Xbox Kinect: Totale Kontrolle ohne Ausweg

Kinect Group Program Manager Scott Evans (R), demonstrates the newest generation Kinect sensor for the Xbox One during a press event unveiling Microsoft's new Xbox One in Redmond, Washington May 21, 2013. REUTERS/Nick Adams (UNITED STATES - Tags: SCIENCE TECHNOLOGY ENTERTAINMENT)
Das neue Kinect der Xbox One übertrifft in punkto Sensorik und Datenerfassung alle bisherige Wohnzimmer-Technik. Im postiven, wie auch negativen Sinn.

"Xbox, go home!" Dieser Sprachbefehl, der zur Startansicht im Menü der am Dienstag präsentierten Xbox One führt, könnte schon bald zum Schlachtruf von Datenschützern und Spielern werden. Übersetzt auf Österreichisch heißt das dann: "Xbox, schleich dich!" Denn wie keine andere Spielkonsole und Unterhaltungselektronik zuvor, kontrolliert und überwacht Xbox One seine Besitzer. Das Bedenkliche daran: Wer sich für eine Xbox One entscheidet, hat keine Möglichkeit der totalen Kontrolle zu entgehen.

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Intelligente Sensorleiste

Der Grund für die Aufregung ist neben dem Protokollieren des TV-Verhaltens das Zubehör Kinect, das schon für das Vorgänger-Modell Xbox360 als Option angeboten wurde. Für Xbox One wurde es nun verbessert und tiefer in das System integriert. Dabei handelt es sich um eine kleine Box mit diversen Sensoren, Mikrofonen und Kameras, die über oder unter dem TV-Schirm platziert wird. Diese Technik soll ermöglichen, dass der Spieler mit Körperbewegungen, Gesten und seiner Stimme das Gerät sowie Spiele natürlich und bequem steuern kann.

Bisher war der Erwerb eines Kinect-Moduls optional, nur etwa ein Drittel der Xbox360-Besitzer erwarben ein solches. Die tatsächliche Nutzung dürfte allerdings deutlich niedriger liegen. Dennoch macht es Microsoft in der nächsten Generation verpflichtend. „Kinect 2.0 ist ein zentraler Bestandteil von Xbox One. Jede Konsole wird damit ausgeliefert", sagt der oberste Hardware-Verantwortliche, Todd Holmdahl, zur futurezone. Die Integration geht sogar soweit, dass die Sensorleiste an der Konsole angeschlossen sein muss, damit diese überhaupt startet. „Ohne Kinect kann man die Xbox One nicht aufdrehen", sagt Holmdahl.

Xbox hört mit

In der Leiste steckt nun eine Kamera, die Videos und Bilder in FullHD aufnimmt. Die Linse wurde mit einem Weitwinkel-Objektiv bestückt, das eine zweimal größere Fläche erfasst. Hinzu kommt – und hier liegt das Besondere – eine Nachtsicht-Funktion, die selbst in komplett abgedunkelten Räumen alles im Raum sieht sowie Infrarot-Sensoren, die den Raum abtasten und eruieren, wo welche Personen im Raum stehen. Schließlich sind noch vier Mikrofone verbaut, die sich auf Stimmen ausrichten und Personen verfolgen können. Die Mikrofone sind immer – auch im Standby-Modus – aktiv und horchen mit. Laut Microsoft scannt das Gerät in diesem Zustand jedoch ausschließlich nach dem Kommando „Xbox On" und protokolliert keine anderen Audio-Signale.

Lauschangriff im Silbertablett

Die von Kinect erfassten Daten speichert Microsoft auf eigenen Servern. Aber: Alle Daten, die Microsoft auf seinen Servern speichert, müssen bei Anfrage bestimmter US-Behörden und Geheimdienste diesen zur Verfügung gestellt werden. Auch wenn die Daten auf Servern in Europa lagern. Das passiert bereits und wird – verfolgt man die aktuellen Diskussionen zu Online-Durchsuchungen und Cyberabwehr – in Zukunft deutlich öfter vorfallen. Rein technisch wäre es außerdem kein Problem, aus der Ferne ohne Wissen des Nutzers und mit Einwilligung von Microsoft die Kamera und Mikrofone in Kinect zu aktivieren, um einen Lauschangriff zu starten. Solch ein klandestines Manöver wird es in der Praxis natürlich nicht geben. Die Tatsache, dass es technisch machbar ist, bleibt aber bestehen.

Zudem eröffnet das neue Kinect tiefere Einblicke und bessere Erkenntnisse für Marketing. Im Gegensatz zu Google und Facebook werden Daten aus dem Innersten und Intimsten erfasst: dem Wohn-, Kinder- oder Schlafzimmer. Ein Ort, zu dem bis dato weder Google noch Facebook Zutritt haben.

„Wir sind mit staatlichen Behörden und auch der EU in Kontakt und adressieren diese Themen", sagt Europa-Chef Chris Lewis zur futurezone. Man wisse, dass Datenschutz in Europa sehr ernst genommen wird und strebe Transparenz an. Man pflege seit Jahren einen verantwortungsvollen Umgang mit Daten. Was genau damit gemeint ist, bleibt allerdings offen. Der Manager vertröstet auf spätere Ankündigungen.

Die ausführliche Version dieses Artikels lesen sie auf futurezone.at.

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