Mit guter Haltung groß werden

Richtig: Die Füße stehen mit der ganzen Sohle am Boden, der Winkel zwischen Bauch und Bein passen
Die Gesundheit des Rückens wird schon in der Kindheit geprägt. Die richtige Vorsorge macht den Unterschied.

Für ein gesundes Kind sind Rückenschmerzen kein Thema. Doch schwere Schultaschen, die noch dazu schlampig getragen werden, und stundenlanges Sitzen in der Schule führen früher oder später zu Haltungsfehlern – und folglich zu Problemen. Besonders, wenn zu wenig Bewegung zum Ausgleich gemacht wird. Die Kinder- und Jugendorthopädin Karin Riedl vom Orthopädischen Spital Speising gibt wichtige Tipps, worauf Eltern und Schüler achten sollten: "Nach der Önorm sollte eine Schultasche nicht mehr als 1200 Gramm Leergewicht haben. Wenn die Tasche voll ist, sind bis zu 15 Prozent des Körpergewichts unbedenklich." Die Schultasche eines 40 Kilogramm schweren Kindes sollte also idealerweise nicht mehr als sechs Kilogramm wiegen.

Trageweise

"Wichtig ist das richtige Packen: Schwere Bücher sollten rückennah und auf dem Boden gestapelt werden", erklärt Riedl. Unnötigen Ballast wie Spielsachen vermeiden. "Das Gewicht der Tasche ist allerdings weniger ein Problem als die richtige Trageweise. Beim Gewicht wird es erst ab 30 Prozent des Körpergewichts (im Beispielfall wären das 12 kg) wirklich bedenklich." Die ideal getragene Schultasche schließt laut Riedl oben mit den Schultern ab und liegt an den Schulterblättern an. Unten sollte sie sich an den Beckenkämmen abstützen. Optimal ist ein zusätzlicher Gurt vorne, um die Schultern zu entlasten. Die Träger sollten gepolstert und mindestens vier Zentimeter breit sein – außerdem müssen sie straff gezogen sein.

"Vor allem in der Pubertät tragen die Schüler ihre Tasche gerne mit weit gelockerten Trägern oder überhaupt nur auf einem Riemen. Ersteres führt automatisch dazu, dass man ein Hohlkreuz macht, Zweiteres begünstigt eine Skoliose (Verbiegung der Wirbelsäule) ."

Eine richtig getragene Schultasche ist laut Riedl auch immer besser als ein Trolley, der zwangsläufig immer schief getragen werden muss.

Übrigens gibt es eigene Untersuchungen dazu, wann die Schultaschen am schwersten sind: Das leichteste Gepäck haben sie in der 1. Klasse Volksschule und in der 8. Klasse Gymnasium. Am meisten zu tragen haben Kinder in der 1. Klasse Gymnasium. Das Gewicht steigt also an und fällt wieder ab.

Sitzen

"Viele Menschen arbeiten heute in sitzenden Berufen. Wird schon in der Kindheit falsches Sitzen eintrainiert, gibt es später automatisch Probleme", erklärt die Kinder- und Jugendorthopädin, die sich für alle Schulen verstellbare Möbel wünschen würde: "In der Volksschule funktionieren Einheitsmöbel meist noch, weil die Kinder etwa gleich groß sind. Spätestens ab dem Gymnasium sollten die Möbel aber verstellbar sein, weil die Jugendlichen je nach Wachstumsschub sehr unterschiedlich groß sein können." Für die richtige Haltung sollte der Sessel in einer Höhe sein, in der beide Füße mit der ganzen Sohle am Boden stehen. Die Sitzlehne setzt idealerweise unterhalb der Schulterblätter an. Der Winkel zwischen Bauch und Oberschenkel darf zwischen 90 und 110 Grad betragen. Der gesamte Oberschenkel sollte auf der Sitzfläche aufliegen. Der Tisch sollte auf Höhe der Ellenbögen sein, damit das Kind beim Schreiben keinen Rundrücken macht. Ideal ist ein Schrägpult, das auf etwa 16 Grad eingestellt ist.

Passen Kind, Tisch und Sessel nicht zusammen, kann es sogar zum "Schulkopfschmerz" kommen. Das kommt vom zu weit Hinunterschauen.

Ein richtig eingestellter Tisch mit einem Schrägpult kann hier gut Abhilfe schaffen. "Die Hauptprobleme sind ein Frontalunterricht bis zu neun Stunden und der fehlende Ausgleich nach der Schule", bedauert Riedl. "Wenn ich konstant sitzen muss, ohne aktiv sein zu können, nimmt die Durchblutung im Oberkörper ab. Man fängt nicht nur an, zu Lümmeln und falsch zu sitzen. Man wird auch müde, die Konzentration sinkt."

Austoben

Umso wichtiger sind Möglichkeiten, sich in den Pausen oder nach der Schule auszutoben: "Bei Kindern ist es egal, welchen Sport und welche Art von Bewegung sie machen. Für ein gesundes Kind ist jede Bewegung gut – egal, ob schwimmen, Fußball spielen, reiten oder einfach auf dem Spielplatz herumtollen. Mit einem gesunden Rücken kann ein Kind machen, was es will."

Ein gesundes Kind leidet daher auch nicht unter Rückenschmerzen. "Vor allem durch Haltungsfehler kann es während Wachstumsschüben in der Pubertät zu Schmerzen kommen. In diesem Alter sind die Kinder deutlich anfälliger für dauerhafte Haltungsschäden", erklärt Riedl. Sollte ein Kind vor der Pubertät schon Rückenschmerzen haben, empfiehlt die Orthopädin eine Abklärung.

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