Mann aus dem Eis: Neues über seine Herkunft

Die Gletschermumie wurde 1991 in den Ötztaler Alpen im Grenzgebiet von Italien und Österreich gefunden.
Während genetische Linie von Ötzis Vater in ganz Europa verbreitet war, kam mütterliche Linie nur im Alpenraum vor.

Der mütterliche Familienzweig von Ötzi ist höchstwahrscheinlich ausgestorben. Das fanden Forscher der Europäischen Akademie Bozen (Eurac) heraus, nachdem sie das Erbgut der Gletschermumie mit dem von 1.077 Menschen verglichen hatten. Auch über die Abstammungslinie der Mutter berichten sie im Journal "Scientific Reports": Sie habe einer kleinen, lokalen Alpenbevölkerung angehört.

Die Forscher hatten das Erbgut aus den Mitochondrien, den Energiekraftwerken der Zelle, des 5.300 Jahre alten Mann vom Hauslabjoch untersucht. "Die mitochondriale DNA erzählt uns, gemeinsam mit dem Y-Chromosom, die genetische Geschichte des Menschen", sagte die Erstautorin der Studie, die Biologin Valentina Coia. Diese mitochondriale DNA verändere sich nur sehr langsam und werde nur von Müttern weitergegeben.

Die analysierten Daten stammten zum Großteil aus älteren Studien, wurden aber durch 42 neue Proben aus dem Alpenraum ergänzt. Ergebnis: Der mütterliche Familienzweig von Ötzi ist aller Wahrscheinlichkeit nach ausgestorben. Eine Studie von 2008 war auch zu diesem Schluss gekommen, hatte aber nur 85 Proben analysiert, die von Menschen außerhalb des Alpenraums stammten. Einen Grund für das Aussterben zeigte ein Vergleich des Erbguts von Ötzi mit dem anderer Funde aus der Jungsteinzeit. Demnach kam die mütterliche Linie zu der Zeit wahrscheinlich nur im Alpenraum vor.

Die genetische Linie von Ötzis Vater hingegen war in der Jungsteinzeit in ganz Europa verbreitet und findet sich dort auch heute noch. Bereits 2013 waren bei einer Studie des Instituts für Gerichtliche Medizin der Universität Innsbruck 19 lebende männliche Verwandte von Ötzi in Tirol aufgespürt worden. Damals wurden DNA-Analysen von rund 3.700 Männern erstellt, die in Tirol ihr Blut spendeten. Die väterliche Linie Ötzis gehört zu einer genetischen Grundausstattung, die bei den ersten jungsteinzeitlichen Wanderbewegungen, vor circa 8000 Jahren, aus dem Nahen Osten nach Europa mitgebracht wurde.

Die Gletschermumie, die 1991 in den Ötztaler Alpen im Grenzgebiet von Italien und Österreich gefunden wurde, lagert im Archäologischen Museum im italienischen Bozen. Seit 25 Jahren wird er von Dutzenden Wissenschaftern auf seine Abstammung, seine Krankheiten und seine Lebensumstände untersucht. So ist unter anderem bekannt, dass Ötzi getötet wurde: Er hatte gebrochene Rippen und eine Pfeilspitze in der Schulter. Zudem soll er kurz vor seinem Tod Ziegenbock-Fleisch gegessen haben. Zuletzt war unter anderem entdeckt worden, dass der weltberühmte Mann aus dem Eis mit dem Magenkeim Helicobacter pylori infiziert war. Ebenso, dass seine Ahnen aus Asien abstammen.

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