Überfüllte Klassen empören die Eltern

Überfüllte Klassen empören die Eltern
Maximal 25 Schüler pro Klasse. In der Oberstufe dürfen es auch 30 sein. So das Gesetz. Die Realität ist eine andere.

Das Schuljahr ist noch jung, doch der Ärger bei vielen Eltern, Schülern und Lehrern ist bereits groß. Denn viele Klassenzimmer sind überfüllt.

Die beworbene Klassenschülerhöchstzahl von 25 gilt nur für Volksschulen und die Unterstufe. Für die "Älteren" gilt eine Obergrenze von 30. Nur in Ausnahmefällen darf die Höchstzahl um 20 Prozent überschritten werden - also 30 Kinder in der Unterstufe und 36 in der Oberstufe.

36 Schüler sitzen zum Beispiel in einer 2. Klasse der BAKIP (Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik) Maria Regina in Wien. "Leider wird die Klasse nur in Englisch, nicht aber in Mathe und Deutsch geteilt", schreibt eine Mutter dem Schüleranwalt. "Ab der 10. Schulstufe wird in diesen Fächern nicht mehr getrennt. Selbst wenn ich wollte, ich habe die Ressourcen nicht", sagt Direktor Johannes Hackl.

Die BAKIP ist keine Ausnahme. Beim Schüleranwalt gingen zu Schuljahresbeginn viele Beschwerden über zu volle Klassen ein. Doch stimmt das? Der KURIER hat nachgefragt.
Besonders viele Schüler drängen sich in den Klassenzimmern der Berufsbildenden Höheren Schulen: "Wir haben uns gegen eine Beschränkung auf 25 Schüler gewehrt, weil wir sonst vielen jungen Menschen die Chance nehmen, eine HTL oder eine HAK zu besuchen", sagt Jürgen Rainer, Gewerkschafter für die berufsbildenden Schulen. "Stattdessen einigten wir uns mit dem Ministerium, dass wir die hohe Drop-out-Rate senken, indem wir durch Individualisierung gerade die Schwachen in den ersten Klassen fördern. Damit sind wir sehr erfolgreich. Das Bildungsministerium hat sich so 36 Millionen Euro erspart, weil weniger die Klasse wiederholen."

Drop-out

Das Problem: "Weil weniger durchfallen, sind jetzt auch die zweiten Klassen voll. Doch das Programm läuft nicht weiter. Meine Befürchtung ist, dass jetzt die Schwachen mit einem Jahr Verzögerung herausfallen. Ich wäre dafür, das Programm in den höheren Klassen fortzuführen."

Geht es nach der Aktion Kritischer SchülerInnen (AKS), sollte bei 33 Schülern pro Klasse Schluss sein: "Lehrer können sonst kaum auf die Schüler eingehen. Leistungsschwächere sind überfordert, Leistungsstarke unterfordert. Beides führt zu Demotivation und oft zum Sitzenbleiben", meint Eleonore Kleibel.

Nachteil

Auch in den AHS- Unterstufen sitzen häufig mehr Schüler als das Gesetz erlaubt. "Wir wissen von 40 Prozent", sagt AHS-Lehrergewerkschafter Gerhard Riegler. Er beklagt, dass die Gymnasien für die Senkung der Klassenschülerzahlen zu wenig Ressourcen vom Bildungsministerium erhalten. "Der Rechnungshof hat nachgewiesen, dass der AHS nicht einmal 6,1 Prozent der Mittel zugeteilt wurden, die das Ministerium für die Senkung der Klassengröße erhalten hat. Und das, obwohl es gerade im AHS-Bereich sehr viele übergroße Klassen gibt", ärgert sich Riegler. Zum Vergleich: Laut Statistik Austria saßen im Jahr 2010 660.000 Schüler in Volks- Haupt- und Polytechnischen Schulen, 114.000 in der AHS-Unterstufe.

Auch der Rechnungshof betont, dass an die Zahl 25 an der AHS-Unterstufe ein "Höchstwert" ist. Dieser Wert darf nur dann überschritten werden, "wenn alle Möglichkeiten zur Vermeidung eines derartigen Vorgehens erfolglos versucht worden sind." (Rundschreiben des Ministeriums vom April 1989, das noch immer in Kraft ist) "Mehr als 25 dürfen es also nur sein, wenn ansonsten Schüler abgewiesen werden müssten. Das ist aber nur bei 5 Prozent der Fall. In den restlichen Fällen liegt es daran, dass uns das Ministerium zu wenig Ressourcen zuteilt", sagt Riegler.

Beim Ministerium verweist man darauf, dass "im Schnitt jetzt in den AHS weniger sitzen als noch vor ein paar Jahren. Zudem kann jede AHS eine Neue Mittelschule werden. Dann erhält auch sie mehr Ressourcen. Sie muss dann aber auch jeden Schüler aufnehmen." Bundesschulsprecherin Conny Kolmann will, dass Schulen ausreichend Ressourcen erhalten, und die autonom verwalten.

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