Von Van Gogh in die Gegenwart: Arles am Ufer der Rhone

Von Van Gogh in die Gegenwart: Arles am Ufer der Rhone
Das französische Arles zieht seit den Zeiten von Vincent van Gogh Künstler von nah und fern an.

Malerisch sind die Gässchen und Plätze der Kleinstadt Arles am Rhône-Ufer sowieso. Die Kunstgeschichte hat sich obendrein in den Ort eingeschrieben, seit Vincent van Gogh von 1888 bis ’89 in dem Städtchen Quartier bezog und eines seiner produktivsten Jahre dort verbrachte – bis die Sache mit seinem ebenfalls hier weilenden Freund Paul Gauguin und dem abgeschnittenen Ohr passierte.

Als die Schweizer Milliardärin Maja Hoffmann – eine Erbin des Roche-Pharmakonzerns – 2021 dann ihr Zentrum namens LUMA eröffnete, ging plötzlich das Licht für die global ausgerichtete Gegenwartskunst an: Auf einer Industriebrache knapp außerhalb des Boulevards, der die Innenstadt umschließt, baute der Star-Architekt Frank Gehry einen weithin sichtbaren Turm, der das mediterrane Licht nach Vorbild der nahe gelegenen Gebirgskette Alpilles einfangen soll. Einen „Leuchtturm für die mediterrane Region“ nannte die Künstlerin Etel Adnan die neue Institution, in der ihre Arbeit – gemeinsam mit zahlreichen, von Star-Kurator Hans Ulrich Obrist geführten Interviews – prominent vertreten ist.

Ein Licht, das die Kunst anzieht

Der Turm, in dessen Inneren Jung und Alt auf einer Rutsche des Künstlers Carsten Höller abwärts sausen kann, ist allerdings nur Markstein eines Areals, das Arles drei neue Ausstellungs- und Veranstaltungshallen und einen Park beschert hat. Das Festival „Rencontres de la Photographie“, alljährlich Treffpunkt der Kunstfoto-Szene, profitiert davon.

Von Van Gogh in die Gegenwart: Arles am Ufer der Rhone

Das LUMA-Licht zieht zudem weitere Kunst-Unternehmungen an: Der koreanische Künstler Lee Ufan, bekannt für seine meditativen, minimalistischen Installationen, eröffnete im Frühjahr ein eigenes Museum in einem Innenstadt-Palais und platzierte einige Werke entlang der „Nécropole des Alyscamps“: Diese Allee, die über Jahrhunderte als Begräbnisort diente und mit Sarkophagen aus teils römischer Zeit gesäumt ist, hatten schon van Gogh und Gauguin in Gemälden verewigt.

Die „Fondation Vincent van Gogh“ in der Innenstadt ruht sich ihrerseits nicht auf der Magnetwirkung des berühmten Malers aus: Unter ihrer Leiterin Bice Curiger, die 2011 die Venedig-Biennale kuratierte und 2013 dem Ruf in die Provence folgte, hat sich das Haus zu einem Kunstzentrum mit herausragendem Programm entwickelt. Dass die Überlagerung von lokaler Tradition und internationaler Strahlkraft auch für Reibungen sorgt, liegt auf der Hand – momentan sieht es aber so aus, als würde Arles dadurch vor allem gewinnen.

Essen: La Croisée des Saveurs, 14 Boulevard des Lices: Restaurant mit feinen Tajines und anderen  Spezialitäten aus Nordafrika, ausgesprochen freundliche Bedienung  

Shoppen: Jeden Samstag wird auf dem Boulevard des Lices einer der größten Wochenmärkte der Provence abgehalten: Spezialitäten (besonders: Käse!) sind preisgünstig in Top-Qualität zu haben 

Ausruhen: Der Innenhof des  ehemaligen Hôtel-Dieu (Krankenhaus) wurde von van Gogh gemalt und ist heute als „Espace van Gogh“ der schönste Ort der Stadt, um  Kraft zu tanken  

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