Wie die Mutter das Beziehungsglück ihrer Kinder beeinflusst

Symbolbild
Wer denkt, die eigene Beziehung hätte nichts mit der Mutter zu tun, irrt Forschern zufolge.

Eine Langzeitstudie, die seit 1979 in den USA über 7000 Mütter und ihre leiblichen Kinder untersucht hat, brachte nun Ergebnisse – und die sind durchaus der Rede wert.

Die beteiligten Forscher konnten zeigen, dass Menschen dazu neigen, in puncto Anzahl der Lebenspartner der Mutter "nachzueifern". Unbewusst – und gänzlich unabhängig davon, ob der Nachwuchs die Liebesbeziehungen der Mutter unmittelbar miterlebt hat oder nicht.

Übernommene Beziehungsschemata

Den Forschern zufolge ergebe sich der Zusammenhang nicht etwa aus dem sozialen Status oder dem Umfeld, in dem ein Mensch aufwächst. Vielmehr sei es die Mutter selbst, die soziale Kompetenzen an ihre Kinder weitergibt, was wiederum deren spätere Interaktion mit Mitmenschen und nicht zuletzt auch die Beziehungsfähigkeit prägt und formt.

Im Zuge der Erhebung, die im Fachblatt PLOS ONE veröffentlicht wurde, wurden Mütter und Kinder über einen Zeitraum von rund 24 Jahren umfassend und wiederholt zu ihren Partnerschaften befragt. Sprich, ob und mit wie vielen anderen Person sie zusammengelebt hatten, ob sie diese geheiratet oder sich wieder scheiden hatten lassen. So konnte das wissenschaftliche Team rund um Soziologin Claire Kamp Dush von der Ohio State University Beziehungsmuster innerhalb einer Familie über mehrere Generationen hinweg herausarbeiten und vergleichen.

Sowohl die Zahl der Ehen als auch die Zahl der Partner, mit denen eine Mutter zusammenlebte, hatten einen Effekt auf die Partnerschaften der Kinder.

Dush, die seit Jahren zu Ehetrends forscht, sagte der britischen Daily Mail, dass Eltern und in vielen Fällen insbesondere die Mutter, des Menschen größtes Vorbild seien, wenn es um die Interaktion mit anderen ginge. Und damit "wie wir Zuneigung zeigen, wie wir uns entschuldigen, wie wir uns vorstellen, wie wir mit Menschen anderen Alters oder des anderen Geschlechts umgehen oder Fremden begegnen".

Diese Eigenschaften wiederum würden dann beeinflussen, wie sich Personen in Liebesbeziehungen verhalten: "Ob wir sie uns wünschen oder sie fürchten und wie wir instinktiv mit jemandem umgehen, der uns am Herzen liegt." Zudem gebe es auch vererbte Persönlichkeitsmerkmale, die die Interaktion mit anderen formen.

"Wir wiederholen das, was wir kennen"

Dass sich die von der Mutter vorgelebten Beziehungsmuster tatsächlich auf das Kind übertragen, erscheint Shirani M. Pathak, Psychotherapeutin und Gründerin des kalifornischen Therapiezentrums "Center for Soulful Relationships", durchaus plausibel. "Kinder lernen durch Zusehen", bestätigt sie im Interview mit der Daily Mail. Bei ihren Klienten, die mit Eheproblemen zu ihr kommen, erfrage sie deshalb auch stets die familiären Hintergründe. "Dann sehe ich meist, wie die Menschen die gleichen Kindheitsdynamiken ausleben. Wir wiederholen das, was wir kennen, wir spulen alles aus unserer Kindheit ab", ist die sie überzeugt.

Zwar wurde in der aktuellen Erhebung der väterliche Einfluss auf die Wahl der Partner nicht überprüft, Pathak geht aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung jedoch davon aus, dass sich auch hier erlebte Muster auf den Nachwuchs auswirken. "Wir versuchen, diese Erfahrung wiederherzustellen, weil sie uns vertraut ist. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass wir in ähnlichen Beziehungen enden."

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