Schöne Mama darf nicht zur "Miss World"-Wahl antreten

Schön und kinderlos: Die Siegerin der "Miss France"-Wahl wird gekrönt
"Miss Ukraine" 2018 empört sich über die veralteten Teilnahmebedingungen des Beauty-Contests.

Die Kritik an den "Miss World"-Wahlen reißt nicht ab. Vor zwei Jahren kam heraus, dass der Chef der Miss-America-Organisation, Sam Haskell, frauenfeindliche eMails geschrieben hatte. Um das Image inmitten der #MeToo-Bewegung wieder gerade zu biegen, wurde der Schaulauf in Bademode abgeschafft. Jetzt erhebt eine Teilnehmerin Vorwürfe gegen den internationalen Schönheitswettbewerb: Das Model Veronika Didusenko wurde 2018 in ihrer Heimat zur Miss Ukraine gekrönt. Als die Organisatoren herausfanden, dass die 24-Jährige bereits Mutter ist, sei ihr der Titel wieder entzogen worden. Sie darf damit beim Miss-World-Bewerb nicht ihr Heimatland vertreten.

"Die Teilnahmebedingungen für Miss World sind diskriminierend... sie haben im 21. Jahrhundert keinen Platz", echauffierte sich Didusenko in einem Interview mit Radio 1 Newsbeat. Die Mutter eines fünfjährigen Sohnes möchte nun rechtliche Schritte einleiten. "Ich möchte sichergehen, dass die Regeln von Miss World die heutigen Lebenswelten von Frauen widerspiegeln - die beides haben können, eine Familie und eine Karriere."

"Demütigend und übergriffig"

Die 24-Jährige sei "überrascht" gewesen, als sie von der Jury auf Platz 1 gewählt wurde. Vier Tage später sei sie dann disqualifiziert worden. Didusenko gab an, dass sie die Regeln vor ihrer Bewerbung gelesen hatte, aber von den Organisatoren ermutigt wurde, teilzunehmen. Der nachträgliche Ausschluss habe sich "demütigend und übergriffg" angefühlt. "Warum sollte eine Frau ausgeschlossen werden, weil sie Mutter ist? Das ergibt keinen Sinn. Nur weil ich ein Kind habe, bedeutet das nicht, dass ich meinen Job schlechter mache."

Der Titel "Miss World" wird seit 1951 ausschließlich an kinderlose Frauen verliehen. Die Chefin von "Miss England" rechtfertigte diese Bedingung im Jahr 2014 damit, dass es für Siegerinnen schwierig sei, die Aufmerksamkeit zwischen den Missen-Verpflichtungen und den Kindern aufzuteilen. "Es ist unfair für das Kind und die Familie, die Mutter ein Jahr lang von zu Hause wegzunehmen, während sie überall auf der Welt für Charity-Organisationen wirbt", so Angie Beasly damals.

Beispiel an der Modebranche

Ein Argument, das Veronika Didusenko nicht nachvollziehen kann. Ihr Sohn habe enorm davon profitiert, bereits in jungen Jahren fremde Länder zu bereisen. Im Prozess wird sie von dem Menschenrechtsanwalt Ravi Naik vertreten. Sie hofft, dass "Miss World" die Regel ändern wird und den Beauty-Contest für alle Frauen öffnet: "Das kann helfen, Geschlechterstereotype zu durchbrechen und Frauen zu bestärken. Modehäuser inkludieren bereits regelmäßig schwangere Frauen, Plus-Size-Frauen und Models aller Altersstufen. Schönheitswettbewerbe sollten diesem Beispiel folgen und alle Frauen gleichermaßen feiern."

Die "Miss World"-Organisation hat sich bisher nicht dazu geäußert. Die Wahl zur schönsten (kinderlosen) Frau der Welt findet am 14. Dezember in London statt.

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