Wie ein 17-Jähriger mit Instagram zum Einser-Schüler wurde
Benjamin Hadrigan ist 17. Früher war er ein Schulversager, von Lehrern eher demotiviert als unterstützt. Dann entwickelte er für sich ein Lernmodell mit Snapchat, Instagram und WhatsApp und wurde zum Einserschüler. Mit 15 begann er neben dem Gymnasium mit dem Studium des Wirtschaftsrechts. 200 Nachilfeschülern hat er seine Techniken vermittelt. Jetzt hat er seine Tipps in seinem Buch „#Lernsieg“ (edition a, 20 €) zusammengefasst.
KURIER: Gleich auf der ersten Seite Ihres Buches schreiben Sie, dass Sie die Schule hassten und dass Lernen auf die alte Art den Kindern die Schule vermiest. Warum eigentlich?
Benjamin Hadrigan: Leider bringt einem in der Schule niemand wirklich bei, wie man lernt. Es wäre so einfach, mit den Schülern zu erarbeiten und abzutesten, welcher Lerntyp sie sind und ihnen zu zeigen, wie man lernt. Die vier Lerntypen sind ja nichts Neues. Auditive merken es sich, wenn sie zuhören. Kommunikative lernen durch das Besprechen. Der Haptische muss den Stoff angreifen und braucht etwa eine Weltkugel. Und der Visuelle – der muss es sehen. Dann sieht man, wie viele Schüler mehr Erfolg haben und wie es den Lehrern damit geht, wenn ihr Unterricht auf fruchtbaren Boden fällt. Und noch etwas ist mir aufgefallen: Bei schlechten Schülern ist immer die Frage nach dem Warum offengeblieben. Wenn man ihnen nicht erklärt, wofür sie etwas brauchen, denken sie, es ist sinnlos. Es ist ganz anders, wenn sie die Zusammenhänge verstehen.
Warum eigentlich, Benjamin Hadringer, geht Lernen mit Sozialen Medien leichter?
Hat Sie ein Lehrer wirklich weitergebracht?
Nein, ich kann mich an keinen einzigen erinnern. Inzwischen bereite ich mich auf die Matura als Externist vor. Die Schule war nicht bereit, mich für das Buchprojekt zu beurlauben. Aber mir war die Zeit zu schade, um nur in der Schule zu sitzen. Außerdem studiere ich auf der Uni Wirtschaftsrecht.
Wie unterscheidet sich das Lernen in der Schule von der Uni?
Man kann viel selbstbestimmter lernen. Die Vorlesungen sind alle im Internet abrufbar, man kann sie sich anhören, wann man will und wie oft man will. Man wird nicht angetrieben. Deshalb gibt es auch keine Lernverweigerung – man hat sich ja dafür entschieden. Schüler bekommen kaum das Gefühl, dass sie für sich selbst verantwortlich sind. Ich bin kein Lernpädagoge, aber ab 12 oder 13 Jahren könnte man schon anfangen, die Schüler selbstständiger arbeiten zu lassen.
Wie sind Sie darauf gekommen, es anders anzugehen?
Ungefähr in der 3. AHS wollte ich meinen Lehrern beweisen, dass ich doch kein Schulversager bin. Dann habe ich mit Hilfe meines Vaters begonnen, anders zu lernen. Ich habe die Karteikarten für mich entdeckt, zum Vokabellernen und auch für schwierige Themen, mit 14 oder 15 kamen das Handy dazu. Weil ich schlampig bin und einige Karten verloren habe, habe ich sie mit dem Handy fotografiert. Das wollten dann auch meine Mitschüler geschickt bekommen. Und so habe ich die sozialen Medien fürs Lernen verwendet.
Benjamin Hadringer über Snaphat, Instagram und WhatsApp
Wie verwendet man Instagram, Snapchat und WhatsApp fürs Lernen?
Instagram dient dem Vereinfachen und Strukturieren. Snapchat dient dem Abfragen. Das ist so konzipiert: Es geht schnell hin und her. 10 Sekunden, man sieht etwas und muss antworten. Schnell und spaßig. Und WhatsApp sehe ich als administrative Basis, wo man sich organisieren kann. Johannes macht das, Maria macht das. Apps wie Quizlet kann man für Karteikarten verwenden und es gibt tolle YouTube-Kanäle mit Erklär-Videos wie TheSimpleClub (seit kurzer Zeit nur noch mit Abo abrufbar, Anm. d. Red.).
Aber wird man nicht zu leicht abgelenkt? Es gibt ja Studien, die nachweisen, dass die Konzentration darunter leidet, wenn das Handy in der Nähe ist.
Man ist dann abgelenkt, wenn man das Handy nicht als Werkzeug verwendet, sondern man nur schaut, was sich bei den Freunden tut oder in Internet. Ich sage ganz klar, dass man sich etwa auf Instagram Lernaccounts anlegen muss, damit eben nicht dauernd irgendwelche Nachrichten aufgehen.
Gerade hat Greta Thunberg die Jugendlichen mobilisiert, für ihre Zukunft auf die Straße zu gehen. Sehen Sie sich auch als Sprachrohr Ihrer Generation?
Ja, es sind ja die Jugendlichen, die es ertragen müssen, warum sollten wir also nicht mitsprechen dürfen. Wir schießen Raketen ins All, aber wir haben ein Schulsystem von Maria Theresia, wo die Schüler nicht einmal gefragt werden, was sie haben wollen. Die 60-jährigen Bildungspolitiker wissen gar nicht, was es für Möglichkeiten gibt. Jetzt redet der Lehrer; wer es schnell versteht, langweilt sich - und jene, die es nicht verstehen, können es nicht nochmals anhören. Bei einem Video kann jeder in seinem Tempo lernen.
Stichwort Handyverbot in der Schule: ja oder nein?
Das Handy wurde für viele Jugendlichen zu einem eigenen Körperteil. Das zu verbieten, ist digitaler Selbstmord. Man sollte es in der Schule lieber nützen – digitale Skills sind die Zukunft.
Kommentare