Schwänzen hat keine Konsequenzen

Schwänzen hat keine Konsequenzen
In einer KMS sollen Schulschwänzer Versäumtes nachmittags nachholen. Zwingen kann man die Schüler dazu aber nicht.

Ayse* kommt regelmäßig eine halbe Stunde zu spät. Kevin kommt nachmittags grundsätzlich nicht. Alex ist seit Wochen gar nicht in der Schule. Etwa zehn Prozent der Schüler einer Kooperativen Mittelschule (KMS) in Wien kommen zu spät – vor allem in den 3. und 4. Klassen.

Die Pädagogen überlegten sich, wie sie die Schüler dazu bringen könnten, pünktlich zu kommen. Dabei fiel ihnen ein Gesetz ein (§ 8 Schulordnung) : Danach kann ein Schüler dazu verpflichtet werden, versäumte Pflichten in der Schule nachzuholen – unter Aufsicht eines Pädagogen. Die Lehrer hätten sich bereit erklärt, in ihrer Freizeit am Nachmittag in die Schule zu kommen. Auch die Schüler und Eltern befanden das als gute Idee. Denn: "Nur eine Konsequenz, die die Schüler sofort zu spüren bekommen, wirkt", meint ein Schülervertreter aus eigener Erfahrung.

Den Lehrern ging es dabei nicht so sehr ums Strafen: Sie wollten, dass die Schüler lernen, dass sie sich an Regeln halten müssen. Eine wesentliche Voraussetzung, wenn sie im späteren Berufsleben erfolgreich sein wollen. Gemeinderätin Isabella Leeb, VP-Bildungssprecherin in Wien, hat den KURIER mit der Geschichte konfrontiert. Sie kann das nur bestätigen: "Ich kenne Fälle, wo sich Lehrlinge wundern, dass sie in der Probezeit gekündigt werden, wo sie doch ,nur 30 Minuten" zu spät zur Arbeit gekommen sind."

Keine Lösung

Die Pädagogen setzten sich daraufhin mit dem neuen Schulschwänz-Beauftragten des Wiener Stadtschulrats zusammen, Horst Tschaikner. Der hat aus juristischer Sicht Zweifel, ob man die Jugendlichen zwingen kann, am Nachmittag in die Schule zu kommen. "Nachsitzen im Sinne von Zeit absitzen ist nicht erlaubt", sagt er. "Sehr wohl erlaubt ist es aber, dass Schüler unter Aufsicht den Stoff nachholen. Da gibt es eine Grauzone. Das hält jede Schule anders." Eine Lösung für das Problem wusste Tschaikner also nicht.

Für die Pädagogen ist der Gesetzgeber gefragt. "Es muss andere Sanktionsmechanismen geben. Jetzt ist geplant, dass es erst nach zehn Tagen zu Gesprächen mit Eltern kommt. Das ist zu lange. Es muss sofortige Sanktionen geben." Die Pädagogen wünschen sich hilfreichere Gesetze. Und Unterstützung von Sozialarbeitern und Psychologen. "Von denen haben wir in Österreichs Schulen viel zu wenig."

In Tirol setzt die Schulbehörde auf Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus. Bei einem Pilotprojekt, werden ab kommendem Schuljahr Eltern über das Fehlen ihrer Kinder in der Schule per SMS informiert.

*Namen von der Redaktion geändert

INFO: Während der Ferien gibt es keine Telefon-Hotline, Fragen können per eMail an schueleranwalt[a]kurier.at gerichtet werden. Als Stoffwiederholung für Schüler wird an dieser Stelle jeden Dienstag ein Test erscheinen.

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