Was eine Schultasche zum Verkaufsschlager macht

Die Schultasche soll am Rücken anliegen.
Ein deutsches Start-up mischt den Markt neu auf und setzt auf Recycling sowie variables Design.

Und plötzlich ist eine Schultasche Kult: Der Ergobag ist fast über Nacht der Liebling vieler Schüler und ihrer Eltern geworden. Die riesige Nachfrage hat auch Michael Konopitzky vom gleichnamigen Taschengeschäft in Wien-Penzing beobachtet. "In den vergangenen zwei Jahren waren wir komplett ausverkauft. Heuer habe ich zum Glück genug vorab bestellt."

Kinderrücken

Mit der Tasche hat das Start-up aus dem deutschen Köln offensichtlich einen Nerv getroffen. Ein Wanderrucksack wurde so adaptiert, dass er auf Kinderrücken passt. Die meisten sind zu hundert Prozent aus recycelten PET-Faschen, was nicht nur Ressourcen schont, sondern auch dazu führt, dass weniger Energie und Wasser verbraucht werden und so weniger CO2 ausgestoßen wird. Die zündende Idee von Firmenchef Oliver Pink und seinen Freunden: "Wir wollten eine nachhaltig produzierte Schultasche verkaufen, die ergonomisch, gut sichtbar und individuell gestaltbar ist", sagt er zum KURIER. Das allein erklärt aber nicht den Hype um einen Schulranzen, wie die Deutschen sagen. Das Start-up setzt seit seiner Gründung im Jahr 2010 auf eine moderne Marketingstrategie, die via soziale Medien und Blogger die Eltern fast schon persönlich erreicht.

Design

Dass das Design ebenfalls ein wichtiges Kriterium bei der Kaufentscheidung sein sollte, kann Konopitzky nur bestätigen. Sein Rat: "Kaufen Sie ein möglichst neutrales Muster, das dem Kind vier Jahre lang gefällt. Ein Sechsjähriger mag vielleicht noch Piraten oder Feuerwehrmänner. Doch in der vierten Klasse ist das uncool." Bei Ergobag kann man die neutralen Designs mit "Kletties"-Sticker aufhübschen. Mittlerweile gibt es mit dem "cubo" auch eine Linie, die einer klassischen Schultasche gleicht.

In Vietnam genäht

Ob die Ökologie ein Verkaufsargument ist? "Verantwortungsvolle Produktion ist bisher kein wirklicher Wettbewerbsvorteil, auch wenn es die Kaufentscheidung positiv beeinflussen kann und ein zaghafter Wandel auf Käuferseite stetig zu spüren ist", meint Pink, der in Vietnam produzieren lässt. Warum ausgerechnet in Asien? "In einem Rucksack sind bis zu 70 verschiedene Materialien verarbeitet, die von Hand vernäht werden. Unsere Produktionsstätten sind durch ausgebildete Näherinnen auf technisch anspruchsvolle Rucksäcke spezialisiert. So etwas findet man in Europa nur sehr schwer bis gar nicht. Zudem kommt der Rohstoff aus Asien. Und es ist natürlich auch eine Preisfrage."

Test

Die Kulttasche Ergobag Cubo (also die klassische Schultasche) hat übrigens beim AK-Schultaschentest die höchste Wertung erzielt – ex aequo mit dem Schneiders Toolbag soft, einem österreichischen Produkt. Auch die Marke "Step by Step" spielt vorne mit. Ihnen gemein: Die Rückenlänge ist verstellbar, sodass die Taschen mitwachsen (s. rechts). Andere Tests wiederum sehen die Marken Scout oder "Der Die Das" – das leichteste Produkt – als Sieger.

Kosten

Teuer sind die qualitativ hochwertigen Taschen allesamt: 219 Euro kostet das Ergobag-Set, 170 Euro zahlt man für Schneiders Toolbag soft und 209 Euro für den Step by Step Touch: "Alle halten während der gesamten Volksschulzeit. Sollte doch einmal etwas kaputtgehen, zeigen sich die Hersteller sehr kulant und reparieren kostenlos – schließlich wollen sie die Kinder ja als Kunden noch Jahre behalten", sagt Konopitzky.

Eine Schultasche muss natürlich schön sein – sonst macht das Lernen keinen Spaß. Doch Eltern sollten auf einiges mehr achten, wenn sie mit ihrem Kind einkaufen gehen.

Was eine Schultasche zum Verkaufsschlager macht
Schultaschen, Wien am 09.08.2017

Ergonomie

Die Tasche muss fest – aber nicht zu fest– sitzen, und zwar parallel zum Rücken. Zwischen Schulter und Tasche sollte kein zu großer Abstand sein (siehe Bild unten). Achten Sie darauf, dass der Hüftgurt tatsächlich auf der Hüfte sitzt. Eine gute Polsterung erhöht den Tragekomfort. Modelle, bei denen die Rückenlänge verstellbar ist, können einfacher an die Körpergröße des Schülers angepasst werden.

Sichtbar

Je mehr Reflektoren die Tasche hat, desto besser können die Buben und Mädchen im Straßenverkehr gesehen werden. Vor allem in der Morgendämmerung ist das wichtig.

Gewicht

Besonders für kleine, zarte Schulanfänger sind die Leichtgewichte unter den Taschen zu empfehlen, wie etwa der „Der Die Das Ergoflex“, der 800 Gramm wiegt. Solche Taschen sind für Kinder gemacht, die weniger als 17 Kilogramm auf die Waage bringen.

Fester Stoff

Die Rucksäcke haben sich wenig bewährt für Kinder, die sich mit der Ordnung schwer tun. Zettel, die darin landen, sind schnell zerknüllt. Wohl ein Grund, warum auch Ergobag nun auf „richtige“ Taschen setzt. Eine gute Einteilung in der Schultasche erleichtert die Ordnung. Wichtig: genügend Stauraum für Jausenbox und Getränkeflaschen.

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