Tierschutz: Aufrechte und richtige Haltung
„Fast jeder Zweite in Österreich kann als tierschutz-affin bezeichnet werden. Das legitimiert unsere Arbeit nicht nur, sondern erleichtert sie sehr“, sagt Helmut Dungler. Der Gründer und Geschäftsführer von Vier Pfoten präsentierte Dienstag mit Motivforscherin Sophie Karmasin die Ergebnisse der aktuellen Studie „Tierschutz 2020“. Die repräsentative Online-Umfrage machte zudem ein Anliegen der 1000 Befragten deutlich: Der Schutz der Tiere muss in den kommenden sieben Jahren an Bedeutung gewinnen.
„Wir erkennen eine große Verantwortung und einen klaren Auftrag“, sagt Dungler, der sich seit 25 Jahren für Legehennen, Löwen & Co. einsetzt – drei Beispiele zeigen, wie engagierte Arbeit zum Wohl der Tiere ausschauen kann.
„Ich bin zufrieden mit dem, was ich hab‘“, sagt Eva Weidner, Obfrau des Tierschutzvereins Burgenland, und nimmt Axel hoch. „Er ist alt“, sagt sie, könne kaum noch gehen, trotzdem hat der Rüde in St. Michael, Bezirk Güssing, ein feines Zuhause gefunden. Seit 16 Jahren ist die Tierschützerin mit ihrem privaten Verein für Vierbeiner im Einsatz. Unterstützung von der öffentlichen Hand gibt es keine. Den Hunden geht es dennoch gut. Hundebett, Fußbodenheizung und genügend Auslauf werden ihnen geboten – und was die Vierbeiner darüber hinaus zum Wohlfühlen brauchen. Ehrenamtliche Mitarbeiter führen die Tiere Gassi und versorgen sie. „Meine Kollegen sind fantastisch, ohne die könnte ich das nicht machen“, sagt Weidner. Drei Helfer sind mit der Pflege der herrenlosen Hunde beschäftigt, zwei kümmern sich um die Buchhaltung.
Hauptsächlich durch Spenden und Patenschaften für alte und kranke Hunde wird der Betrieb am Laufen gehalten. Mehr Geld könnte es natürlich sein. Die Tierarztkosten sind beträchtlich. (Alle Hunde älter als sechs Monate sind kastriert.) Der gemeinnützige Verein zum Wohl der heimischen Haustiere ist auf Futter- und Sachspenden angewiesen, man sammle eben und halte sich so über Wasser.
Hunde, die Hilfe benötigen, gibt es mehr als genug. „Viele binden ihr Tier einfach bei unserem Tor an oder stellen eine Schachtel mit Welpen hin“, sagt Weidner. Einige würden ihren Vierbeiner auch einfach abgeben, weil sie ihr Haustier nicht mehr wollen oder weil plötzlich eine Allergie aufgetreten ist.
Weidner ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Die Hunde werden nur an gute Plätze weitergegeben. „Wir schauen uns alle Interessenten genau an und bleiben auch mit ihnen in Kontakt.“ Eine schwierige Aufgabe: Ziel sei es jedes Mal, den Leuten ein neues Familienmitglied zu vermitteln. Gelingt das, ist Eva Weidner zufrieden.
Tierschutzverein Burgenland. Spenden: Raiffeisenbank, Konto-Nummer 408336, BLZ 33027.Kontakt: Eva Weidner, 0664 / 278 89 80.
„Ich bin das Gegenteil von radikal. Mir ist wichtig, Bewusstsein zu schaffen.“ Seit Jugendtagen setzt sich Helmut „Heli“ Dungler zielstrebig für das Wohl der Tiere ein. In den 1980ern tat er das im Stil der Zeit bei Straßendemos gegen Pelzfarmen, aktionistisch mit gehäuteten Kadavern und protestreich am Pharmazieball gegen Tierversuche. Heute ist er Manager mit einem großen Herz für Bären, Löwen sowie Hunde. Und Chef über 300 Mitarbeiter in 12 Ländern. Er betreibt Lobbying bei Politikern und Öffentlichkeitsarbeit bei Konsumenten. „Mit Wirtschaftskooperationen kann man schnell am meisten erreichen“, sagt der Stratege. Vor 25 Jahren gründete der heute 49-jährige Waldviertler mit Wohnsitz Wien „Vier Pfoten“.
Ein Viertel Jahrhundert für den organisierten Tierschutz – und Dungler wird nicht müde, die immer selben Fragen mit den immer selben Geschichten zu beantworten: Ein verwaistes Dolenküken, das er als Maturant zum gefiederten Freund aufzog, und schließlich doch in den wilden Schwarm entließ, zeigte ihm, dass Wildtiere niemals Eigentum des Menschen sein dürfen. Die Lehrmeinung an der Vetmed-Uni über das glückliche, sichere, saubere Leben von Legehühnern im Käfig veranlasste ihn, das Studium abzubrechen. Das Verbot von Legebatterien in Österreich zählt seit 2007 zu seinen Erfolgen. Die berührende Übersiedlung eines Löwen aus dem Betonzwinger eines rumänischen Zoos in das südafrikanische Vier Pfoten-Großkatzenrefugium Lionsrock bestätigte ihm, das Richtige zu tun.
„Ich werde meinen Job so lange machen, bis ich überflüssig bin“, sagt der humorvolle Menschenfreund. Beim Projekt Tanzbären ist ihm das bereits gelungen. Die letzten drei Tiere aus Serbien leben unter artgemäßen Bedingungen im österreichischen Bärenpark Arbesbach. „Es ist ein gutes Gefühl, eine Sache zu Ende zu bringen“, sagt der Träger des Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik.
Noch am Anfang steht die Stiftung mit dem Spendengütesiegel beim Abstellen des Hundeschmuggels. Aber Dungler hat längst bewiesen, dass er durchhalten kann.
Bei Gudrun Braun ist immer etwas los. Ein Hund, zwei Zwergpapageien, ein Aquarium mit Fischen, zwei Schildkröten und ein dreibeiniger Igel leben mit der zweifachen Mutter unter einem Dach. „Die Freunde meiner Kinder hatten oft gar kein Verständnis für unsere Haustiere. Sie bedrängten den Hund und trauten sich nicht, die Schildkröte anzugreifen.“ Grund genug für die Biologin, ein Konzept zur Bewusstseinsbildung zu erarbeiten. Motto: Wissen beugt Tierleid vor. Seit zwei Jahren bietet der Verein „Tierschutz macht Schule“ nun ihren „Pet Buddy“ an.
„Es ist eine Ausbildung für 8- bis 14-Jährige. Sie lernen an zwei Vormittagen den richtigen Umgang mit Haustieren und können ihr Wissen als Botschafter der Tiere weiter geben“, erklärt Braun. Wie nähert man sich einem Hund? Sind Kaninchen ohne Artgenossen glücklich? Wie vermeidet man, dass die Katze aus dem Fenster stürzt? Können Reptilien daheim artgemäß gehalten werden? „‚Pet Buddy goes to school‘ ist der absolute Renner“, freut sich die 44-jährige Wienerin, die mit einer Kollegin Schulklassen aus ganz Österreich in Sachen Tierschutz aufklären will; dienstags im Tierschutzhaus in Vösendorf, donnerstags im Tiergarten Schönbrunn. Mittlerweile fördert das Unterrichtsministerium das Projekt.
„Meine Begeisterungsfähigkeit steckt an“, sagt die Frau, die sich selbst als energiegeladen, offen und lustig beschreibt. Ihre didaktischen Erfahrungen sammelte sie einst in der Zooschule, heute stellt sie die Gabe zu vermitteln auch bei Schulführungen im Tierschutzhaus unter Beweis. „Ich wünsche mir mehr Brückenarbeit, alle Tierschutzorganisationen in Österreich sollen enger zusammen arbeiten“, träumt Braun von der Zukunft. Zunächst steht für die Tierfreundin, die soeben ihr Buch „Mensch und Hund – ein starkes Team“ in Druck gegeben hat, aber die Entwicklung eines Harmonieprogramms für Kleintiere und deren Halter auf dem Programm.
Pet Buddy. Kontakt: Gudrun Braun 0676 / 544 34 73. www.tierschutzmachtschule.at
Kommentare