallistratos.
Bemerkenswert war auch, dass die Länge des Schlafs in direktem Zusammenhang mit dem positiven Effekt stand: Wer zu Mittag 60 Minuten schläft, reduzierte seinen 24-Stunden-Blutdruckwert um vier Prozent gegenüber jenen, die mittags kein Schläfchen einlegten.
Buchtipp: Bernd Saletu, Susanne Altmann, Faszination Schlaf. Schäfchen zählen war gestern, Verlag Maudrich, 22,90 €.
Kommentare