Mathematik war die größte Hürde

Mathematik war die größte Hürde
Erleichterung nach dem Mathe-Test: Teil 1 „war machbar“, Teil 2 eine „Herausforderung“.

"Der größte Schrecken ist vorbei", sagt die Wiener Maturantin Karin. Wie rund 20.000 Schüler ihres Jahrgangs ist sie am Montag zur ersten zentralen Reifeprüfung im Angstfach Nummer 1– Mathematik – angetreten. Bei den meisten Maturanten machte sich am Ende der Prüfung Erleichterung breit. So auch bei Österreichs "Oberschüler" Lukas Faymann. Der Bundesschülervertreter und Maturant an der AHS Eisenstadt ist kurz nach der Prüfung sehr entspannt: "Der erste Teil mit den Grundkompetenzen war schaffbar. Der zweite Teil, in dem verschiedene Grundkompetenzen verknüpft werden mussten, war schon anspruchsvoller."

Das sieht auch Nadine vom Georg-von-Peuerbach-Gymnasium Linz so. Und das, obwohl bei den Aufgabenstellungen kleine Fallen eingebaut wurden: "Wer die Angaben nicht genau gelesen hat, der hat gleich einmal einen Fehler gemacht."

In die Falle getappt

In mindestens eine solche Falle ist die Wienerin Caroline von der AHS Friesgasse getappt: "Das weiß ich jetzt schon, nachdem ich mich mit meinen Mitschülern unterhalten habe." In der Aufgabe ging es darum, das arithmetische Mittel von unselbstständig Beschäftigten wie Beamten oder Arbeitern zu errechnen. "Ich habe aber nicht daran gedacht, die einzelnen Gruppen zu gewichten." Einen Fehler hat Caroline also garantiert gemacht.

Die Linzerin Nadine weiß – noch – von keinem: "Wir wurden jedenfalls von unserem Lehrer Gerald Höfler gut auf die Fragestellungen vorbereitet. Er hat uns gesagt, worauf zu achten ist, etwa auf die Skalierung bei den Grafiken. Seit ein, zwei Jahren haben wir auch die Schularbeiten, die vom Bifie gestellt wurden, gemacht." Doch diese Tests haben nicht überall zur Beruhigung beigetragen. So berichtet zum Beispiel Karin aus einer Wiener AHS: "Bei uns hatten bei einem Test drei Viertel der Schüler einen Fleck. Das hat uns im Vorfeld der Matura unter Druck gesetzt." Wie überhaupt: "Der Stress davor war viel größer als die Matura selbst." Die fand Karin gestern "halb so schlimm". Vielleicht auch, weil sie eh nicht mehr will, als einen Dreier oder Vierer in Mathematik. Dazu muss sie mindestens 16 Punkte bei den Grundkompetenzen erreichen (siehe unten). Karin hat deshalb wie viele Schüler nur für den ersten Teil gelernt.

Anders Fabian aus der AHS Wolkersdorf (NÖ), der den Ehrgeiz hat, mehr als nur "befriedigend" zu sein: Er hat auch für den schwierigeren Teil geübt und diesen auch gut gemeistert. Eine besondere Herausforderung beim zweiten Teil war die große Textmenge. "Besonders für Schüler mit nicht deutscher Muttersprache war das schwierig", berichtetet Ursula Madl, Direktorin des Billrothgymnasiums Wien. Ihr Resümee bisher: Deutsch und Englisch verlief sehr gut, und auch die Ergebnisse sind ordentlich. "Gar nicht schlecht" findet sie, dass am Mittwoch in Latein der Plan B in Kraft tritt. "Da kann man gleich sehen, ob der funktioniert." Nachdem nämlich die Aufgaben gestohlen worden waren, muss an jedem Standort eine neue Matura ausgedruckt werden.

Jeder Maturant muss im Fach Mathematik bestimmte Grundkompetenzen besitzen. So die Idee. Das Bildungsinstitut Bifie, das die Zentralmaturaaufgaben ausarbeitet, hat die Matura aus diesem Grund zweigeteilt: Im ersten Aufgabenblock müssen die Schüler beweisen, dass sie Grundkompetenz-Aufgaben meistern. Im zweiten Teil, der weitaus anspruchsvoller ist, müssen diese Kompetenzen kombiniert werden.

Bestanden hat, wer bei den Grundkompetenzen 16 von 24 Punkten hat. Wer das nicht schafft, hat die Chance, bei den Teil 2-Aufgaben noch vier Punkte zu erreichen. Insgesamt dauert die Matura 270 Minuten (120 Minuten für Teil 1). Die Aufgaben haben unterschiedliche Formate: Neben offenen Formaten, bei denen einfach die Antwort ins Aufgabenheft geschrieben wird, gibt es noch Zuordnungsaufgaben, Konstruktionsaufgaben diverse Multiple-Choice-Formate sowie Lückentexte. Als Hilfsmittel dürfen Taschenrechner oder Laptops verwendet werden.

Wie die Deutsch-Zentralmatura gingen auch gestern die Englisch-Klausuren ohne Zwischenfälle über die Bühne. Am Abend lud das Bifie Medienvertreter zur Englisch-Klausur – auch der KURIER nahm daran teil (siehe den unteren Abschnitt).

Anders als die Deutsch-Klausuren bestand die 270-minütige Englisch-Matura nicht aus einer einzigen gleich zu Beginn verteilten Angabe, die Maturaaufgaben wurden diesmal gestaffelt: Die Prüfung umfasste vier Teile (Leseverständnis, Hörverständnis, Sprachverwendung im Kontext, Schreiben). Für den Leseteil waren 60 Minuten reserviert, für das Hören (je nachdem, ob die Sprache vier, sechs oder acht Jahre gelernt wurde) maximal 40 oder maximal 45 Minuten, für die Sprachverwendung im Kontext 45 Minuten und für das Schreiben (je nach Lerndauer) 120 oder 125 Minuten.

Die Hörbeispiele für B1 und B2

Die Aufgaben waren allerdings nicht an allen Schulen exakt gleich: Je nachdem, ob die Sprache acht oder sechs Jahre gelernt wurde, wurden teils unterschiedliche Aufgaben vorgelegt. Für die Beurteilung werden die vier Teile zu zwei Kompetenzbereichen zusammengefasst - einen rezeptiven (Lesen und Hören) und einen produktiven (Sprachverwendung im Kontext und Schreiben). Beide Bereiche werden gleich gewichtet.

Download: Hier können Sie die Textbeispiele für den Teil Lesen und den Teil Sprachverwendung im Kontext (AHS, B2) herunterladen.

In beiden Kompetenzbereichen müssen mindestens 50 Prozent der Punkte für eine positive Note erreicht werden, insgesamt müssen 60 Prozent gelöst werden. Die Verwendung von Wörterbüchern war nicht erlaubt.

Die vollständigen Aufgaben wurden am Donnerstag auf der Homepage des Bundesinstituts für Bildungsforschung veröffentlicht.

Bei der Deutsch-Zentralmatura am Dienstag zeigten sich Schüler, Lehrer und Direktion positiv überrascht über die Auswahl der Texte. Ersten Reaktionen zufolge war die Aufgabenstellung gut zu bewältigen. Die Aufgabenhefte enthielten drei Themengebiete, von denen die Schüler eines auswählen mussten. Jedes Gebiet enthielt zwei Aufgaben, die erfüllt werden mussten. Das waren die Themen:

Thema 1 "Macht der Kritik" - hier musste zunächst eine Textinterpretation von Patrick Süskinds "Der Zwang zur Tiefe" im Umfang zwischen 540 und 660 Wörtern erstellt werden. Außerdem mussten die Schüler einen Kommentar (270 bis 330 Wörter) zu einem Zeitungsbericht zum Thema "Was falsches Lob bei Kindern anrichten kann" verfassen.

Thema 2 "Familie" - hierfür musste als Vorbereitung für eine Podiumsdiskussion eine Zusammenfassung zu einem Zeitungsartikel mit dem Titel "Familie - Mythos und Realität" erstellt werden (270 bis 330 Wörter). Die zweite Aufgabe bestand aus dem Verfassen einer Meinungsrede zum Thema "Kinder und Familie - meine Zukunft?" im Rahmen eines Redewettbewerbs an der Schule. Als Grundlage sollte ein Kommentar mit dem Titel "Die gefährliche Sehnsucht nach der Familie" aus der Wochenzeitung "Die Zeit" verwendet werden.

Thema 3 "Armut und soziale Gerechtigkeit" - Aufgabe eins bestand aus einer Erörterung für einen Schüler-Schreibwettbewerb zum Thema "Soziale Gerechtigkeit" (540 bis 660 Wörter). Als zweite Aufgabe musste ein Leserbrief zu drei Zeitungsartikeln zum Thema Bettelverbot verfasst werden (270 bis 330 Wörter).

Das Aufgabenheft mit den Texten gibt es hier zum Download.

In der Billrothstraße in Wien-Döbling hat sich das Gros der Schüler für das Gebiet "Familie" entschieden. „Wir sind gespannt auf kommenden Montag. Kommen Sie da wieder und fragen Sie mich“, sagte ein Schüler. Er meinte damit die Mathe-Matura.

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