Wie Online-Pornos die Sucht nach Sex fördern

Pornografische Fotos werden bei Twitter von einem eigenen Algorithmus entdeckt. Gelöscht werden sie allerdings nicht.
Der Reiz nach Neuem - und was das Einschalten des Browsers bei Sexsüchtigen auslöst.

Online-Pornos fördern Sexsucht – so lautet das wenig überraschende Ergebnis einer aktuellen Studie der University of Cambridge. Ihr zufolge suchen Sexsüchtige eher nach immer neuen pornografischen Eindrücken als andere Menschen. Und diese sind vor allem im Internet zu finden. Zwar bezweifeln Experten, dass im Zeitalter von YouTube und Smartphone-Videos wirklich noch 30 Prozent der Web-Traffics auf Pornos entfallen. Doch ist das Angebot allemal groß genug, um für Sexsüchtige zum Problem zu werden. "Der schier endlose Vorrat neuer sexueller Bilder, die online verfügbar sind, füttert ihre Sucht und macht es immer schwerer, zu entkommen", erklärt Voon. Denn die Tests ihres Teams haben gezeigt, dass Betroffenen an bereits bekannten Porno-Bildern schnell das Interesse verlieren. Zugleich können scheinbare harmlose Reize schnell zur Suche nach Neuem führen.

Was passiert, wenn man den Browser anwirft

Alleine das Starten des Browsers kann Voon zufolge als Anstoß ausreichen. "Das kann eine Reaktionskette auslösen und ehe er sich versieht, surft der Süchtige durch Porno-Bilder", so die Psychologin. Denn Betroffene wollen ständig für sie neue Sex-Inhalte. Das hat ein Experiment mit 22 Sexsüchtigen und 40 anderen männlichen Freiwillen ergeben, bei dem diese immer wieder Bilderpaare als Teil eines angeblichen Gewinnspiels zu sehen bekamen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Süchtigen viel eher beim Anblick einer für sie neuen nackten Frau auf einen Gewinn tippen - also eine Belohnung erhoffen.

Ein anderer Test hat ergeben, dass das Gehirn Sexsüchtiger sehr schnell das Interesse an bekannten Porno-Bildern verliert -ein weiterer Teil der Studie hat gezeigt, dass Sexsüchtige viel eher lernen, eine abstrakte Form mit der Erwartung sexueller Belohnung zu assoziieren - ähnlich wie Tiere, die etwa konditioniert wurden, einen Ton mit Futter in Verbindung zu bringen. Für Sexsüchtige ist also das Internet ein schier endloser Futtertrog.

Wieso Pornos ein Kick sind - vor allem beim Masturbieren

Pornoschauen ist ein „Genuss-Akt“, der das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert - Dopamin wird ausgeschüttet. Geschieht dies in einem Übermaß – also obsessiv – kann dies zu einem Suchtverhalten führen bzw. zu einer Art Abhängigkeit. Porno-Sucht gehört zur Reihe der Internet-Süchte – dabei wird permanent nach etwas Neuem gesucht und so das Dopaminsystem am Laufen gehalten. So betrachtet, ist Pornoschauen kaum etwas anderes als das permanente Surfen auf Facebook, nur unanständiger. „Wird beim Pornoschauen zusätzlich, ist die Freisetzung von Dopamin während der sexuellen Erregung noch größer. Das Gehirn beginnt, diese Handlung mit intensiver Lust zu assoziieren, und mit jeder Wiederholung verstärkt sich diese Konditionierung“, schreibt etwa der Biochemiker Pere Estupinya in „Sex. Die ganze Wahrheit“. Doch auch hier gibt es das Henne-Ei-Problem: Was war zuerst da – der Porno oder die Sucht? Es gibt Experten, die meinen, dass nicht die Pornografie per se die Probleme verursachen, sondern dass Personen mit bestimmten Problemen eher dazu neigen würden, Pornos missbräuchlich und exzessiv zu nützen. Tatsächlich haben US-Forscher herausgefunden, dass Menschen, die Pornos zwanghaft konsumieren, Veränderungen im Frontallappen des Gehirns haben, die bei Abhängigkeiten häufig vorkommen und eher zu Kontrollverlust und Sucht führen.

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