Was Sie immer schon über den Winter wissen wollten
Tagtäglich hielt sich der amerikanische Schriftsteller Henry David Thoreau (1817–1862) im Freien rund um sein Haus in Massachusetts auf. Bei jedem Wetter, zu jeder Jahreszeit überließ er sich den Sinneswahrnehmungen einer sich ständig verändernden Natur. Den Winter beschrieb Thoreau in seinem Essay "A Winter Walk" als "Kuriositätenkabinett, voller getrockneter Exemplare, in ihrer natürlichen Ordnung und Stellung."
Definition
Was man unter Winter versteht, zeigt sich in jeder Klimazone auf andere Weise. Je weiter im Norden, desto länger dauert er. In Skandinavien etwa herrscht eine sehr geringe Luftfeuchtigkeit, in Regionen wie der Antarktis taut der Boden nur ganz kurze Zeit auf.
Temperatur
Einheitliche Winter-Temperaturen lassen sich nicht festmachen. Auf der Bäreninsel zwischen Nordkap und Spitzbergen beträgt die Durchschnittstemperatur im Winter nicht einmal minus zehn Grad, in Grönland noch im Februar minus 50 Grad. Die Bewohner Rio de Janeiros empfinden hingegen schon 24 Grad plus als kalt.
Frischer Schnee
Er enthält bis zu 95 Prozent Luft, ein Kubikmeter wiegt lediglich 46 Kilogramm (1 m³ Wasser 1000 kg). Sinkt der Luftanteil auf 45 Prozent, spricht man von Firn, bei noch weniger von Eis.
Schneeflocken
Sie bestehen aus Eiskristallen, die sich zusammenballen. Bis zu 10.000 können es sein. Die Form der einzelnen Kristalle variiert stark durch Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck.
Schneefarbe
Schnee wirkt nur für unsere Augen weiß, da sie alle Farben des Sonnenlichts absorbieren und wieder abgeben. Tatsächlich sind Schneekristalle durchsichtig. Frischer Schnee erscheint am weißesten, weil hier die reflektierende Oberfläche mit vielen kleinen Kristallen besonders groß ist.
Messen
Gefallenen Schnee zu messen, ist schwierig. Lange Zeit ließ man einen Tisch von einem m² Größe beschneien, füllte den Schnee danach in einen Zinkkübel und wog ihn. Heute verwendet man spezielle Schneehöhensensoren, die Ultraschallsignale aussenden und anhand der reflektierten Signale die aktuelle Schneemenge messen.
Älteste Skier
Die vermutlich ältesten Skier sind rund 6300 Jahre alt. Sie wurden im Norden Russlands in einem Torfmoor gefunden.
Pflanzen
Sie passen sich an die Witterungsverhältnisse an: Douglastannen können in den Rocky Mountains bis zu minus 80 Grad Celsius ertragen.
Überleben
Eine Schneedecke macht es Pflanzen jedenfalls leichter, den Winter gut zu überleben. Dabei kommt es nicht nur auf die Dicke an, auch auf die fortschreitende Verdichtung des Schnees. Bei bis zu minus 25 Grad verhindert eine 30 Zentimeter dicke und durchschnittlich verdichtete Schneedecke ein Absinken der Bodentemperatur unter minus zwei Grad.
Tiere
Die Kälte verlangsamt bei Tieren neben den Bewegungen auch die Verdauung: Es wird schwieriger, Energie aus der Nahrung aufzunehmen. Wirbellose Tiere laufen Gefahr, Beute für Vögel zu werden. Der Käfer "Pytho deplaratus" hat ein Frostschutzmittel im Körper, mit dem er bis zu minus 54 Grad problemlos aushält. Das Fell des amerikanischen Schneeschuhhasen verfärbt sich im Winter weiß. Und: Er hat übergroße Pfoten, damit er in lockerem Schnee leicht vorankommt.
Wörter
Einige nordische Sprachen besitzen viele Wörter für Schnee. Die Inuit kennen rauchigen (siqoq), windgepeitschten (upsik), grobkörnigen (natatqonaq) oder sich auf Bäumen sammelnden Schnee (qali). Für das Norwegische lassen sich über hundert Wörter festmachen, die im weitesten Sinn mit Schnee zusammenhängen. Ebenso gibt es im Isländischen viele Schnee-Bezeichnungen.
Buchtipp:
Bernd Brunner, Als die Winter noch Winter waren. Geschichte einer Jahreszeit, Galiani Berlin, 18,60 €
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