Richard III. in Leicester beigesetzt

Weiße Rosen an der Stelle, wo Archäologen 2012 die Überreste von Richard III. entdeckten.
Weiße Rosen, Fans im Mittelalter-Kostüm und ein Schauspieler, der sich als Nachfahre entpuppt – das kuriose Begräbnis des einstigen Königs.

Wer in der Kathedrale keinen Platz fand, stand draußen und verfolgte die Zeremonie auf der Leinwand mit. Weiße Rosen schmückten den Sarg von Richard III. – das Symbol des Hauses York, dessen Herrschaft mit seinem Tod vor 530 Jahren zu Ende ging. Der König, der 1485 während der Schlacht von Bosworth fiel, wurde nach seinem Tod verscharrt. Seine Knochen galten lange als verschollen. Erst 2012 wurden sie von Archäologen entdeckt.

Richard III. in Leicester beigesetzt
Actor Benedict Cumberbatch (L) arrives with Canon Michael Harrison for the reinterment service of King Richard III at Leicester Cathedral, central England, March 26, 2015. King Richard III, the medieval English monarch whose remains were found under a car park three years ago, will be reburied today, nearly 530 years after he was slain in battle. REUTERS/Darren Staples
Neben offiziellen Gästen wie Gräfin Sophie von Wessex, Schwiegertochter der Queen, erschienen auch viele Schaulustige, einige sogar in mittelalterlichen Kostümen. Auch Richards Nachfahren erwiesen ihm die letzte Ehre. Der Prominenteste unter ihnen: Schauspieler Benedict Cumberbatch. Pünktlich am Vortag der Bestattung ließ der Historiker Kevin Schürer von der Universität Leicester die Medien wissen, dass ein Vorfahre von Cumberbatch ein Cousin zweiten Grades von Richard sei. Der "Sherlock"-Star las in der Kirche ein Gedicht vor. Außerdem soll er den Monarch bald in dem BBC-Zyklus "The Hollow Crown" darstellen. Queen Elizabeth II. blieb der Feier fern, ließ aber eine Botschaft überbringen, die als royale Rehabilitierung des Königs gilt, der angeblich zu Unrecht auf dem Thron saß und seine Neffen auf dem Gewissen haben soll – bewiesen ist es nicht.
Der Bestattung von Richard III. ging ein kurioser Veranstaltungsreigen der Stadt voraus. Zehntausende hatten in den vergangenen Tagen Richards letzte Reise von den Forschungsräumen der Universität in die Kathedrale begleitet oder stundenlang vor der Kirche gewartet, um einen Blick auf den Sarg zu werfen. Ab Freitag ist das Grabmal für Besucher frei.

Allerdings sind nicht alle Briten dem Richard-Fieber verfallen. Es erinnere an den Heiligenkult im Mittelalter, kritisierte der Historiker David Priestland im Guardian. Die Fernsehbilder aus Leicester ließen Großbritannien wie eine "völlig unwichtige Freizeitpark-Nation, die besessen von ihrer royalen Vergangenheit ist" wirken.

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