Wie Brixen Tradition und Urbanität verbindet
Exotische Tiere erwartet man hier, kurz nach dem Brenner und eingebettet zwischen hohen Bergen, eher nicht. Elefanten sind in Brixen, der ältesten Stadt Südtirols, allerdings etwas wie kleine Wahrzeichen. Wobei jeder zugeben muss: Der ältere der beiden Dickhäuter gleicht vom Körperbau eher einem Pferd, der Rüssel erinnert an eine geschwungene Trompete. Der andere ist rund achtzig Jahre jünger und ähnelt in seinen Proportionen schon mehr einem echten Elefanten.
So ungewöhnlich sie sein mögen, zur Stadt passt das. Und allemal sind sie Zeugen für die viele Jahrhunderte zurückreichende Geschichte der Stadt, als bedeutender Knotenpunkt auf dem Weg von Rom über die Alpen. Was die Elefanten betrifft: Der ältere zeugt davon, wie sich der Freskenmaler des historischen Kreuzgangs im fünfzehnten Jahrhundert den Dickhäuter, der im Alten Testament vorkommt, vorstellte.
Der jüngere war leibhaftig in Brixen. Anno 1551 stellte das riesige Tier namens Soliman, das als Geschenk aus Spanien an den späteren österreichischen Kaiser Maximilian ging, eine nie da gewesene Attraktion in der Alpengemeinde dar. Die Gaststätte, bei der der Dickhäuter einkehrte, hieß danach „Elephant“, das Tier selbst wurde an die Mauer gemalt. Beides ist bis heute so geblieben.
Flanieren
Kirchtürme en masse
Ein Stadtrundgang durch Brixen kann also durchaus kurzweilig sein, kann aber auch verwirren. Die Hofburg, bekannt aus Wien und Innsbruck, ist in Brixen der frühere Bischofssitz und beherbergt heute das Diözesanmuseum. Man flaniert gern durch die Anlage aus Renaissancebau und hübschen Gärten, ebenso durch die malerischen Gässchen der Altstadt mit ihren bunten Häuserfronten. Den Domplatz kann man dabei gar nicht versäumen; außer den zwei Türmen des Doms weist der zweiundsiebzig Meter hohe „Weiße Turm“ der Stadtpfarrkirche St. Michael die Richtung. Dass man von einem ganzen Dombezirk spricht, hängt mit der ebenso hier zu findenden Marienkirche, der Johanneskapelle und dem romanisch-gotischen Kreuzgang zusammen. Außer mit dem eingangs erwähnten Faszinosum des Pferde-Elefanten beeindruckt dieses Bauwerk durch seine Mischung aus romanischen und gotischen Fresken.
Trotz so viel geschichtsträchtiger Vergangenheit ist die Stadt nicht in der Verwaltung ihres Erbes stecken geblieben, sondern zeigt sich als modern, mit lebendiger Kulturszene. Im Mai findet das „Water Light Festival“ statt, bei dem sich lokale und internationale Künstler mit dem Thema Wasser beschäftigen. Wasser ist hier, am Zusammenfluss von Eisack und Rienz, ein Schlüsselthema. Zwanzig Trinkbrunnen sind im Ort zu finden, sogar der große „Lebensbrunnen“ am Domplatz zählt dazu.
Trendlokal im alten Schlachthof
Da sich mit gutem Wasser auch gutes Bier brauen lässt, ist eine Brauerei naheliegend. Die hat man im „Alten Schlachthaus“ gleich selbst gegründet und schenkt das „ViertelBier“ dort auch aus. Heute sieht man dem lebendigen Treffpunkt im Industrie-Chic seine Geschichte nicht mehr an.
Hundert Jahre beherbergte das Gebäude den Schlachthof der Stadt, nach Schließung in den 1980er-Jahren verfiel es. Mit ihrem Konzept für ein Kulturlokal überzeugten Lissi Tschöll und ihr Mann die Stadtverantwortlichen. Mit der Verbindung aus alter Substanz (Bodenpflaster und weiße Fliesen blieben, steinerne Fleischbänke wurden zur Bar) und neuem Inhalt ist das Szene-Lokal am Eisack-Ufer ein Botschafter für Brixener Lebensphilosophie.
Info
Klimafreundliche Anreise
Mit den ÖBB direkt oder mit Umstiegen in Innsbruck und am Brenner. Preise ab 69,90 Euro oebb.at
Essen
– Decantei: Wo einst die Domherren in der Dechantei residierten, gibt es heute regionale Wirtshausküche mit modernem Twist. decantei.it
Übernachten
– B&B Alter Schlachthof: Moderne Schlafkojen unter der historischen Dachschräge und auf alten Holzbalken. ÜN/F pro DZ ab 135 €, Appartements Weißer Turm oder Adlerbrücke ÜN/F pro DZ ab 200 Euro
– Hotel Elephant: Seit 1500 in Betrieb, heute 4*, ab 89 €/P. im DZ. hotelelephant.com
Einkaufen
– Pur Südtirol: Regionale Spezialitäten, pursuedtirol.it
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