Singen kann jeder – besonders zu Weihnachten

Singen kann jeder – besonders zu Weihnachten
Advent-Rituale Teil 19: Musizieren am Adventkranz oder unter dem Christbaum schafft ein Gefühl von Gemeinschaft.

Leise rieselt der Schnee, Es wird scho glei dumpa, Kling Glöckchen, O du fröhliche – Musizieren zählt bereits im Advent in vielen Familien zu den beliebtesten Traditionen, am Heiligen Abend erreicht das gemeinsame Singen mit „Stille Nacht“ traditionell seinen Höhepunkt.

„Das Singen in der Familie oder Kirchengemeinde gibt es schon sehr lange. Überall, wo Menschen beieinander waren, haben sie früher oder später gemeinsam gesungen“, erzählt Eva Maria Hois vom steirischen Volksliedwerk. Sie arbeitet im Büro für Weihnachtslieder, das jedes Jahr ein Liederbuch mit den bekanntesten Weihnachtsliedern herausgibt. „Zigtausende“ seien seit der Gründung vor 27 Jahren an Gesangeswillige verteilt worden. „Wir wollen das gemeinsame Singen in der Familie fördern“, sagt Hois – schließlich sei die Tradition seit Mitte des 20. Jahrhunderts rückläufig. „Früher musste man sich selbst Musik machen, seit der Verbreitung der Medien, vor allem Radio und diverse Abspielgeräte, ist sie jederzeit für jeden verfügbar. Das schränkt das eigene Tun ein, da man ständig mit perfekt aufgeführter Musik konfrontiert wird.“

Nicht nur im privaten Kreis, auch im professionellen Rahmen hat sich Adventsingen als vorweihnachtliche Tradition etabliert. Das wohl bekannteste findet seit 70 Jahren im Großen Festspielhaus in Salzburg statt: 36.000 Besucher lauschen jedes Jahr dem volkstümlichen Gesang von mehr als 150 Musikanten, Schauspielern und Hirtenkindern. Noch früher, nämlich im Jahr 1916, wurde in Graz erstmals das Steirische Krippen- und Liederkonzert aufgeführt: Zwei Volkskundler hatten während des Ersten Weltkriegs die Idee, dem städtischen Publikum Volkslieder näherzubringen. „Das Konzert gibt es bis heute“, sagt Hois.

Was rät sie Menschen, denen schon der Anblick des Liederbuchs Schweißperlen auf die Stirn treibt? „Jeder kann singen! Es geht nicht um perfektes Musizieren, sondern um das Gemeinschaftsgefühl. Man blendet beim Singen automatisch Sorgen und Ärger aus. Wenn man sich darauf einlässt, spürt man, wie gut es einem tut.“

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