Mehr Geld für Brennpunktschulen

Mehr Geld für Brennpunktschulen
84 Prozent wollen, dass Kinder aus benachteiligten Familien besonders gefördert werden.

Wie der Vater so der Sohn: In Österreich wird Bildung immer noch vererbt. Je weniger die Eltern verdienen, desto seltener wechseln die Kinder in die AHS-Unterstufe. Die Volkshilfe wollte wissen, wie die Politik nach Meinung der Österreicher darauf reagieren soll und hat eine Umfrage in Auftrag gegeben.

Erstaunliches Ergebnis: Eine große Mehrheit spricht sich dafür aus, Brennpunktschulen mit mehr Ressourcen – also mehr Lehrer und mehr Geld – auszustatten (siehe Grafik). Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger verweist darauf, dass Länder wie die Niederlande oder Kanada mit diesem Konzept gute Erfahrungen gemacht hätten. Und er erläutert auch warum: "Wächst ein Kind in einer Familie auf, die viele Probleme hat, so haben die Eltern oft keine Kraft mehr, sich um ihr Kind zu kümmern. Die Schule könnte diese Kinder auffangen und ihr Rückgrat sein, wenn sie mehr Ressourcen zur Verfügung hat."

Ein Konzept, nach welchem Schlüssel diese Ressourcen verteilt werden sollten, wurde von Johann Bacher (Uni Linz) entwickelt. Mehr Geld allein reicht aber nicht aus, um mehr Bildungsgerechtigkeit zu schaffen, ist Fenninger überzeugt: "Wir brauchen ein Bündel an Maßnahmen." So braucht es zum Beispiel mehr Schulsozialarbeiter: "Im Schnitt wäre ein Betreuer pro 320 Schüler optimal", sagt Fenninger.

Schulangst

Was Sozialarbeiter bewirken können, weiß Michael Bischof-Horak, der das Pilotprojekt EXIT im Burgenland leitet. Er betreut selbst Schüler, Lehrer und Eltern und berichtet aus seinem Alltag: "Ich hatte einen Schüler mit massiver Schulangst. Er schaffte es einfach nicht, das Schulhaus zu betreten." Als sich die Fehlstunden mehrten, kamen Lehrer auf den Sozialarbeiter zu: "Ich vermittelte daraufhin dem Schüler einen Therapeuten und begleitete ihn dorthin. Ich ging immer wieder mit ihm in die Schule und sprach mit Eltern und Lehrern." Die Anstrengung hat sich gelohnt: "Mittlerweile besucht der Bursche wieder regelmäßig die Schule." Zum Erfolg beigetragen haben auch verständnisvolle Lehrer.

Doch laut Fenninger "hat leider nicht jeder Pädagoge Verständnis für seine Schüler." Sein Wunsch deshalb: "Es muss sich an der Haltung mancher Lehrer etwas ändern. Sie sollten vielmehr die Stärken und nicht die Schwächen der Schüler sehen. Da ist eine Reform in der Ausbildung der Pädagogen notwendig."

Ein große Hürde auf dem Weg zum Schulerfolg sei für viele das mangelnde Angebot an Nachhilfe: "Da könnte eine gute Ganztagsschule Abhilfe schaffen", ist Fenninger überzeugt. Er erhofft sich auch mehr Chancengleichheit durch die Gesamtschule: "Das Stigma, an einer Verliererschule zu sein, wäre dann weg."

Mehr Geld für Brennpunktschulen

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