Schule der Zukunft ist noch Baustelle

Schule der Zukunft ist noch Baustelle
Aus zwei Schulen in der Landstraße wird ein rot-grünes Pilotprojekt. Die "Wiener Schule der Zukunft" soll entstehen.

Wir hoffen, dass wir bis Schulbeginn fertig sind", sagt Direktorin Ursula Grünwald. Ihre Schule, die VS Kleistgasse im 3. Bezirk, ist derzeit eine wüste Baustelle: Fassade und Fenster werden gerade runderneuert.

Eine Baustelle auf pädagogischer Ebene geht ab Herbst erst so richtig los: Mit der benachbarten Kooperativen Mittelschule Kölblgasse soll die Volksschule zur "Wiener Schule der Zukunft" zusammenwachsen. Unter diesem leicht hochtrabenden Titel wurde das Pilotprojekt im rot-grünen Koalitionsabkommen angekündigt.

An dem Standort mit seinen insgesamt rund 350 Schülern entsteht eine gemeinsame ganztägige Schule der 6- bis 15-Jährigen. Die Schüler können hier auch gleich das 9. Schuljahr absolvieren, wobei großes Augenmerk auf die Berufsorientierung und eventuell noch vorhandene Defizite (z. B. Rechtschreibung) gelegt werden soll.

Autonomie

Für das genaue Konzept des Unterrichts gebe es seitens der Stadt keine Vorgaben, betont Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ). Es wird bis Dezember von den Lehrern und Direktoren eigenständig entwickelt. Denkbar sind zum Beispiel Mehrstufenklassen (Schüler unterschiedlichen Alters werden in einer Klasse unterrichtet) oder eine flexible Gestaltung der Dauer der Schulstunden.

Eines kristallisiert sich jetzt schon heraus: Die inhaltlichen Schwerpunkte werden in den Bereichen Sprache, Theater und Musik liegen, wobei die Lehrer von externen Spezialisten aus diesen Gebieten unterstützt werden.

Voraussichtlich im September 2012 werden dann die ersten Taferlklassler nach dem neuen Konzept unterrichtet werden. Im Laufe der folgenden Jahre wird überprüft, welche Elemente sich bewährt haben und eventuell in anderen Schulen übernommen werden können.
"Unser Ziel ist es, in wenigen Jahren die Qualität dieser Schule so zu verbessern, dass auf sie ein Run einsetzt", sagt der grüne Gemeinderat Christoph Chorherr. Bei einer Schule in dieser Lage und mit nicht weniger als 40 verschiedenen Nationalitäten eine gewisse Herausforderung. "Wir haben aber ganz bewusst diesen Standort gewählt", sagt Oxonitsch. Vergleichbare weitere Pilotprojekte seien allerdings vorerst nicht geplant.

Genau das fordert der Bildungswissenschaftler Stefan Hopmann: "Gegen das vorliegende Konzept ist nichts einzuwenden. Eines kann man sich aber davon nicht erwarten: Dass man es - sofern es funktioniert - eins zu eins auf andere Schulen übertragen kann." Dafür würden an den einzelnen Standorten viel zu unterschiedliche Rahmenbedingungen herrschen. "Man sollte daher solche Projekte an mehreren Schulen starten. Schließlich gibt es gerade in Wien viele, die einen enormen Nachholbedarf haben. Die Gefahr ist, dass hier eine einzelne Musterschule, ein gut funktionierendes Konzept in einem Schaukasten, entsteht."

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