Vielleicht erinnern wir uns zuerst einmal zurück: Im vergangenen Sommer schworen zwei Elfjährige Stein und Bein, in der Drau ein Krokodil gesehen zu haben. Es habe sich ihren am Ufer liegenden Kleidern genähert und in die rosaroten Crocs gebissen, ehe es auf Nimmerwiedersehen verschwand. Die Aufregung war groß: Ein Krokodil in einem heimischen Fluss? „Wenn wir da das neue Labor schon gehabt hätten, wären die Analysen viel schneller gegangen“, sagt Elisabeth Haring. Sie war es, die damals auf den Kinderschuhen nach Krokodil-DNA suchte und heute die Direktorin der neuen Zentralen Forschungslaboratorien des Naturhistorischen Museums Wien NHM ist.
APA9175112 - 23082012 - SACHSENBURG - ÖSTERREICH: ZU APA 0102 CI - Zwei elfjährige Kinder haben am Mittwoch, 22. August 2012, in der Drau nahe Sachsenburg (Bezirk Spittal/Drau) in Kärnten angeblich ein Krokodil gesehen. Die Kinder haben der Polizei erzählt, dass sie sich auf einer Insel im Fluss befanden, als sich das Reptil ihren am Ufer liegenden Kleidern näherte, hineinbiss und wieder verschwand. Ein Experte des Reptilienzoos Klagenfurt vergleicht am Donnerstag, 23. August 2012, einen mitgebrachten Krokodilzahn mit Bissspuren an einer Sandale. APA-FOTO: MARCO RIEBLER
Zentrale Forschungslaboratorien? „Bei Ausstellungen ist das NHM international konkurrenzfähig“, sagt dessen Direktor
Christian Köberl. „Bei der Forschung aber bedarf es einer Aufhol-Aktion.“ Und die wird jetzt mit den Zentralen Forschungslabors gestartet – ein neuer Reinraum für DNA-Analysen und ein neuer Geräte-Fuhrpark sollen den Wissenschaftlern helfen, in die Forschungsspitze vorzustoßen. Soweit der Plan.
Adäquate Ausstattung
„Das NHM Wien ist eine der größten außeruniversitären Forschungseinrichtungen Österreichs. Daher ist es unbedingt notwendig, dass die Ausstattung adäquat und die Gerätschaften ‚state of the art‘ sind“, sagt Köberl. „Der Austausch des Geräte-Fuhrparks war höchst an der Zeit“. Schließlich verwende auch niemand einen 35 Jahre alten Fernseher.
Das Geld für die neuen Geräte – 1,57 Millionen Euro – kommt vom Kulturministerium (BMUKK). Warum man das Geld zur Verfügung gestellt hat, begründet die zuständige Ministerin, Claudia Schmid, so: „Es gibt so viele Geheimnisse in Museen, Geheimnisse, die in Erkenntnisse verwandelt werden können. Doch dazu braucht es moderne Infrastruktur.“
Eine „eierlegende Wollmilchsau“, so nennt
Franz Brandstätter, der Direktor der Mineralogisch-Petrographischen Abteilung, das neue Rasterelektronen-Mikroskop. Es ermöglicht die 10- bis 300.000-fache Vergrößerung von Objekten. Das macht das Gerät auch für Geologie, Biologie, Anthropologie, Prähistorie, Kunstmuseen und Konservatoren interessant. Die neue Elektronenstrahl-Mikrosonde wiederum sei überhaupt das modernste Gerät in
Österreich. Es verrät, wie bestimmte chemische Elemente in einer Probe verteilt sind – zum Beispiel in einem Fragment des Meteoriten, der vor Kurzem in
Russland eingeschlagen ist. Jetzt können die Forscher regelrecht in diesen Meteoriten aus
Chelyabinsk hineinzoomen. „Dieses neue Gerät ist ungefähr so, als hätten wir unseren 20 Jahre alten Kühlschrank durch einen neuen ersetzt, den man vom Mond aus programmieren kann“, erklärt
Dan Topa, Operator für analytische Elektronenmikroskopie im NHM.
Ausgestattet mit der modernsten
Hardware, hoffen die Wissenschaftler am NHM nun auf verstärkte Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Universitäten und Institutionen. Und auch das eingangs angesprochene, renovierte DNA-Laboratorium mit seinen neu geschaffenen Reinraum sei für das Museum von essenzieller Bedeutung, sagt
Köberl. Hier können nicht nur Stammbäume errechnet und die DNA von Problem-Bären und harmlosen Bären unterschieden werden. Immer wieder übernimmt das DNA-Labor des NHM auch Auftragsarbeiten: die eindeutige Artbestimmung aus Blutspuren illegal abgeschossener Seeadler etwa, oder die Krokodil-DNA-Bestimmung auf zerbissenen
Crocs, die sich dann doch als Haushund-DNA entpuppt.
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