Unsere Uropas aus der Bronzezeit

Die meisten europäischen Männer stammen von einer Population ab, die vor 4000 Jahren lebte.

Sie sind vor tausenden Jahren gestorben und doch wirken ihre Spuren bis heute nach: Genetiker an der University of Leicester, England, fanden heraus, dass die meisten europäischen Männer von einer Handvoll Vorfahren aus der Bronzezeit abstammen. Wer diese Männer waren, ist nicht bekannt, sie lebten vor etwa 2000 bis 4000 Jahren, berichten die Wissenschaftler im renommierten Fachjournal Nature Communications.

Das Team um Mark Jobling und Chiara Batini sequenzierte die Y-Chromosomen von 334 Männern aus 17 Populationen in Europa und dem Mittleren Osten. Das Y-Chromosom ist das männlichen Geschlechtschromosom. Dadurch kann die männliche Abstammungslinie bestimmt werden: Söhne erhalten das Y-Chromosom immer vom Vater. So haben alle Männer einer väterlichen Linie das gleiche Y-Chromosom. Damit dieses genetische Erbe bis in unsere heutige Zeit hineinreicht, müssen diese Männer viele Söhne gehabt haben.

Das erklärt auch, warum die Forscher eine Populationsexplosion in der väterlichen Linie beobachteten. Genetikerin Batini erklärt, dass sich einige der Männer durchgesetzt haben und sich häufiger fortpflanzten als andere. "Das kann soziale Faktoren wie Macht und Zugang zu überlebenswichtigen Ressourcen haben, aber auch daran liegen, dass sie ihre Gene durch Migration übertragen haben." Ältere DNA-Studien zeigten, dass diese Abstammungslinien bereits vor der Bronzezeit in Wüsten-Regionen nachgewiesen wurden.

Dschingis Kahns Erben

Genetiker Mark Jobling ist es bereits im Februar dieses Jahres gelungen, weitere bis heute präsente Abstammungslinien in Asien zu analysieren. Im European Journal of Human Genetics berichtet er über die Analyse von Y-Chromosome tausender Männer aus 127 Populationen. Das überraschende Ergebnis: Elf Gensequenzen tauchten häufiger auf: jene, des legendären Eroberers Dschingis Khan und des Stammesfürsten Giocangga, sowie neun weitere Linien, deren Urväter bisher nicht identifiziert wurden. Aus früheren Studien weiß man, dass etwa sechzehn Millionen Menschen der heute lebenden chinesischen Männer Nachfahren von Dschingis Kahn sind. Zirka 1,5 Millionen Menschen im nordöstlichen China und in der Mongolei können sich als Nachfahren von Giocangga bezeichnen.

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