Suchhilfe für die richtige Therapie

Die Anwendungsgebiete der physikalischen Therapie sind sehr vielfältig
Eine neue Website hilft Ärzten und Patienten, die passenden Therapien für die jeweilige Diagnose zu finden.

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Leiden bei den Österreichern – allerdings greifen viele am liebsten zu Schmerzmitteln. Andere sind von der Fülle an physikalischen Therapien schlicht überfordert. Auch Eigenrecherchen im Internet sorgen oft für mehr Verwirrung als Aufklärung.

Die Österreichische Gesellschaft für physikalische Medizin und Rehabilitation (ÖGPMR) hat nun eine Online-Orientierungshilfe entwickelt, die Ärzten wie Patienten die passenden Therapien für die jeweilige Diagnose anzeigt.

Der Präsident der ÖGPMR, Prim. Univ.-Prof. Anton Wicker, erklärt das Prinzip anhand eines Beispiels: „Nehmen wir an, ein Patient leidet unter Arthrose des Kniegelenks – einer sogenannten Gonarthrose. In diesem Fall reichen wenige Klicks auf unserer Website, um dem Arzt zu zeigen, dass es eine Fülle möglicher Therapien wie Einzelheilgymnastik, Elektrotherapie für Schmerzreduktion und Muskelaufbau, Kälteanwendungen oder Ultraschalltherapie gibt."

Vielfältig

Die Anwendungsgebiete der physikalischen Medizin sind so vielfältig wie ihre Methoden. Sie reichen von Stoffwechselerkrankungen über Leiden des Atmungssystems, der Verdauung bis hin zu klassischen Anwendungsgebieten: Erkrankungen des Muskel-Skelett-Apparates, des Nervensystems sowie die Rehabilitation nach Erkrankungen, Operationen und Unfällen.

Für die Entwicklung der Orientierungshilfe wurden mehr als 600 Studien, Reviews und Metaanalysen gesichtet und mit den einzelnen Diagnosen sowie mit 50 Therapiemöglichkeiten digital verknüpft. So kann jeder die passenden Therapien für sein Leiden abrufen. Außerdem informiert die Website über den Wirksamkeitsnachweis und die Aussagekraft der Studien. Die Daten werden laufend aktualisiert. Wicker betont allerdings: „Der Arzt entscheidet letztendlich, welche Therapiemodalität er wählt."

Steigerung

Der Bedarf für eine solche Online-Hilfe liegt für die ÖGPMR auf der Hand: Allein in den Ordinationen der physikalischen Ärzte in Wien werden jährlich 60.000 Patienten behandelt. Der Obmann der Bundeskurie Niedergelassene Ärzte, Johannes Steinhart, erklärt: „Berechnungen zufolge wird der Bedarf allein in Wien bis zum Jahr 2015 um mehr als acht Prozent steigen."

Österreichweit werden jährlich etwa 71.000 Fälle bei 26 Vertragsärzten in Wien und Kärnten verzeichnet – in den übrigen Bundesländern gibt es derzeit keine Vertragsärzte. Hier wird ein Großteil der Patienten in physikalischen Instituten oder Kureinrichtungen behandelt – hierzu liegen aber keine Zahlen vor. Bundesweit sind derzeit 294 Fachärzte für physikalische Medizin registriert.

Mehr Zuwendung, weniger Medikamente

Im Rahmen einer aktuellen Studie am Hanusch-Krankenhaus und an der MedUni Wien wurden die Erfolge von physikalischer Therapie bestätigt. Dabei erhielten 114 Patienten mit Erkrankungen des Bewegungsapparates eine physikalische Kombinations­therapie. Zwei Drittel benötigten danach keine (Schmerz-)Medikamente mehr.

Die Erfolge zeigten sich schon nach der ersten Therapieserie. Johannes Steinhart, Obmann der Bundeskurie Niedergelassene Ärzte: „Bei 41 Prozent der Patienten haben sich die Schmerzen bereits nach der ersten Therapieserie deutlich verbessert. Ihre Beweglichkeit konnte um 34 Prozent gesteigert werden." Das hat sich auch auf die Lebensqualität ausgewirkt: Diese wurde von 27 Prozent der Patienten schon nach zehn Anwendungen als besser bewertet.

Gleichzeitig sei es durch den Einsatz physikalischer Medizin möglich, die medikamentöse Therapie zu reduzieren: 61 Prozent der Probanden benötigten keine (Schmerz-)Medikamente mehr.Prim. Univ.-Prof. Anton Wicker, der Präsident der ÖGPMR, führt das nicht nur auf die jeweiligen Therapien zurück, sondern auch auf das Prinzip der physikalischen Medizin: „Der Patient wird aktiv gefordert. Auch die direkte Zuwendung löst schon Heilungseffekte aus."

Weiterführende Links

Kommentare