Seit wenigen Tagen gibt es erstmals eine einfache Bekämpfungsmaßnahme, bevor die Larven infiziert werden: Das US-Landwirtschaftsministerium genehmigte vergangene Woche eine Schluckimpfung für Honigbienen. Der gentechnikfreie Impfstoff enthält abgetötete Bakterien und wird in das Futter gemischt, das von den Arbeitsbienen gefressen wird. Der Impfstoff geht von den Arbeitsbienen in das Gelée royale über, das wiederum die Königin frisst. Sie nimmt den Impfstoff auf, dessen Fragmente sich in ihren Eierstöcken ablagern. Die sich entwickelnden Larven sind beim Schlüpfen immun.
Der Name der Krankheit bezieht sich nur auf die Erstbeschreibung in den USA vor 119 Jahren – die Krankheit ist auf allen Kontinenten, auf denen die Westliche Honigbiene vorkommt, weit verbreitet: Allein in Österreich verzeichnen Imker 50 bis 100 Ausbrüche der meldepflichtigen Krankheit. Die Wirksamkeit der „Schluckimpfung“ bewies übrigens die Universität Graz in einer internationalen, placebokontrollierten Studie im Auftrag des US-Biotech-Start-up Dalan Animal Health an 30 Bienen.
Die Grazer Bienenforscherin Dalial Freitak schilderte in einem Interview im Herbst, wie sich die Immunisierung auf die Nachkommen auswirkt: „Wir konnten zeigen, dass Larven nach der Impfung ihrer Königin gegen Faulbrut deutlich resistenter waren als der Nachwuchs der Kontrollgruppe, die ein Placebo erhalten hat.“
Aus Sicht der Zoologin eröffnet die innovative Behandlungsweise „völlig neue Perspektiven, um schwere Krankheiten bei Insekten zu bekämpfen“. Der kalifornische Imker-Verband jubelt bereits über die Erfolgsmeldung im neuen Jahr – die bedingte Lizenz des US-Ministeriums wurde für zwei Jahre erteilt: „Dies ist ein großer Fortschritt für Imker, da wir auf antibiotische Behandlungen (Anm: in Österreich nicht erlaubt) angewiesen sind, die nur begrenzt wirksam sind und viel Zeit und Energie für die Behandlung unserer Bienenstöcke erfordern“, erklärte Trevor Tauzer, Vorstandsmitglied der California State Beekeepers Association.
Auch Reinhard Hetzenauer, Präsident des Österreichischen Imkerbundes, ist „sehr interessiert“ an den Forschungsergebnissen: „Freilich müsste so ein Impfstoff bei uns erst zugelassen werden. Honig ist in Österreich ein reines Naturprodukt, das strengen Auflagen unterliegt – bis jetzt ist auch kein Medikament zum Bekämpfen der Krankheit zugelassen.“
Mehr als 33.000 Imkerinnen und Imker mit rund 456.000 Bienenvölkern sichern die Bestäubung der Wild- und Nutzpflanzen. Berufsimker mit mehr als 150 Bienenvölkern gibt es in Österreich wenige. Dagegen ist der Anteil der Nebenerwerbs- und Freizeitimker mit knapp 99 Prozent sehr hoch. Hetzenauer zeigt sich zufrieden: „Durch die vielen Initiativen und durch das große Interesse an den Bienen kann eine flächendeckende Bestäubung in Österreich sichergestellt werden: Wir haben wieder so viele Imker wie vor 20 Jahren. Das Interesse an Imker-Anfängerkursen ist ungebrochen hoch. Bei den Bienenvölkern haben wir die Anzahl von vor 20 Jahren noch nicht erreicht.“
Generell durften sich Österreichs Imker vergangenes Jahr über eine gute Ernte freuen – genaue Zahlen fehlen noch, diese dürfte aber die Vorjahres-Produktion von 4.100 Tonnen übertroffen haben. Das liegt an den warmen, trockenen Temperaturen im Jahr 2022. „Die Entwicklung der Natur hat zwei bis drei Wochen früher begonnen, aber auch früher geendet. Normalerweise geben Pflanzen bis Ende Juli Nektar – nur im Osten Österreichs, wo zum Beispiel Sonnenblumen wachsen, gibt es länger Nahrung für die Bienen.“
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