Zoo-Insassen droht Nottötung

Zoo-Insassen droht Nottötung
Legen die Eigentümer des Wildparks Enghagen bis Mittwoch kein Sanierungskonzept vor, werden die Anlagen geschliffen.

Mit lautem Brummen und Quietschen windet sich ein Bummelzug den steilen Weg hinauf zu einem Plateau mit malerischem Blick auf das Pyhrn-Priel-Massiv. Rechts und links grasen Lamas, Esel wälzen sich in der staubigen Erde, Wölfe ziehen wachsamen Auges ihre Runden.
Am Steuer sitzt Josef Streicher, Pächter des Wild- und Erlebnisparks Enghagen in Roßleithen.

„Dieser Zug ist einer von zwei genehmigten in Österreich. Alle anderen fahren schwarz in den Tierparks“, sagt er. In dieser Information schwingt gewisse Ironie mit. Der Bummelzug gilt nämlich als eines der wenigen legalen Dinge hier. Sämtliche baulichen Objekte – dazu gehören Tierunterstände, Futterstellen und sanitäre Anlagen – sind im Juli amtlich gesperrt worden. Das Eigentümer-Ehepaar Hermann und Mireille Schmidleitner hat bisher jede Frist, die maroden Bauten zu sanieren, verstreichen lassen.

Abrissbescheid

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Am 5. September ist der endgültige Tag der Wahrheit. „Wenn die Eigentümer bis Mittwoch kein Konzept für die Sanierung der Baumängel vorlegen, ist ein Abrissbescheid fällig“, betont Bürgermeisterin Gabriele Dittersdorfer. Seit Jahren versucht sie zwischen dem Pächter und den beiden Besitzern zu vermitteln. „Es tut mir im Herzen weh, dass dieses touristische Juwel durch einen Privatstreit systematisch zugrunde gerichtet wurde.“
Die Vorwürfe, mit denen sich die Konfliktparteien bombardieren, füllen mehrere Aktenordner und gingen oft unter die Gürtellinie. Horror-Meldungen von abgemagerten, verhaltensgestörten Zoobewohnern, die Mireille Schmidleitner über ein soziales Netzwerk verbreitet hatte, ließen sich bei Kontrollen   durch den Amtstierarzt und die Tierschutzorganisation Vier Pfoten nicht bestätigen.

„Natürlich sind die Gegebenheiten nicht ideal, aber ich tue mein Bestes, es den Tieren so schön wie möglich zu machen“, sagt Streicher. Tausende Euro will er aus eigener Tasche investiert haben, um gefährliche Mängel zu beheben. Das Bärengehege sei dafür ein Beispiel: „Der Bär hätte sich nur gegen die richtige Stelle an der Wand lehnen müssen und weg wäre er.“

Baumängel

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Die Umstände rund um den Bau des Wildparks sind undurchsichtig. Schmidleitner rühmt sich, die rund 21 Hektar große Anlage vor 30 Jahren eigenhändig aufgebaut zu haben. Eigenhändig – das heißt ohne Baumeister, der die bauliche Ausführung auf seine Kappe genommen hätte. „Ich habe das im Sinne des Fremdenverkehrs gemacht“, erklärt der 85-jährige ehemalige  Tourismusobmann und Gemeinderat. Dass dabei irgendetwas unter der Hand gelaufen sein könnte, streitet er vehement ab: „Die Gesetzeslage war damals anders.“

Als Streicher 2007 als Pächter auf den Plan trat, deckte er die Schwarzbauten auf. Schmidleitner müsste nun rund eine halbe Million Euro in die Hand nehmen, um dies auszumerzen. Doch er winkt ab: „Ich investiere keinen Cent. Dann sollen sie mir den Park eben abreißen. So heruntergewirtschaftet wie er jetzt ist, ist es eh nur noch eine Schande“, lautet seine  Absage an das „Lebenswerk“.

Was mit den rund 340  Bewohnern des Wildparks passiert, ist unklar. Für viele hat Streicher mögliche Ersatzquartiere gefunden. Bei den Kängurus, Wölfen, Waschbären und Schafen ist die Situation komplizierter. Finden sie kein neues Zuhause, droht ihnen die Nottötung, gibt Streicher zu Bedenken. „Ich fürchte, dass Schmidleitner eines Nachts mit der Flinte durchfährt. Das wäre für ihn die billigste Lösung.“

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