Flüssiges Wasser? Vielleicht. Forscher finden Erde-II-Kandidaten

Ob es tatsächlich Leben auf diesen Planeten gibt, das kann Lisa Kaltenegger noch nicht sagen. So viel aber steht fest: Ein Wissenschaftler-Team hat jetzt die bisher aussichtsreichsten Kandidaten für lebensfreundliche Planeten in einem anderen Sonnensystem entdeckt. Und der Shootingstar unter den österreichischen Astrophysikern war dabei.
Lisa Kaltenegger, 36, die im Vorjahr den wichtigsten deutschen Nachwuchsforscher-Preis, den Heinz-Maier-Leibnitz-Preis, erhielt stammt aus Kuchl, arbeitete bei der ESA und wurde mit 27 nach Harvard abgeworben. Mittlerweile hat sie eine eigene Forschergruppe am Max-Planck-Institut in Heidelberg, die an der Entdeckung der potenziellen Erde II beteiligt war. „Erstmals haben wir zwei Planeten, deren Größe darauf schließen lässt, dass es sich um Fels-Planeten handelt und die in der sogenannten habitablen Zone ihren Stern umkreisen, wo also flüssiges Wasser vorkommen kann“, sagt Kaltenegger. Weil das Kepler-Teleskop, das seit 2009 Planeten sucht, diese Erdähnlichen entdeckt hat, erhielten sie die Namen Kepler-62e und -62f.
Was die österreichische Astronomin und ihre Kollegen über die Kandidaten für eine zweite Erde bereits wissen, ist im Fachmagazin Science nachzulesen: 62e und 62f sind Teil eines Systems mit fünf Planeten im Sternbild Leier etwa 1200 Lichtjahre von der Erde entfernt. Im Zentrum steht ein Stern – ein wenig kleiner und kühler als unsere Sonne, den die beiden Planeten in 122 bzw. 267 Tagen umkreisen. Der Radius von Kepler-62e ist 1,6-mal so groß wie jener der Erde, der von Kepler-62f 1,4-mal so groß. „Zwei Erd-Radien sind eine ganz wichtige Grenze“, erklärt Kaltenegger. Dann sei die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Fels-Planeten handelt, sehr groß. „Bisher waren noch keine so kleinen Planet in der habitablen Zone rund um einen anderen Stern bekannt.“
Es war die junge österreichische Vorzeige-Wissenschaftlerin, die im Zuge der Erforschung des Planetensystems berechnet hat, ob 62e und 62f noch in der habitablen Zone liegen. Entscheidend dabei ist, ob flüssiges Wasser vorkommen kann. Das gilt als Voraussetzung für Leben – zumindest für uns bekanntes. Außerdem hat Kaltenegger Atmosphären-Modelle für die beiden Planeten entwickelt.
Sie kam zum Schluss, dass Planeten mit einem größeren Radius als die Erde (also auch Kepler-62e und Kepler-62f) bei gleicher chemischer Zusammensetzung höchstwahrscheinlich vollständig von einem Ozean bedeckt wären. Ob man dann in der Atmosphäre Anzeichen von Leben entdecken könnte, klärt sie derzeit in einer weiteren Arbeit, tendiert aber zu „Ja“. So viel ist für sie bereits sicher: „Es war sehr aufregend für mich, bei dieser bahnbrechenden Entdeckung der Kepler-Mission dabei gewesen zu sein.“
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