Störungsfreier Empfang für 100 Mio. Handys
Wissenschafter der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt haben einen digitalen Filter entwickelt, der den störungsfreien Empfang von Mobiltelefonen garantieren soll. Der innovative Filter wurde in Kooperation mit dem Austrian Center of Competence in Mechatronics und der Intel-Tochter Danube Mobile Communications Engineering in Linz realisiert und soll in den kommenden Jahren in 100 Millionen Geräten verbaut werden.
Ein Vorteil von Mobiltelefonen ab der Mobilfunkgeneration UMTS ist, dass sie gleichzeitig Daten senden und empfangen können, was bei der mobilen Nutzung von Internet und eMail eine wichtige Rolle spielt. Da sowohl der Empfang als auch das Senden über einen einzigen eingebauten Chip abgewickelt werden, kann es dazu kommen, dass Teile des Sendesignals das Empfangssignal überlagern und eine Störung verursachen. Wird auch über UMTS telefoniert, kann sogar ein Gesprächsabbruch die Folge sein.
Funkzellen
Schon bisher hatte man das Problem im Griff. Allerdings kamen aufgrund der unterschiedlichen Frequenzbänder, über die in den verschiedenen Ländern telefoniert und Daten gesendet werden, meist mehrere externe Filter zum Einsatz, die nicht direkt auf dem Chip inkludiert waren.
Auf der Suche nach einer platz-, energiesparenden und vor allem auch kostengünstigeren Lösung haben die Forscher in Klagenfurt in vier Jahren einen hocheffizienten Algorithmus entwickelt, der diese Filter ersetzt und zudem für alle weltweiten Standards funktioniert.
Platzsparend
Als einer der größten Vorteile des eingesetzten Algorithmus gilt, dass er unabhängig von den verwendeten Frequenzbändern funktioniert, die in den verschiedenen Ländern für Mobilfunk vorgesehen sind. Anders als die bestehenden Lösungen ist der Filter nicht fix eingestellt, sondern passt sich an die Gegebenheiten an. So muss er auch im laufenden Betrieb nachjustieren, da sich die Sendeleistung je nach Aufenthaltsort des Mobilfunk-Kunden ständig verändert. Die Adaptionen dauern dabei nur wenige Mikrosekunden. Dass man den Anteil von Störungssignalen mittels eines ausgeklügelten Algorithmus auch in der Praxis genau schätzen und schließlich wieder herausrechnen kann, hat die Forscher selber überrascht. Über die in Linz angesiedelte Intel-Tochterfirma Danube Mobile Communications Engineering (DMCE), welche die Nummer zwei am Weltmarkt für die in Handys eingebauten RF-Transceiver ist, wird der innovative Filter in den kommenden fünf Jahren in etwa Hundert Millionen Mobiltelefonen landen. DMCE zählt praktisch alle führenden Handy-Hersteller zu seinen Kunden.
Patentierung
Damit der digitale Filter nicht Nachahmern zum Opfer fällt, wurden weltweit bereits die entsprechenden Patente angemeldet. Die Erfindung wurde zudem erfolgreich an DMCE verkauft und sichert somit weitere Forschungsvorhaben. „Das Projekt ist ein gelungenes Beispiel für die Zusammenarbeit von Industrie und Forschung“, sagt Huemer.
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