Suche nach Schiefergas löst Erdbeben aus

Schiefergasförderung in Südost-Polen
Der Zusammenhang von Schiefergasförderung und leichten Erdbeben ist wissenschaftlich erwiesen.

Ich fürchte, Fracking hat in Österreich keine Zukunft. Was ich schade finde. Als Wissenschaftler und Staatsbürger hätte es mich interessiert, zu untersuchen, ob wir wirklich vom Russengas abhängig sind." Das sagt der Erdölgeologe Reinhard F. Sachsenhofer von der Montan-Universität Leoben über das neue Feindbild der Umweltschützer in Österreich. Sorge ums Grundwasser und die seit den 1960er-Jahren bekannte Möglichkeit, durch das Einpressen von Flüssigkeit in den Boden Beben auszulösen, haben den Ruf von Fracking ruiniert.

Jüngst bestätigt wurde dieser Zusammenhang für ein Beben der Stärke 3 im US-Bundesstaat Ohio vom März 2014. Als das Fracking in der betroffenen US-Gemeinde infolge der Erschütterungen eingestellt wurde, klang die seismische Aktivität wieder ab, berichtete Robert Skoumal von der Miami Universität in Oxford. "Die Erdbeben in der Gemeinde Poland traten in einer sehr alten, präkambrischen Gesteinsschicht auf, in der vermutlich schon zahlreiche seismische Verwerfungen vorhanden waren", so der Forscher weiter.

Ein Beben der Stärke 3 spürt man, es verursacht aber üblicherweise keine Schäden. Das stärkste bis jetzt aufgezeichnete Erdbeben, dass durch Fracking-Aktivitäten ausgelöst wurde, wurde 2013 aktenkundig. Es erreichte die Magnitude 3,8, aufgetreten ist es im Horn River Basin in Kanada.

Zu wenig PS

Meistens kommt es zu keinen klassischen Beben, sondern nur zu geringfügigen Erschütterungen, sagt Bergbau-Experte Herbert Hofstätter. "Sie müssen sich das so vorstellen: Wenn ein Lastwagen oder die Eisenbahn vorbeifährt. Jeder Eingriff in die Natur, ob die Suche nach Wasser oder Energie, oder der Abbau von Steinkohle, verursacht geringfügige Erschütterungen. Früher konnten wir sie nur nicht messen." Beben, die gravierende Schäden hervorrufen, könnte die Technologie nicht auslösen, sagt Hofstätter, "dazu fehlen uns wahrlich die PS".

Der Umweltdachverband lehnt Fracking grundsätzlich ab: Die Nutzung von Erdgas sei unter anderem klimaschädlich. Investitionen in die Erschließung der heimischen Schiefergasvorkommen daher ein Rückschritt auf dem Weg zur Energiewende. "Das würde uns auf Jahrzehnte an teure und umweltschädliche fossile Rohstoffe binden", sagt Wasser-Expertin Stefanie Schabhüttl.

Auf Jahrzehnte hinaus? Angeblich ruhen 18.000 Milliarden Kubikmeter Schiefergas in europäischem Boden, rechnerisch ergeben sich daraus, bei einem jährlichen Verbrauch von 500 Milliarden, tatsächlich mehr als 30 Jahre Energie. Doch das, sagt der Geologe Sachsenhofer, seien Hausnummern. Selbst die Hochrechnungen für Schiefergas-Hoffnungsgebiete wie Polen oder die Ukraine "beruhen eigentlich auf Nicht-Daten", sagt der Experte. In Österreich sei ebenfalls unklar, wie viel technisch und wirtschaftlich förderbares Schiefergas in den Böden schlummert. Im Weinviertel ist man in 4,5 km Tiefe zwar auf eine ausreichend mächtige feinkörnige Schicht gestoßen, die Suche wurde aber vor rund zwei Jahren wegen Bürgerprotesten und fehlendem politischen Rückhalt eingestellt. Sachsenhofer: "Die Schicht war weit weg vom Grundwasserträger, aber in einer Tiefe, wo ich mich schon frage, ob sich das je gerechnet hätte".

Zu wenig Akzeptanz

In Deutschland, wo es zur Technologie einen Gesetzesentwurf gibt, ist Fracking ein ähnliches Reizwort wie in Österreich. Der Geowissenschaftler Hans-Joachim Kümpel meint: "Die größte Herausforderung für den Einsatz von Fracking ist heute die Gewinnung von Akzeptanz".

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