Haltung annehmen – auch im Büro

Copy to go: Effiziente Körperarbeit – während der Kopierer läuft, arbeitet auch die Rückenmuskulatur
Ein gesunder Rücken muss der Geldbörse nicht wehtun. Wohltuende Übungen kann man leicht in den Alltag integrieren.
Von Uwe Mauch

Die Hände zum Himmel und den Rücken entlang der Bürosessellehne dehnen! Patienten des Instituts für Physikalische Medizin am Wiener Hanusch-Krankenhaus staunten jüngst, als sie die drei Damen am Empfang in einer Pause nach Anleitung ihrer Chefin üben sahen.

Primaria Silvia Brandstätter wirkt inspirierend. Sie hat ein für Laien verständliches Buch über Rückenleiden geschrieben ("Rückenleiden", Holzhausen-Verlag, 19 €) . Doch in Wahrheit ist die Geschichte noch viel einfacher – zumindest für jene, die (noch) keine akuten Rückenschmerzen haben.

"Wichtig ist zunächst die Stabilisierung der tiefen Bauch- und Rückenmuskulatur sowie des Beckenbodens", erklärt die Fachärztin. Das Gute daran, nebenbei bemerkt: "Diese Übungen können die meisten Menschen in nur sechs halbstündigen Einheiten bei ausgebildeten Physiotherapeuten lernen." Und wenn es im Rücken bereits zwackt, kann dies vom Spezialisten auf Krankenschein verordnet werden.

Beim Zähneputzen

Dann müssen die Leute jedoch selbst die Initiative ergreifen und die Übungen in ihren Alltag integrieren. Immerhin lässt sich der Beckenboden gemütlich beim Zähneputzen, in der U-Bahn, im Auto oder auch im Büro stabilisieren.

Brandstätter berichtet von australischen Studien. Dort haben Forscher herausgefunden, dass es rund sechs Wochen dauert, bis Übungen automatisch – "ohne dass man dabei viel nachdenken muss" – in Fleisch und Blut übergehen.

"Eine sitzende Tätigkeit ist jedenfalls keine Ausrede", betont die Medizinerin. Die feinen Bewegungen und das Anspannen

der kleinen Muskeln im Bauch- und Rückenbereich könne man auch im Büro jederzeit durchführen, beruft sie sich auf die Erkenntnisse der Neuen Rückenschule, die in Deutschland bereits viel bekannter und anerkannter ist. "Es gilt dabei, eine Minimalspannung zu halten."

Brandstätter appelliert auch, die Schmerzsignale des eigenen Körpers ernst zu nehmen: "Wenn Ihnen der Rücken bereits länger als drei Monate wehtut, dann sprechen wir von chronischem Schmerz."

Schmerzhaft

Vielen Patienten fehle jedoch das notwendige Körperbewusstsein. Ihr Ratschlag: "Wenn Sie beim Spiegel vorbeigehen, schauen Sie einmal, wo Ihr Kopf sitzt." Nur wer aufrecht durchs Leben gehen kann, vermeidet auf Dauer die schmerzhafte Verkürzungen der Muskulatur.

Fehlhaltungen haben laut Brandstätter auffallend oft seelische Ursachen: "Wer etwa unzufrieden mit seiner Arbeitssituation ist, neigt dazu, sich klein zu machen." Der Mangel an Bewegung tut dann sein Übriges.

Wer hingegen die Grundspannung im Bauch- und Rückenbereich hält, kann sich später zeit- und kostenaufwendige Therapien sparen. Krafttraining ist dann für die meisten nur mehr eine nette Draufgabe.

Eine Dame am Empfang erzählt stolz, dass sie durch mehr Bewegung acht Kilo abgenommen hat. Und dass ihr Gewicht jetzt nicht mehr auf ihr Kreuz drückt. Ihre Erfahrung: "Wenn du acht Stunden nur sitzt und dich nicht bewegst, nimmst du automatisch zu." Ihre Chefin nickt zufrieden.

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