Dinos waren heißblütig

Dinos waren heißblütig
Wie Forscher es schafften, die Körpertemperatur der längst ausgestorbenen Riesenechsen zu bestimmen.

Kleine Köpfe, große Körper und langsamer Stoffwechsel – wenn von Dinosauriern die Rede ist, drängt sich der Eindruck von dumpfen, trägen und wechselwarmen Giganten auf. Doch dieses Bild scheint zu trügen: Bei den vor 65 Millionen Jahren ausgestorbenen Riesenechsen könnte es sich um Hochleistungsmodelle der Evolution gehandelt haben. Forscher haben nun herausgefunden, dass einige Dinosaurier ihre Körpertemperatur aktiv mithilfe ihres Stoffwechsels regulieren und deutlich über die Umgebungstemperatur anheben konnten. Die dazu gehörige Studie wurde eben in Nature Communications veröffentlicht. Anders als die heutigen Reptilien mussten sich die Dinos somit nicht von der Sonne aufheizen lassen, um aktiv zu werden.

Urzeit-Thermometer

Dinos waren heißblütig
epa01855335 Dinosaur eggs (foreground) and a skeleton of an Allosaurus (background) are displayed at the Grand Palais in Paris, France 10 September 2009. A private collection of dinosaur skeletons is exhibited at the Collector's Fair held at the Grand Palais between 11 and 20 September. EPA/IAN LANGSDON
Als "Thermometer" verwendeten die Wissenschaftler 70 bis 80 Millionen Jahre alte, fossile Dino-Eier von Titanosauriern aus Argentinien und von Oviraptorosauria aus der Mongolei. Genauer gesagt das Mineral Kalzit in den Schalen. Dabei maßen die Wissenschaftler die Häufigkeit, mit der die beiden seltenen schweren Isotope Kohlenstoff-13 (13C) und Sauerstoff-18 (18O) im Kalzit vorkommen. "Die sind sozusagen unser Quecksilber im Thermometer, mit dem wir die Körpertemperatur auf etwa zwei Grad genau bestimmen können", sagt Studien-Mitautor Thomas Tütken, Geowissenschaftler an der Universität Mainz.

Wie häufig 13C und 18O eine Verbindung eingehen, wird von der Mineralbildungstemperatur bestimmt: Je höher die Körpertemperatur bei der Bildung der Eier war, desto seltener binden sich die beiden schwereren Isotope.

Zum Vergleich wurden die Eierschalen von modernen Vögeln, den Nachfahren der Dinosaurier, herangezogen. Die meisten heute lebenden Tiere wie Reptilien, Amphibien oder Fische sind wechselwarm oder ektotherm. Ihre Körpertemperatur hängt von der Umgebungstemperatur ab und schwankt stark. Andere Tiere sind gleichwarm oder endotherm. Sie regulieren ihre Körpertemperatur von innen über ihren Stoffwechsel. Der Mensch und andere Säugetiere gehören dazu oder auch Vögel.

Zu welcher Gruppe die Dinosaurier gehörten, ist bisher nicht ganz geklärt. Es gibt Vermutungen, dass sie irgendwo zwischen beiden Gruppen liegen könnten – eine Theorie, die jetzt von der Untersuchung der Forscher um Robert Eagle von der University of California in Los Angeles gestützt wird. "Die von uns gemessenen Temperaturen lassen vermuten, dass zumindest einige Dinosaurier nicht vollständig endotherm waren wie die modernen Vögel", sagte Eagle. "Sie waren vermutlich ein Mittelding, irgendwo zwischen modernen Alligatoren und Krokodilen und den modernen Vögeln. Zumindest für die Oviraptorosauria liegt das nahe." Und Tütgen ergänzt: "Bei den großen Sauropoden lag die Temperatur bei etwa 38 Grad." Vertreter der kleineren Oviraptorosauria kamen auf eine deutlich niedrigere Körpertemperatur von circa 32 Grad. Das ist allerdings immer noch etwa sechs Grad wärmer als die damalige Durchschnittstemperatur im Sommer. Die Forscher vermuten deshalb, dass die Tiere ihre Körpertemperatur von innen heraus regulieren konnten.

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